Für eine effektive Psoriasis-Therapie gilt es mehr zu beachten als nur den Wirkmechanismus der angewendeten Substanz: Während die Ärztinnen und Ärzte ihr Fachwissen einbringen, sind die Betroffenen die Experten für ihr eigenes Leben. Ein Austausch auf Augenhöhe kann so die Versorgung verbessern.
Stigmatisierungserfahrungen und Schamgefühle sind sowohl bei Psoriasis als auch atopischer Dermatitis sehr häufig und gehen mit einer erhöhten Prävalenz von körperdysmorpher Störung und sozialer Phobie einher, wie PD Dr. med. Alexander Thiem (Rostock) berichtete. Um die individuellen Bedürfnisse – zu denen das emotionale Wohlbefinden und die Gesundheitsaufklärung gehören – ausreichend zu berücksichtigen, ist ein patientenzentrierter Ansatz erforderlich.
Hierzu trage ein Austausch auf Augenhöhe, das „Shared Decision Making“ (SDM) bei, wie Constanze Stolz-Klingenberg (Kiel) ausführte. SDM führt zu einer Verbesserung des krankheitsspezifischen Wissens bei Betroffenen, einer gesteigerten Therapieadhärenz sowie einer geringeren Depressivität [1]. „Darüber hinaus entspricht es den Vorgaben des Patientenrechtegesetzes“, so die Ärztetrainerin. Doch wie viel SDM findet bei der Behandlung von atopischer Dermatitis und Psoriasis statt? In einer Befragung von 147 niederländischen Dermatologinnen und Dermatologen sowie 219 ihrer Patientinnen und Patienten zeigte sich eine unterschiedliche Wahrnehmung: So berichteten Letztere von deutlich weniger gemeinsamen Entscheidungsprozessen als die Behandelnden es empfanden [2]. Die Herausforderung für eine erfolgreiche Implementierung von SDM besteht darin, bei geringen zeitlichen Ressourcen einen gemeinsamen Entscheidungsprozess zu durchlaufen. „Eine explizite Rollenklärung sowie das Schaffen von Räumen zum Austausch sind wichtig“, sagte Stolz-Klingenberg.
Wohlbefinden als Therapieziel
Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist Gesundheit ein Zustand vollständigen körperlichen, seelischen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur das Fehlen von Krankheit oder Gebrechen. „Das allgemeine Wohlbefinden von Psoriasis-Patienten und -Patientinnen wurde bisher jedoch noch nie in einer soliden prospektiven Studie untersucht“, so Thiem. Die Phase-IV-Studie POSITIVE hat nun das patientenberichtete Wohlbefinden in der Psoriasis-Versorgung mit Tildrakizumab im Real-Life-Setting analysiert [3]: Hierfür wurde der WHO-5-Fragebogen zum Wohlbefinden verwendet, bei dem 0 Punkte das schlechteste und 100 Punkte das beste Befinden anzeigen.
Nach 28 Wochen konnte der gegen Interleukin-23 gerichtete monoklonale Antikörper den WHO-5-Score um rund 25 % steigern und damit auf das Level des europäischen Durchschnitts anheben. In einer weiteren, noch laufenden Studie unter Routinebedingungen in Deutschland zeigt Tildrakizumab in ersten Auswertungen ebenfalls eine Verbesserung der hautbezogenen Lebensqualität (DLQI) und des Wohlbefindens (WHO-5).
Satellitensymposium „Arzt-Patienten-Interaktion neu gedacht“ (Veranstalter: Almirall Hermal GmbH)