Oft ist man in der Praxis mit unbegründeten bzw. schwer fassbaren Bedenken gegenüber hormonellen Behandlungen jedweder Art konfrontiert. Gelegentlich zeigt sich im Gespräch mit den Patientinnen auch eine Art „Hormonscham“: Frauen, die Hormone einnehmen, damit sehr zufrieden sind und dies auch nicht ändern wollen, sehen sich Vorwürfen ihrer „Peer Group“ ausgesetzt und haben das Gefühl, sich rechtfertigen zu müssen (> Menopause).

Während über das Thema Verhütung immerhin noch offen diskutiert wird, ist das Thema „Wechseljahre und Hormonersatztherapie“ in Deutschland nach wie vor nur bedingt „salonfähig“, wobei sich aktuell sowohl die Laien- als auch die Fachpresse zunehmend den Bedürfnissen von Frauen in der Lebensmitte widmet. Eine bemerkenswerte Dynamik hat sich in diesem Zusammenhang in Großbritannien entwickelt: Im britischen Parlament wurde im Oktober 2021 ein Gesetz verabschiedet (das sogenannte „Menopause (Support and Services) Bill”, das von der Labour-Abgeordneten Carolyn Harris eingebracht wurde und eine bessere Unterstützung von Frauen in dieser Lebensphase fordert und sicherstellt. Davon ist Deutschland leider noch weit entfernt.

Der Bereich gynäkologische Endokrinologie kommt schon in der Ausbildung zu kurz, wie eine aktuelle Befragung des Online-Fortbildungsportals „Gyn to go“ (www.gyntogo.de) zeigt. Zum Zeitpunkt der Zwischenanalyse am 01.10.2022 hatten mehr als 2 000 Teilnehmer die Fragen beantwortet. Von ihnen waren 92 % der Ansicht, dass die praktische Ausbildung im Bereich gynäkologische Endokrinologie verbessert werden muss.