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Gynäkologie

Neue Präparate und Zulassungserweiterungen

Mehr medikamentöse Optionen beim Mammakarzinom

Die Zahl der Neuentwicklungen und -zulassungen beim Mammakarzinom bleibt weiter atemberaubend hoch. Wir stellen neue Ergebnisse aus klinischen Studien und Real-World-Beobachtungen zu verschiedenen molekularen Subtypen des Mammakarzinoms vor.

Triple-negatives Mammakarzinom

Das Antibody-Drug-Conjugate (ADC) Sacituzumab Govitecan ist seit November 2021 zur Therapie des fortgeschrittenen oder metastasierten triple-negativen Mammakarzinoms (TNBC) zugelassen. Die Substanz ist als Monotherapie zur Behandlung von erwachsenen Patientinnen mit nicht resezierbarem oder metastasiertem TNBC indiziert, die zuvor zwei oder mehr systemische Therapien erhalten haben, mindestens eine gegen die fortgeschrittene Erkrankung. Eine Expertengruppe, die über Erfahrungen mit Sacituzumab Govitecan verfügt, hat jetzt erste konsentierte Empfehlungen für den praktischen Umgang mit dem ADC erarbeitet.

Das ADC wird intravenös an den Tagen 1 und 8 eines 21-tägigen Behandlungszyklus in einer Dosierung von 10 mg/kg über drei Stunden (in späteren Zyklen 1–2 Stunden) appliziert. Vor jeder Infusion wird eine Prämedikation empfohlen, um infusionsbedingten Reaktionen (IRR), insbesondere Übelkeit und Erbrechen, vorzubeugen. Zur IRR-Prophylaxe empfehlen die Experten eine Zwei- oder Dreifachkombination aus H1- oder H2-Blockern und Antipyretika, ggf. ergänzt durch ein Kortikosteroid. Zur Antiemese-Prophylaxe sollte vor der Behandlung die Kombination aus Dexamethason (8 mg, max. 12 mg) mit einem 5-HT3- und ggf. einem NK1-Rezeptorantagonisten gegeben werden.

Neutropenien zählten in der ASCENT-Studie zu den häufigsten Nebenwirkungen. Eine sekundäre Neutropenie-Prophylaxe mit G-CSF kann unter Sacituzumab Govitecan routinemäßig erwogen werden. Akute Diarrhoen bis Grad 2 werden standardmäßig mit Loperamid behandelt, idealerweise ergänzt durch eine Anpassung der Ernährung. Persistieren die Durchfälle, empfehlen die Experten, entweder Loperamid in hoher Dosis (4 mg plus 2 mg alle zwei Stunden) oder Opiumtinktur zu verabreichen.

Prof. Dr. med. Volkmar Müller (Hamburg) zieht ein positives Fazit. Sacituzumab Govitecan weist seiner Meinung nach für Patientinnen mit vorbehandeltem mTNBC ein eindeutig positives Nutzen-Risiko-Profil auf. Nebenwirkungen seien bei frühzeitigem Erkennen und optimaler Versorgung in der Regel reversibel. Zu Therapiebeginn komme es auf engmaschige Kontrollen sowie auf eine umfassende Aufklärung der Patientinnen an.

Trastuzumab-Deruxtecan bei HER2+

Auch bei Patientinnen mit nicht resezierbarem oder metastasiertem HER2-positivem Mammakarzinom besteht trotz der bislang verfügbaren Therapien ein hoher Bedarf an weiteren Behandlungsoptionen. Trastuzumab-Deruxtecan ist seit Anfang Februar 2022 in Deutschland verfügbar. Trastuzumab-Deruxtecan ist ein gegen HER2 gerichtetes Antikörper-Wirkstoff-Konjugat (ADC). Zugelassen ist Trastuzumab-Deruxtecan als Monotherapie zur Behandlung von erwachsenen Patientinnen mit inoperablem oder metastasiertem HER2-positivem Mammakarzinom, die bereits mindestens zwei gegen HER2 gerichtete Vortherapien erhalten haben.

Die Zulassung von Trastuzumab-Deruxtecan basierte auf den Ergebnissen der einarmigen Phase-II-Studie DESTINY-Breast01. Die mit Trastuzumab-Deruxtecan behandelten Patientinnen erreichten bei einem medianen Follow-up von 26,5 Monaten eine objektive Ansprechrate (ORR) von 62,0 % und eine mediane Dauer des Therapieansprechens (DoR) von 18,2 Monaten. Das mediane progressionsfreie Überleben (PFS) betrug 19,4 Monate. Das mediane Überleben (mOS) betrug 29,1 Monate. Im Median hatten die Patientinnen sechs Vortherapien erhalten. Das Risikoprofil von Trastuzumab-Deruxtecan zeigte sich in der Studie als gut handhabbar, und es kam zu wenigen durch unerwünschte Ereignisse bei der Langzeitbehandlung bedingten Therapieabbrüchen. In den aktualisierten Leitlinien der ESMO vom Oktober 2021 wird Trastuzumab-Deruxtecan bereits als neuer Standard in der Behandlung von HER2-positiven Patientinnen mit metastasiertem Brustkrebs genannt.

CDK4/6-Inhibitoren bei HR+ / HER2-

Anfang März 2022 gab der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) eine positive Empfehlung für die Erweiterung der Zulassung des CDK4/6-Inhibitors Abemaciclib bei frühem Brustkrebs. Danach kann Abemaciclib in Kombination mit einer endokrinen Therapie für die adjuvante Behandlung von erwachsenen Patientinnen mit Hormonrezeptor-positivem (HR+), humanem epidermalem Wachstumsfaktor-Rezeptor-2-negativem (HER2-), nodal-positivem Brustkrebs im frühen ­Stadium mit einem hohen Rezidivrisiko eingesetzt werden. Gegenwärtig ist Abemaciclib in der EU zur Behandlung von Frauen mit HR+, HER2- lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem Brustkrebs in Kombination mit einem Aromatasehemmer oder Fulvestrant als initiale endokrine Therapie oder bei Frauen mit vorangegangener endokriner Therapie zugelassen. Basis der Zulassungsempfehlung waren die Ergebnisse der Phase-III-Studie monarchE.

Auch Palbociclib ist angezeigt zur Behandlung von HR+ / HER2- lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem Mammakarzinom in Kombination mit einem Aromatasehemmer sowie in Kombination mit Fulvestrant bei Frauen, die zuvor eine endokrine Therapie erhalten haben. Zu diesem CDK4/6-Inhibitor liegen neue Real-World-Daten (RWD) vor. In einer retrospektiven Analyse elektronischer Patientenakten der Flatiron Health Analytic Database blieben die Patientinnen unter Palbociclib in Kombination mit Letrozol signifikant länger progressionsfrei und lebten länger als mit Letrozol allein. Neue Subgruppenanalysen ergaben, dass dies auch für Patientinnen mit Leber- und Lungenmetastasen gilt. Prospektive Real-World-Studien zeigen außerdem, dass der CDK4/6-Inhibitor in Kombination mit endokriner Therapie die Funktionalität und Lebensqualität – auch älterer Patientinnen – erhalten und deren Symptomatik lindern kann.

Last but not least liegen neue Daten für den dritten CDK4/6-Inhibitor Ribociclib vor. Subgruppenanalysen der Studie MONALEESA-2 zum Gesamtüber­leben unter Ribociclib sowie gepoolte Daten von MONALEESA-2, -3 und -7 bestätigen die Überlebensvorteile von Ribociclib mit verschiedenen endokrinen Therapiepartnern. In der finalen Auswertung von MONALEESA-2 wurde bei postmenopausalen Frauen mit HR+ / HER2- Brustkrebs unter Ribociclib in Kombination mit dem Aromatasehemmer Letrozol ein statistisch signifikanter Vorteil im Gesamtüberleben im Vergleich zu alleiniger Aromatasehemmer-Therapie in der Erstlinienbehandlung erreicht, unabhängig vom Ort und der Anzahl der Metastasen.  rm

Pressemitteilung Gilead Sciences vom 07.03.2022
Pressemitteilung Daiichi-Sankyo vom 01.02.2022
Pressemitteilung Lilly Deutschland GmbH vom 02.03.2022
Pressemitteilung Pfizer Pharma GmbH vom 28.02.2022
Pressemitteilung Novartis Pharma GmbH vom 12.12.2021

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