Von nicht segmentaler Vitiligo Betroffene können endlich hoffen, denn mit der neuen 1,5%igen Ruxolitinib-Creme regenerieren sich die Melanozyten. Allerdings dauert dies. Und das bedeutet: je länger behandelt wird, desto mehr Pigment kehrt zurück.
Mit den Fortschritten in der immunologischen Forschung haben sich auch bei Vitiligo neue Perspektiven ergeben. So ist man der komplexen Pathophysiologie auf die Spur gekommen: Unter anderem ist nun klar, dass die Produktion der Zytokine (z. B. INF-γ), die via T-Lymphozyten-Aktivierung zum Verlust des Farbstoffs in den Melanozyten führen, mit einer Hemmung des JAK/STAT-Signalwegs gehemmt werden kann.
Da sich das autoinflammatorische Geschehen direkt in der Haut abspielt, lag es nahe, mit einer topischen JAK-Hemmung das Problem anzugehen. Und das funktioniert, wie die Zulassungsstudien zu dem JAK1/JAK2-Hemmer Ruxolitinib (1,5 % in einer Creme-Grundlage) ergeben haben. In TRuE-V1 und TRuE-V2 mit 600 Personen konnte nach 24 Wochen zweimal täglichem Auftragen der Verum-Creme eine signifikante Verbesserung der Repigmentierung im Gesicht und am gesamten Körper festgestellt werden. So erreichten 29,8 % bzw. 30,9 % der mit Ruxolitinib-Creme Behandelten den primären Endpunkt, eine ≥ 75%ige Verbesserung des Vitiligo Area Scoring Index im Gesicht (F-VASI75), verglichen mit 7,4 % bzw. 11,4 % der mit dem Vehikel Behandelten. In Woche 52 erzielte etwa die Hälfte der mit dem Verum Behandelten einen F-VASI75 [1]. Seit April 2023 ist die Ruxolitinib-Creme in der EU für die Behandlung von nicht segmentaler Vitiligo in der EU zugelassen.
Ist auch ein F-VASI90 möglich?
Einen F-VASI90 erreichten nur sehr wenige im ersten Behandlungsjahr. Um zu untersuchen, ob eine Weiterführung der topischen Ruxolitinib-Behandlung diesen Wert verbessert, wurde daher eine Verlängerung der Studie auf insgesamt 104 Wochen aufgelegt. Wie Prof. Dr. med. Thierry Passeron (Nizza, Frankreich) berichtete, hatten nach 2 Jahren kontinuierlicher Behandlung immerhin 33,9 % der 222 mit dem Verum Behandelten eine 90%ige Verbesserung ihres Hautbildes im Gesicht erreicht [2].
Aber auch bei weniger hoch gesteckten Zielen konnte mit weitergeführter Ruxolitinib-Behandlung eine höherer Erfolgsrate erzielt werden. Einen F-VASI75 erreichten im Vergleich zum Ausgangswert nach 2 Jahren 66,1 %in der Verum-Gruppe. Eine mindestens 50%ige Verbesserung aller Hautstellen (T-VASI50) konnte bei 63,8 % unter Ruxolitinib festgestellt werden [3].
Bei der Subgruppen-Auswertung ergaben sich keine Unterschiede bei den Hauttypen, bei Jugendlichen und Erwachsenen oder bei der Vorbehandlung. Es zeigte sich aber, dass Frauen ein etwas häufigeres F-VASI75-Ansprechen hatten als Männer (73,1 % vs. 56,3 %). Die Verträglichkeit war auch in der Langzeitbehandlung gut. Die häufigsten behandlungsbedingten Nebenwirkungen unter Ruxolitinib waren Juckreiz und Akne an den behandelten Hautarealen (6,3 %) [3].
1 Rosmarin D et al., N Engl J Med 2022; 387: 1445–55
2 Rosmarin D, AAD 2023; Late breaker presentation
3 Seneschall J et al., Abstract Nr. 927
Mittagssymposium „The Dawn of a New Era in Vitiligo Management“ (Veranstalter: Incyte Biosciences Germany GmbH)