Laut PD Dr. med. Ilonka Eisensehr (München) trete eine schmerzhafte Polyneuropathie bei jeder vierten Person mit Typ-2-Diabetes auf; bei Prädiabetes sei jede 10. Person betroffen. Das Problem: Alle würden gleich behandelt, sodass die Erfolgsrate gering sei.
Bei 30 % der Betroffenen könne der Schmerz um ein Drittel reduziert werden, und nur 1 von 7 Betroffenen werde zufriedenstellend behandelt.Gemäß Leitlinien stünden für die Behandlung diverse Wirkstoffe zur Wahl. Therapieversuche würden laut Eisensehr mit GLP-1-Agonisten beschrieben, mit Rückenmarkstimulation, Cannabinoiden und Memantin. Dabei würde auf die Heterogenität der Betroffenen keine Rücksicht genommen, und es gebe keine Systematik der empfohlenen Medikamente beim Wirkmechanismus. Dabei sei die Schmerzverarbeitung (zentrale Sensibilisierung, Schmerzkontrolle) und die Schmerzqualität bei jedem unterschiedlich. So trete ein myofaszialer Schmerz bei 22 % der Personen mit schmerzhafter Polyneuropathie auf; jedoch nicht bei Personen ohne schmerzhafte Polyneuropathie. Neuropathische Schmerzen korrelierten generell mit psychosozialen Faktoren (jüngerem Alter, höherem Depressions- und Angst-Score) und mit der Genetik, beispielsweise mit bestimmten Varianten von Natriumkanälen. Daher empfiehlt Eisensehr: Eine A- priori-Phänotypisierung vermeidet Versuch und Irrtum in der Behandlung und sichert den Therapieerfolg.