Die Kontrazeptionsberatung ist in vielen Praxen unbeliebt, weil sie mit hohem Aufwand verbunden ist, aber nur unzureichend vergütet wird. Ein Praxis-Webinar hat sich zum Ziel gesetzt, Wissen für die tägliche Beratung und Empfehlungen zu vermitteln.
Ist es Zufall, dass 2 Ereignisse zusammenfallen, die mit Verhütung zu tun haben? Das Kondom hat die Pille als Verhütungsmittel Nummer 1 abgelöst und die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche steigt wieder an. Prof. Dr. med. Patricia Oppelt (Erlangen) war Referentin bei diesem spannenden Thema.
„So ganz vom Hocker gerissen hat es mich nicht“, startete Prof. Oppelt, „denn diesen Trend spüren wir ja in unseren Praxen. Und wir konnten ihn auch schon in den Studien nachweisen.“ Prof. Oppelt stellte die Ergebnisse der verschiedenen Studien zwischen TANCO 2015 und BZgA 2023 vor. Rückblickend sagte sie: „2015 nahmen noch 56 % der Frauen die Pille, aber Kondom oder gar nicht verhüten folgte auch bei Frauen, die keinen Kinderwunsch haben.“
Auf 670 000 Geburten kamen in Deutschland zuletzt 104 000 Schwangerschaftsabbrüche. Das spricht eindeutig dafür, dass die Kontrazeption offensichtlich nicht so funktioniert, wie sie das sollte. Schon die TANCO-Studie konnte sehr gut darstellen, dass das Wissen vieler Anwenderinnen nur sehr oberflächlich ist. Sie kennen zwar die Namen der einzelnen Verhütungsmethoden, sie wissen aber selten, wie sie wirken und kennen kaum die Vor- und Nachteile. Und man muss davon ausgehen, dass die Nichtanwendung auch einen Einfluss auf unsere steigenden, unerwünschten Schwangerschaften hat.
Dann wird sie persönlich: „Natürlich befinden wir Ärztinnen und Ärzte uns in einem Dilemma: Hier das Zeitmanagement, was es kostet, eine gute, ausführliche, individuelle Beratung durchzuführen, gegenüber dem Erlös. Aber häufig wissen wir auch gar nicht, welche Ängste, welche Sorgen unsere Patientinnen umtreiben.“
Was Frauen berechtigterweise fordern, ist eine individuelle Beratung. Das heißt, diese Frauen ernst nehmen mit ihren Wünschen, mit ihren Vorstellungen. Haben sie wirklich Angst vor Libidoverlust oder was steckt dahinter. Hier können Frauenärztinnen und Frauenärzte ihr Wissen ausspielen: Was ist wirklich wahrscheinlich und was eher sehr unwahrscheinlich? Und welchen Zusatznutzen könnte die eine oder andere Art der Kontrazeption haben? Ihr Fazit am Ende: „Bei Hormonskeptikerinnen, die grundsätzlich alle Arten von Hormonen ablehnen, lohnt es nicht, viel Zeit zu investieren. Bei Frauen, die nur unsicher sind, dagegen umso mehr.“
Pressebriefing zum Webinar „Im Fokus: Kontrazeptionsberatung: Hormonelle Kontrazeption – Wissen für Ihre tägliche Beratung und Empfehlung“ (Veranstalter: Gedeon Richter Pharma GmbH), Mai 2024