War die Behandlung und Schubkontrolle von Patienten mit generalisierter pustulöser Psoriasis (GPP) bisher eher unzufriedenstellend, steht nun mit dem neuen selektiven Antikörper Spesolimab das erste zugelassene zielgerichtete Arzneimittel mit nachgewiesener Wirksamkeit auf dem deutschen Markt zur Verfügung.
Ein GPP-Schub kann durch großflächige Pustelbildung und systemische Entzündungsreaktionen mit Fieber und ausgeprägtem Krankheitsgefühl sehr schwer verlaufen. Auf lange Sicht zeigt sich oft auch eine systemische Beteiligung bis hin zur chronischen Nierenschädigung. „Die Diagnose erfolgt anhand des typischen klinischen Bildes, Laborbefunde wie Leukozytose oder erhöhtes CRP im Schub sind zwar nicht GPP-spezifisch, ergänzen aber das Bild. Histologisch ist die GPP besonders durch ausgeprägte neutrophile entzündliche Infiltrate in der Epidermis charakterisiert, die zur Bildung der sterilen, makroskopisch sichtbaren Pusteln führen“, erklärte Prof. Dr. med. Petra Staubach-Renz (Mainz). Die bislang zur Verfügung stehenden Therapeutika wie Retinoide, Calcineurin-Inhibitoren, Folsäure-Antagonisten, Kortikosteroide und Biologika sind allesamt nicht zielgerichtet und nur mäßig und langsam wirksam. Die Biologika sind in Deutschland zudem für die Indikation GPP nicht einmal zugelassen, da für sie keine ausreichende Evidenz aus Studien vorliegt.
Eine zielgerichtete, schnell wirksame Therapie bietet nun Spesolimab, das die Aktivierung des Interleukin-36-Rezeptors (IL-36R) blockiert und so die Signalweiterleitung an Zellen des Immunsystems hemmt. Zur Zulassung führte die randomisierte, placebokontrollierte Phase-II-Studie EFFISAYIL 1, an der 53 Patienten mit akutem GPP-Schub aus 12 Ländern weltweit teilgenommen hatten. Primärer Endpunkt war ein Generalized Pustular-Psoriasis-Physician-Global-Assessment(GPPGA)-Pustulationswert von 0 an Tag 8 nach einmaliger i. v.-Gabe von 900 mg Spesolimab versus Placebo, sekundärer Endpunkt ein GPPGA-Gesamtwert von 0 oder 1. Der Mediane DLQI-Wert lag in beiden Gruppen zu Baseline bei 19,5. „Die Ergebnisse waren wirklich überzeugend,“ so PD Dr. med. Dagmar Wilsmann-Theis (Meckenheim). „Spesolimab führte nach nur einer Woche bei 54,3 % der Patienten zu einem GPPGA von 0, also Erscheinungsfreiheit! Patienten, die nach einer Dosis noch Symptome aufwiesen, konnten an Tag 8 eine zweite Dosis Spesolimab erhalten, sodass nach 12 Wochen insgesamt 60 % der Behandelten Erscheinungsfreiheit zeigten – und weitere 11 % eine GPPGA-Reduktion auf 1. Der GPPGA-Gesamtwert lag nach 12 Wochen bei 60 % der Patienten bei 0 bzw. 1. Bei manchen verschwanden die Pusteln bereits einen Tag nach Gabe von Spesolimab.“ Auch der rasche Rückgang der systemischen Entzündungszeichen war nachweisbar und die Patienten gaben eine deutliche Verbesserung ihrer Lebensqualität an (im Mittel ca. -12 Punkte nach 12 Wochen). „Das Nebenwirkungsprofil von Spesolimab ist gut und dem Placebo vergleichbar. Schwerwiegende Nebenwirkungen gab es bei drei Probanden, jedoch keinen Todesfall. Der Ausschluss einer Tuberkulose empfiehlt sich aber definitiv vor Therapie“, so die Expertin. In Subgruppenanalysen zeigte sich die Wirksamkeit von Spesolimab unabhängig vom IL36-Mutationsstatus und dem gleichzeitigen Vorliegen einer Psoriasis vulgaris. ca
Firmensymposium „GPP-Schübe effektiv kontrollieren: Erster IL-36R-Antikörper zugelassen“ von Prof. Dr. med. Petra Staubach-Renz und PD Dr. med. Dagmar Wilsmann-Theis (Veranstalter: Boehringer Ingelheim Pharma GmbH & Co. KG)