Die topische Therapie ist eine wesentliche Säule in der Versorgung chronisch-entzündlicher Hauterkrankungen wie der Psoriasis. Therapeutische Fortschritte können dabei nicht nur durch neue Arzneistoffe, sondern auch durch innovative galenische Formulierungen erzielt werden.
Die S3-Leitlinie zur Therapie der Psoriasis vulgaris [1] empfehle bei leichten Formen eine topische Therapie, bei mittelschweren bis schweren Formen dann unmittelbar eine Systemtherapie – somit sei derzeit keine wirkliche Stufentherapie vorgesehen, erklärte Prof. Dr. med. Sascha Gerdes (Kiel). Wichtigste Therapeutika für die topische Therapie seien vorrangig Kortikosteroide und Vitamin-D3-Analoga. Neu hinzugekommen sei der Calcineurin-Inhibitor Tacrolimus mit einer Zulassung für die Kopfhaut-Psoriasis – die Anwendung erfolge laut Gerdes somit nicht mehr off-label, wie derzeit noch in der Leitlinie angegeben werde, die sich aktuell in der Überarbeitung befinde.
Laut Behandlungspfad [2] wird in Erstlinie eine Fixkombination aus Calcipotriol und Betamethason empfohlen, die 1 × täglich angewendet wird. Ist eine Kombinationsbehandlung nicht möglich, steht an zweiter Stelle eine Monotherapie mit einem topischen Glukokortikoid oder einem Vitamin-D3-Analogon. An dritter Stelle rangiert Dithranol, das laut Gerdes in der ambulanten Versorgung aber eine untergeordnete Rolle spiele. Unter der topischen Behandlung sollte nach 2–8 Wochen der Therapieerfolg evaluiert werden. Bei erfolgreicher Behandlung sollte eine Erhaltungstherapie folgen, mit 1–2 × wöchentlicher Gabe der genannten Erst- oder Zweitlinienmedikamente. Auch im weiteren Verlauf sollte alle 8–12 Wochen eine Re-Evaluation erfolgen, riet Gerdes. Sei der Therapieerfolg nicht zufriedenstellend, sollte die Behandlung modifiziert werden.
Auf die Galenik kommt es an
Die Anwendung von Topika auf der psoriatischen Haut ist eine Herausforderung: Denn neben der Entzündung weist die Haut bei der Psoriasis ausgeprägte typische, komplexe mikromorphologische Veränderungen auf. Dadurch komme es zu einem deutlichen Anstieg der Diffusionsstrecke und somit der Diffusionszeit, bis der Wirkstoff des applizierten Topikums an den Zielort gelange, erklärte Prof. Dr. med. Johannes Wohlrab (Halle/Saale). Die Wirkstoffe der klinisch bewährten Kombination aus Calcipotriol und Betamethasondipropionat seien äußerst lipophil und in Abhängigkeit vom pH-Wert anfällig für eine Hydrolyse, sie zerfallen also bei Kontakt mit Wasser. Daher waren lange Zeit nur wasserfreie Präparationen verfügbar – mit hoher Rückstandsphase nach der Applikation und damit nachteiligen Anwendungseigenschaften, so Wohlrab. Mit ihrer auf PAD-Technologie basierenden Öl-in-Wasser-Emulsion, in der beide Wirkstoffe komplett gelöst und homogen verfügbar sind, stehe nun eine Calcipotriol-Betamethason-Creme mit nachweislich besserer Bioverfügbarkeit und in der Folge verbesserter therapeutischer Effektivität im Vergleich zu Calcipotriol-Betamethason-Gel zur Verfügung [3].
Online-Fortbildung „RG Digital 2024 – Dermatologisches Konsil: Galenik und Topika bei chronisch entzündlichen Hauterkrankungen.“ (Veranstalter: RG Gesellschaft für Information und Organisation mbH), Juni 2024