Olipudase alfa ersetzt das fehlende Enzym saure Sphingomyelinase (ASM) und ermöglicht so den Abbau von Sphingomyelin. Die zulassungsrelevanten Studien ASCEND und ASCEND-Peds belegen die Wirksamkeit und Sicherheit bei guter Verträglichkeit bei Erwachsenen und bei Kindern.
ASMD (Acid Sphingomyelinase Deficiency; auch Niemann-Pick-Krankheit) ist eine seltene genetische, fortschreitende und potenziell lebensbedrohliche Stoffwechselerkrankung. Sie wird durch die mangelnde Aktivität des Enzyms saure Sphingomyelinase verursacht. Deshalb kumuliere Sphingomyelin in Zellen aller Organe, erklärte Prof. Dr. med. Claus Niederau (Oberhausen). Dabei besteht eine hohe Variabilität des Symptombeginns, der betroffenen Organe sowie der Schwere und des Voranschreitens der Erkrankung. Hepatosplenomegalie sei die häufigste initiale Manifestation, ergänzte Dr. med. Natalie Weinhold (Berlin). Die panethnische Erkrankung kann in charakteristische Phänotypen eingeteilt werden: infantile neuroviszerale (Typ A), chronisch neuroviszerale (Typ A/B) und chronisch viszerale ASMD (Typ B). Mit einem Trockenbluttest lässt sich die Enzymaktivität der ASM im Blut messen.
Seit Kurzem wäre für ASMD Typ A/B und Typ B mit Olipudase alfa die erste kausale Therapie verfügbar, berichtete Dr. med. Eugen Mengel (Hochheim/Main). Die Enzymersatztherapie wurde aufgrund des hohen medizinischen Bedarfs im beschleunigten Zulassungsverfahren von der Europäischen Arzneimittel-Agentur zugelassen.
Überzeugende Zulassungsdaten
Die Zulassung beruht auf der randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten, multizentrischen Phase-II/III-Studie ASCEND: Olipudase alfa verbesserte die Lungenfunktion – bewertet als prozentuale Veränderung der vorhergesagten diffundierenden Kapazität der Lunge für Kohlenmonoxid (DLCO) – vom Ausgangswert bis Woche 52 (+22,0 % vs. +3,0 %) und verringerte das Milz- (-39,4 % vs. +0,5 %) sowie das Lebervolumen (-28,1 % vs. Placebo: -1,5 %). Die Erhöhung der Thrombozytenzahl war mit +16,8 % vs. +2,5 % bei Olipudase alfa größer. Die von Baseline bis Woche 52 bestimmten mittleren Unterschiede weisen auf Verbesserungen durch Olipudase alfa bei den Werten für High-density Lipoprotein (33,5 %), Low-density Lipoprotein (-25,9 %), Triglyceride (-34 %) und Chitotriosidase (-41,9%) hin. Der vor den Infusionen gemessene mittlere Lyso-Sphingomyelin-Spiegel im Plasma nahm bis Woche 52 in der Olipudase-alfa-Gruppe um 78 % und im Kontrollarm um 6 % ab [1].
Die multizentrische, offene Phase I/II-Studie ASCEND-Peds, die den Enzymersatz bei ASMD-Manifestationen bei Kindern untersuchte, zeigte, dass sich unter Olipudase alfa Splenomegalie und Hepatomegalie um > 40 % und die DLCO-Werte um 32,9 % verbesserten. Zudem normalisierten sich die erhöhten Lebertransaminasewerte und die Lipidprofile [2].Olipudase alfa war gut verträglich und es wurden keine behandlungsbedingten schweren unerwünschten Ereignisse beobachtet. Die meisten unerwünschten Ereignisse waren leicht bis mittelschwer und führten nicht zu Behandlungsabbrüchen.
Wasserstein M et al., Genet Med 2022; 24: 1425–1436
Diaz et al., Genet Med 2021; 23: 1543–1550
Symposium „Erste kausale Therapie für ASMD Typ A/B und Typ B“ (Veranstalter: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH), Oktober 2022