Dass die IL-13-Blockade bei der atopischen Dermatitis nicht nur eine gute Kurzzeit-Wirksamkeit aufweist, sondern auch auf lange Sicht zu einer stabilen Krankheitskontrolle und anhaltenden Verbesserung der Lebensqualität führt, bestätigten nun die 3-Jahres-Langzeitdaten zur Therapie mit Lebrikizumab.
Bis zu 40 % der Patientinnen und Patienten mit atopischer Dermatitis (AD) litten unter einer mittelschweren bis schweren Form der Erkrankung und oft bringe auch eine sorgfältige Basistherapie mit Emollienzien nicht die gewünschten Erfolge, erinnerte Prof. Dr. med. Sascha Gerdes (Kiel). Über 80 % der derart Betroffenen berichteten von täglichem, schmerzhaftem Juckreiz, ein Großteil habe Schlafstörungen und sei sozial beeinträchtigt. „Wenn topische AD-Therapien nicht ausreichen, sollte zeitnah eine systemische Therapie erwogen werden“, so der Referent. Er bedauerte, dass noch immer systemische Glukokortikoide mit ihrem problematischen Nebenwirkungsspektrum zu häufig eingesetzt würden – hier solle man zu fortschrittlicheren Systemtherapien für die Langzeitkontrolle übergehen. Als vielversprechenden Therapieansatz nannte er den seit November 2023 verfügbaren monoklonalen Antikörper Lebrikizumab, der selektiv Interleukin(IL)-13 blockiert. IL-13 ist ein Schlüsselzytokin bei AD und ein wesentlicher Treiber des Krankheitsgeschehens. Der Wirkansatz von Lebrikizumab besteht in der Bildung eines Rezeptor-Signal-Komplexes, wodurch die nachgelagerten IL-13-vermittelten Effekte blockiert werden. Da die physiologische Regulation von IL-13 über einen anderen Rezeptor erfolgt, wird dieser Mechanismus nicht gestört. Dies unterscheidet Lebrikizumab von anderen bei atopischer Dermatitis eingesetzten Antikörpern.
Nicht nur Sprinter, auch Langläufer
In den zulassungsrelevanten Monotherapie-Studien ADvocate 1 und 2 konnte bei mehr als der Hälfte der Patientinnen und Patienten eine Verringerung des Schweregrads der Erkrankung um mindestens 75 % (EASI-75) bis Woche 16 erreicht werden. Auch der Juckreiz habe schnell und deutlich nachgelassen, berichtete Gerdes [1]. Die auf dem EADV-Kongress vorgestellten Langzeitdaten bestätigten nun die anhaltende Wirksamkeit und Sicherheit der Lebrikizumab-Therapie über einen Zeitraum von 3 Jahren. Die Ansprechraten in Bezug auf IGA (0/1) und EASI-75 blieben stabil, auch bei einer 4-wöchentlichen Gabe, und die Mehrheit der Behandelten benötigte keine Rescue-Therapie [2]. Gerdes präsentierte zudem aktuelle Real-World-Daten: Bei 14 von 17 mit Lebrikizumab Behandelten zeigte sich eine deutliche Verbesserung des EASI, 10 von 16 Erkrankten berichteten in Woche 24 von einer nahezu nicht mehr beeinträchtigten Lebensqualität. Auch diejenigen, die zuvor mit anderen Biologika behandelt worden waren, profitierten von der Therapie [3].
Post-EADV-Pressedinner (Veranstalter: Almirall Hermal GmbH), Hamburg, Oktober 2024