Wenn eine Lokaltherapie bei mittelschwerer bis schwerer Psoriasis vulgaris nicht mehr ausreicht, sollte möglichst schnell eine Systemtherapie begonnen werden. Als langjährig etablierte Firstline-Therapie stellt Dimethylfumarat auch auf lange Sicht eine gute Option dar – sogar in schwer zu behandelnden Lokalisationen.
Gemäß Schweregradeinteilung der Psoriasis handelt es sich bei einem Psoriasis Area and Severity Index (PASI) ≤ 10, einer Body Surface Area (BSA) ≤ 10 und/oder einem Dermatology Life Quality Index (DLQI) ≤ 10 um eine leichte Erkrankung [1], die zunächst topisch behandelt wird. Doch haben einige Menschen, die gemäß PASI und BSA noch als leicht betroffen gelten, dennoch einen hohen Leidensdruck und Einbußen in ihrer Lebensqualität, und erreichen mit einer Lokaltherapie alleine kein zufriedenstellendes Ergebnis. Daher wurden von einem europäischen Expertenkomitee die nachfolgenden
„Upgrade-Kriterien“ für an Psoriasis Erkrankte mit PASI / BSA ≤ 10 definiert, die sich auch in der aktuellen S3-Leitlinie finden [1,2]:
Liegt mindestens eines dieser Kriterien vor, ist auch bei PASI / BSA ≤ 10 eine Höherstufung des Schweregrads der Psoriasis auf „mittelschwer bis schwer“ möglich – und damit die Einleitung einer systemischen Therapie indiziert [1,2]. Seit nunmehr 30 Jahren stellt die orale Therapie mit Dimethylfumarat hier eine gut wirksame und dabei wirtschaftliche Option der systemischen Behandlung dar.
Patientenzentrierte Ziele erreichen
In der prospektiven, multizentrischen Studie UPSKIL aus Deutschland wurden aktuell Wirksamkeit und Verträglichkeit von Dimethylfumarat (DMF; Skilarence®) bei 180 Personen mit niedrigen BSA-/PASI-Werten und Beteiligung mindestens eines belastenden Areals im Sinne der Upgrade-Kriterien untersucht. Dabei stieg der Anteil der teilnehmenden Personen, die einen PASI < 3 erreichten von 7,9 % zu Studienbeginn auf 55,3 % in Woche 52 an (LOCF; Abb.). Darüber hinaus verbesserte sich die Lebensqualität unter der Therapie mit DMF. So erreichten 52,1 % der Behandelten in Woche 52 einen DLQI ≤ 5 im Vergleich zu 17,4 % bei Studienbeginn [3]. Auch der mittlere globale PGA konnte nach 52 Wochen von anfänglich 2,7 auf 1,8 gesenkt werden und wies auch stratifiziert nach Upgrade-Kriterien durchwegs eine Verbesserung auf: Einen (arealspezifischen) PGA von 0 erreichten nach 52 Wochen 24,4 % der Personen mit einem Befall sichtbarer Areale, 29,5 % derer mit Kopfbeteiligung, 44,2 % derer mit Genitalbeteiligung und 36,7 % der Personen mit Beteiligung von Hand-/Fußsohlen sowie 48,3 % derer mit Nagelbeteiligung. Diese Ergebnisse stehen auch im Einklang mit den bereits in der SKILL-Studie beobachteten Besserungen im Bereich schwer therapierbarer Regionen [4].
Komorbiditäten und Nebenwirkungen managen
Im Gegensatz zu anderen konventionellen Systemtherapien bei mittelschwerer bis schwerer Psoriasis weist DMF einen weiteren Vorteil auf: es kann auch bei häufigen Komorbiditäten, einschließlich kardiovaskulären und metabolischen Begleiterkrankungen, angewendet werden (Tab.) [13,14]. Dies ist ein wichtiges Auswahlkriterium, da 47,0 % der von Psoriasis Betroffenen zusätzlich an nicht-alkoholischer Fettlebererkrankung (NAFLD) leiden, 30,6 % an Adipositas und 29,7 % an Hypertonie [10,15,16]. Dank des sehr geringen Wechselwirkungspotenzials ist DMF auch für viele Patientinnen und Patienten geeignet, die eine Komedikation benötigen – was bei mehr als der Hälfte der Betroffenen (55,6 %) der Fall ist [17].
Langsam Aufdosieren, bedarfsgerecht anpassen
Für eine gelungene Therapie sollte die Behandlung stufenweise etabliert werden. Nach einem ausführlichen Aufklärungsgespräch wird DMF in der ersten Woche zunächst in einer Anfangsdosis von 30 mg einmal täglich verordnet. Danach kann eine Steigerung auf 30 mg zweimal täglich in der zweiten Woche und 30 mg dreimal täglich in der dritten Woche erfolgen. Ab der vierten Behandlungswoche ist bei der Standarddosierung die Einnahme einer Tablette mit 120 mg Wirkstoff vorgesehen – mit der Möglichkeit der weiteren bedarfsweisen Steigerung auf eine maximale Tagesdosis von 720 mg. Sobald eine klinisch relevante Verbesserung des Hautbildes erzielt wurde, wird die tägliche Dosis auf die individuell erforderliche Erhaltungsdosis reduziert. Treten nicht tolerierbare Nebenwirkungen auf, besteht die Möglichkeit, die Dosis vorübergehend zu verringern [14].
Vor Behandlungsbeginn sollte ein großes Blutbild mit Differenzialblutbild und Thrombozytenzahl erhoben werden. Zudem ist eine Kontrolle der Leber- und Nierenfunktion sowie des Urinstatus obligatorisch. Bei unauffälligen Befunden erfolgt eine dreimonatliche Kontrolle dieser Parameter. Liegt die Lymphozytenzahl zwischen ≥ 700 und < 1 000 Zellen/µl, sollten die Blutwerte monatlich kontrolliert werden. Fällt sie auf < 700 Zellen/µl, muss die Blutuntersuchung wiederholt und bei Bestätigung des Wertes die Behandlung abgebrochen werden [14]. Nebenwirkungen, insbesondere Magen-Darm-Beschwerden und Flush, können generell und insbesondere in den ersten Wochen nach Therapiebeginn auftreten [14] – gute Aufklärung und Tipps zum Umgang damit können hier helfen.
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Pflichttext
Skilarence® 30 mg magensaftresistente Tabletten, Skilarence® 120 mg magensaftresistente Tabletten. Verschreibungspflichtig. Zusammensetzung: Wirkstoff: 1 Tablette Skilarence® 30 mg enthält 30 mg Dimethylfumarat. 1 Tablette Skilarence® 120 mg enthält 120 mg Dimethylfumarat. Sonstige Bestandteile: Kern: Lactose-Monohydrat, mikrokristalline Cellulose, Croscarmellose-Natrium, hochdisperses Siliciumdioxid, Magnesiumstearat; Beschichtung: Methacrylsäure-Ethylacrylat-Copolymer (1:1), Talkum, Triethylcitrat, Titandioxid (E171), Simethicon, Skilarence® 120 mg zusätzlich: Indigocarmin (E132), Natriumhydroxid. Anwendungsgebiete: Behandlung erwachsener Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Psoriasis vulgaris, die eine systemische Arzneimitteltherapie benötigen. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile, schwere Erkrankungen des Gastrointestinaltraktes, schwere Leber- oder Nierenfunktionsstörungen, Schwangerschaft und Stillzeit. Warnhinweise: Skilarence® enthält Lactose. Patienten mit der seltenen hereditären Galactose-Intoleranz, völligem Lactase-Mangel oder Glucose-Galactose-Malabsorption sollten Skilarence® nicht einnehmen. Nebenwirkungen: Sehr häufig: Lymphopenie, Leukopenie, Flush-Symptomatik, Diarrhö, abdominale Distension, Bauchschmerzen, Übelkeit. Häufig: Eosinophilie, Leukozytose, verringerter Appetit, Kopfschmerzen, Parästhesie, Erbrechen, Dyspepsie, Obstipation, abdominelle Missempfindung, Flatulenz, Erythem, brennendes Gefühl auf der Haut, Pruritus, Fatigue, Hitzegefühl, Asthenie, erhöhte Leberenzymwerte. Gelegentlich: Schwindel, Proteinurie, erhöhte Serumkreatininwerte. Selten: allergische Hautreaktion. Sehr selten: akute lymphatische Leukämie, irreversible Panzytopenie. Nicht bekannt: progressive multifokale Leukenzephalopathie, Nierenversagen, Fanconi-Syndrom, Herpes Zoster. Stand der Information: Juli 2024
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Bericht: Dr. Melanie Söchtig I Redaktion: Nicole Hein I Konzept: Dr. med. Christine Adderson-Kisser
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