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Neurologie & Psychatrie

Sichere Medikation ist möglich

Psychopharmaka Und die Entwicklung des Kindes

Dr. rer. nat. Reinhard Merz

5.2.2025

Bei Patientinnen unter Psychopharmaka ist eine engmaschige gynäkologische und psychiatrische Begleitung der Schwangerschaft obligat. Medikamente können schwerwiegende Effekte auf den Fetus haben, andererseits kann eine unbehandelte Krankheit der Mutter zu einem niedrigeren Geburtsgewicht und einer Frühgeburt führen.

Die Schwangerschaft führt zu signifikanten pharmakokinetischen Veränderungen, die die Wirksamkeit und Sicherheit von Psychopharmaka beeinflussen können. Veränderungen im Blutvolumen, Nierenfunktion und Metabolismus können die Konzentrationen von ­Medikamenten im Körper verändern. Dies erfordert eine sorgfältige Überwachung und ggf. ­Dosisanpassungen, um therapeutische Wirkungen zu erhalten und toxische Effekte zu vermeiden. Um dieses Ziel zu erreichen, ist die Zusammenarbeit zwischen frauen­ärztlicher und psychiatrischer Praxis elementar.

Psychopharmaka mit hohem Fehlbildungsrisiko, wie z. B. Valproat, sollten Frauen im gebärfähigen Alter prinzipiell nicht verordnet werden. Andererseits kann eine unbehandelte Depression der Mutter zu einem niedrigeren Geburtsgewicht und einer Frühgeburt führen. Priorität hat auch in der Schwangerschaft zunächst die psychische Stabilität der Patientin. Das bedeutet: Kein abruptes Absetzen oder Umstellung bewährter Medikation bei Feststellung einer Schwangerschaft. Nach Möglichkeit sollte eine Optimierung der Rahmenbedingungen bereits begonnen werden, wenn ein Kinderwunsch vorliegt. Dazu gehören ­Alkohol- und Nikotinkarenz, wenn möglich eine Normalisierung des BMI und eine ausreichende Versorgung mit Folsäure. Substanzen mit hohem Erfahrungsumfang in Monotherapie sind bei Schwangeren zu bevorzugen (Tab.).

Antidepressivum der Wahl während Schwangerschaft und Stillzeit sind Sertralin und Citalopram/Escitalopram, weitere geeignete Antidepressiva u. a. Mirtazapin, Amitriptylin und Duloxetin. Für Patientinnen mit Psychosen gilt: Für einen möglichst komplikations­armen Schwangerschaftsverlauf hat die psychische Stabilität der Schwangeren höchste Priorität. Umstellungen der Medikation bei stabil eingestellten Patientinnen allenfalls dann, wenn keine wissenschaftlichen Daten zur Anwendung in der Schwangerschaft vorliegen. Als Antipsychotikum empfehlenswert ist ­v. a. Quetiapin, weil diese Substanz seit Langem und vergleichsweise gut untersucht ist.

Bei Stimulanzien wie Amphetaminen werden plazentare Wirkungen diskutiert sowie ein diskret erhöhtes Risiko für Präeklampsie. Bei dringender Indikation wird die Anwendung bei Schwangeren dennoch als akzeptabel eingestuft, v. a. wenn der Einsatz zur ­Abstinenz von riskanteren Substanzen dient.

Neonatale Anpassungsstörungen können auf Toxizität oder Entzugssymptome zurückzuführen sein, sind ggf. aber auch eine unspezifische Störung ­physiologischer Anpassungsvorgänge. Individuelle Beratungen gibt es unter www.embryotox.de und www.reprotox.de.

Der Autor

Dr. rer nat. Reinhard Merz

Vortrag „Psychische Erkrankung und Schwangerschaft“ von Dr. med. Marlies Onken (Berlin)

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