„Unter den 65-Jährigen leiden 20 % an mehr als drei chronischen Erkrankungen“, erläuterte Horlemann; langfristig erhalten 16 % der Männer und 9 % der Frauen mehr als fünf Medikamente. Eine Multimedikation erhöht die Mortalität, es kommt öfter zu Krankenhauseinweisungen, Stürzen sowie zu kognitivem Abbau.
Andererseits sind Schmerzen im Alter häufig, besonders in Pflegeheimen, und es besteht eine deutliche Unterversorgung. Ein typischer Mixed Pain im Alter setzt sich z. B. zusammen aus degenerativen Schmerzen des Bewegungsapparats, Osteoporose, ischämische Schmerzen, zentrale und periphere neuropathische Schmerzen sowie Tumorschmerzen. Für die Medikation herausfordernd sind u. a. Interaktionen, Kontraindikationen und Selbstmedikation. Störend wirken sich altersbedingte physiologische Veränderungen auf Resorption, Wirkstoffverteilung, Halbwertszeit und Elimination aus. Gerade bei Schmerzen im Alter drohe eine inadäquate Verordnungskaskade. Leitlinien helfen hier nur bedingt, besser sei ein Blick in die Priscus-Liste und das Reduzieren der Verordnungen. Das Deprescribing sollte nach jeder neuen Diagnose, einem Sturz oder dem Umzug ins Altersheim erfolgen. Wichtig sei, ein Medikament schrittweise abzusetzen und die Dosis langsam auszuschleichen.