Beim Lunchsymposium am ersten Kongresstag werden schon seit ein paar Jahren besondere Fälle der Menopause-Sprechstunde vorgestellt und vor allem mit dem Publikum ausführlich diskutiert. Ein Format, das ausgesprochen erfolgreich ist.
Präsentiert wurden die Fälle von Dr. med. Katrin Schaudig (Hamburg) und Dr. med. Nele Freerksen-Kirschner (Aachen). Alle fünf Kasuistiken würden den Rahmen der Kongressberichterstattung sprengen, wir haben uns deshalb den Fall von Claudia herausgesucht, der so sicher häufig in der Praxis vorkommt.
Die 56-Jährige hat einen Body-Mass-Index von knapp 21, ist normotensiv und stellte sich wegen starker Hitzewallungen und Scheidentrockenheit vor. An Vorerkrankungen waren zwei Diskusprolaps-Operationen bekannt, bei einer war es zu einer Beinvenenthrombose gekommen. Danach waren erstmals psychische Probleme dokumentiert, die im vergangenen Jahr rezidivierten.
Dr. Schaudig betonte, dass Frauen mit starken klimakterischen Beschwerden (> Menopause) gemäß Leitlinie eine HRT angeboten werden sollte. Aber auch mit einer Thrombose in der Vorgeschichte? Hier kommt es auf die Form der Applikation an. Während eine orale Estrogengabe das Thromboserisiko um den Faktor 1,4–4 erhöht, ist eine transdermale Gabe in dieser Hinsicht neutral und kann eingesetzt werden. Zum Endometriumschutz muss dazu ein Gestagen gegeben werden. Hier ist darauf zu achten, dass es keine starken glukokortokoiden Partialwirkungen haben sollte – CMA, CPA und MPA sollten daher vermieden werden. Letztlich entschied man sich für eine transdermale, niedrig dosierte E2-Substitution und eine orale Gestagen-Substitution. Hier kommen z. B. Progesteron oder Dydrogesteron infrage. Da die transdermale Estrogengabe nicht ausreicht, um suffiziente Estrogenspiegel am vaginalen Epithel zu generieren, wurde in diesem Fall zusätzlich vaginales Estriol verordnet. Eine Kombination, mit der die Patientin deutlich weniger Symptome hatte und die kein erhöhtes Thromboserisiko verursacht.
Lunchsymposium „Knifflige Fälle erfolgreich therapieren – Kasuistiken aus der Menopause-Sprechstunde“