Mit einem Gewichtsverlust wirken Adipöse bekanntermaßen positiv u. a. auf das metabolische Syndrom, die Inflammation und die endotheliale Dysfunktion ein. Doch erst jüngere Studien beantworten die Frage, ob bzw. mit welcher Art der Gewichtsminderung sich auch kardiovaskuläre Ereignisse reduzieren lassen.
Stand heute lebt 1 von 8 Personen mit Adipositas, bis 2035 werden wohl mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung übergewichtig oder adipös sein, so Dr. Christina Magnussen (Hamburg). Dabei seien auch die damit assoziierten kardiovaskulären Erkrankungen (CVD) und die wiederum damit verbundenen Todesfälle Teil des Problems.
Weltweit stehen CVD für die meisten Todesfälle nicht übertragbarer Erkrankungen. Daher muss das Risiko für CVD modifiziert werden. Dies ließe sich etwa mit der Reduktion von abdominellem Fettgewebe, dem Risikotreiber von CVD, erreichen. Studien konnten aber auch zeigen, dass der Effekt von Adipositas zu einem hohen Prozentsatz durch andere metabolische Risikofaktoren wie Hypertonie, Diabetes und Dyslipidämie getrieben ist.
Bei diesen und ebenso beim Rauchen nimmt der negative Effekt auf die kardiovaskuläre Gesundheit mit dem Lebensalter ab. Der BMI-Einfluss ist jedoch unabhängig davon, sodass es Magnussen zufolge nie zu spät sei für eine Reduktion des Körpergewichts.
Viel hilft viel
Dass Abnehmen mithilfe von Lebensstiländerungen (5–10 % möglich) bezüglich Risikominderung von CVD-Ereignissen wenig nützt, zeige die Studienlage, erläuterte Prof. Dr. med. Ingo Hilgendorf (Freiburg). Eine Gewichtsreduktion nach bariatrischer Chirurgie von etwa 25 % über 5 Jahre bewirke jedoch eine deutliche Senkung des Mortalitätsrisikos, von New-Onset Herzinsuffizienz, Myokardinfarkt und Schlaganfall. Der Umfag des Gewichtsverlusts scheint also eine entscheidene Rolle zu spielen.
Ein anderes Tool, mit dem sich eine Gewichtsreduktion ≥ 5–10 % erzielen lässt, stellen Glucagon-like-Peptide-1-Rezeptoragonisten (GLP-1R-A) wie Semaglutid dar. Nach der STEP-4-Studie liegt die Gewichtsminimierung unter Semaglutid 2,4 mg bei > 17 % nach 68 Wochen. Die SELECT-Studie belegt hingegen den Schutz von Semaglutid vor atherosklerotischen CVD (ASCVD) bei Adipösen ohne Typ-2-Diabetes (T2D): -20 % MACE (Myokardinfarkt, Schlaganfall, CV-Tod) vs. Placebo nach 48 Wochen.
Dabei zeigte sich auch, dass Semaglutid Adipöse ohne T2D bereits früh vor ASCVD-Ereignissen schützen kann – interessanterweise schon in der Dosis-Eskalationsphase, wenn die gewünschte Dosierung von 2,4 mg noch nicht erreicht ist. Der Effekt war zudem unabhängig vom Ausgangs-BMI.
Über die Vermittlung des Schutzes ist noch wenig bekannt. Auffällig war in der SELECT-Studie die Reduktion des hochsensitiven C-reaktiven Proteins (hsCRP), einem Surrogatparameter für die Inflammation, um 37,8 %. Nach Ansicht von Hilgendorf könne die Inflammationshemmung demzufolge einer der hauptvermittelden Effekte sein.
Das Plus laut STEP-HFpEF-Studie von 20 m im 6-Minuten-Gehtest bei Herzinsuffizienz nach einem Jahr unter Semaglutid 2,4 mg thematisierte Prof. Dr. med. Birgit Aßmus (Gießen). Wichtig war ihr zudem die signifikante Verbesserung der Lebensqualität.
Symposium „Herz und Adipositas“: Die Zukunft der kardiometabolischen Medizin (Veranstalter: Novo Nordisk Pharma GmbH)