Für ein klares Ja zum Impfen in der Schwangerschaft spricht sich Dr. med. Lutz Hoins (Bremen) aus, „vor allem, da sich die Allgemeinmediziner und -medizinerinnen oft nicht trauen“. Beispiel Pertussis: 10‒15% der Babys, die an plötzlichem Kindstod versterben, erliegen tatsächlich der Pertussis. Keuchhusten ist hochinfektiös, ein Erkrankter steckt fünf weitere an und die Inzidenz steigt seit 2010 unaufhaltsam. Um einen optimalen Nestschutz für Neugeborene zu erzielen, braucht es daher die Impfung von möglichst vielen Erwachsenen, nicht nur der Mutter. Seit 2004 forciert die Ständige Impfkommission (STIKO) die Kokonstrategie, nach der alle, die mit dem Neugeborenen zu tun haben, geimpft werden sollen, also auch Verwandte, Freunde und Hebammen.
Die Durchimpfungsrate ist allerdings schlecht, nur einer von drei Erwachsenen ist immunisiert. Seit 2020 empfiehlt die STIKO die Pertussis-Impfung in der Schwangerschaft, normalerweise im dritten Trimenon, bei hohem Frühgeburtsrisiko auch schon im zweiten Trimenon. Der einzige Hinderungsgrund, so Hoins, sei die fehlende Aufklärung der Patientinnen. „Nach Aufklärung entscheiden sich 79% für die Impfung.“ In der nächsten Auflage des Mutterpasses ist die Pertussis-Impfung enthalten.
Die Immunisierung gegen Influenza wird für Schwangere bereits seit 2010 empfohlen und sollte in den Monaten Oktober bis April verabreicht werden. Die COVID-19-Impfung mit mRNA-Impfstoffen empfiehlt die STIKO seit September 2021. Für alle Impfungen gilt: Für den Nestschutz müssen die ganze Familie und besuchende Freunde immunisiert werden. Auch die Männer können von der Gynäkologin oder dem Gynäkologen geimpft werden.
Lunch-Symposium „Impfen in der gynäkologischen Praxis“ (Veranstalter: GlaxoSmithKline GmbH & Co. KG, München)