- Anzeige -
Kongress-Ticker

Nesselsucht

Individuelle Therapie bei Urtikaria im Fokus

10.7.2023

Neben der Umsetzung der klaren Leitlinienempfehlungen in der Behandlung der chronischen Urtikaria (CU) besteht die Möglichkeit, auch Altbewährtes gezielt im Sinne eines individuellen Therapiekonzepts wirkungsvoll einzusetzen. Auch neue Therapieoptionen sind in Aussicht.

„Die neue Urtikaria-Leitlinie von 2022 ist eigentlich bereits nicht mehr aktuell“, so Prof. Dr. med. Torsten Zuberbier (Berlin). Während bei der Diagnostik eher Zurückhaltung geboten sei und die Hoffnung auf der Entdeckung diagnostischer Biomarker ruhe, gebe es beim Therapiemanagement einiges Neues. „Der Grundgedanke sollte sein, Menschen mit Urtikaria so zu behandeln, dass sie beschwerdefrei durchs Leben kommen“, betonte Zuberbier. Einen ersten Schritt dahin stellen Antihistaminika der zweiten Generation dar. Doch nicht alle profitieren von einer Hemmung der Histaminausschüttung. „Interessant wäre die Bestimmung der Zytokinprofile in Quaddel-Biopsaten, denn die Patho­mechanismen sind oft noch unklar.“ Da das allergische Geschehen bei CU unterschwellig persistiert, sollten zur Vermeidung eines unerwarteten Aufflammens Antihista­minika dauerhaft eingenommen werden. „Reicht die Dosis nicht aus, sollte sie eher auf das bis zu ­4-Fache erhöht werden, statt verschiedene Präparate zu ­kombinieren.“ Auch Präparate der ersten Generation sollten nicht als zusätzliche „Einschlafhilfe“ am Abend zum Einsatz kommen, da sie die Schlafarchitektur stören und die Leistungsfähigkeit verringern.

Schritt 2 in der Behandlung stellt Omalizumab dar. „Die zugelassene Dosierung mit 300 mg/Monat reicht für Menschen mit einem BMI > 30 aber meist nicht aus. Hier kann auf bis zu 1 200 mg/Monat erhöht oder das Zeitintervall zwischen den Gaben verkürzt werden“, rät der Experte. Dann bleibt noch Ciclosporin – allerdings mit nicht unbeträchtlicher Nebenwirkungsrate. „Interessanterweise kommt bei uns Methotrexat, das sich in indischen Studien niedrigdosiert als wirksam und Ciclosporin sogar überlegen gezeigt hat, bei uns nicht zum Einsatz.“

Neues und Altbewährtes

„Wir sollten davon wegkommen, nach einer einzigen Therapie für alle zu suchen. Das Ziel muss die individuelle Behandlung sein“, forderte Zuberbier. Neue Ansätze werden bereits untersucht: Sowohl der SYK-Inhibitor, der die Mastzellpopulation reduzieren soll, als auch der Siglec-8-Inhibitor zeigten gute Ergebnisse, vielversprechend scheint auch die Inhibition von Thymic Stromal Lymphopoietin. „Wir sollten aber auch das Altbekannte nicht vergessen, das zwar aus den generellen Therapieempfehlungen herausgenommen wurde, bei manchen Patienten-Subpopulationen aber durchaus wirksam ist.“ So können Leukotrien-Rezeptor-Antikörper oder Dapson versuchsweise eingesetzt werden, ebenso Tripterygium glycosides aus der Traditionellen Chinesischen Medizin, Vitamin D oder die autologe Blutinjektion. „Wichtig ist: Wenn nach 4 Wochen keine Besserung zu verzeichnen ist, sollte man nicht lange weiter­probieren, sondern das Präparat absetzen und ­etwas anderes versuchen. Es lohnt sich oft, in der Behandlung nach rechts und links zu schauen; die Wirkmechanismen zu verstehen, halte ich aber für essenziell.“

Vortrag „Blick in die Diagnostik und Therapie heute und in der Zukunft bei Urtikaria“ von Prof. Dr. med. Torsten Zuberbier (Berlin)

Lesen Sie mehr und loggen Sie sich jetzt mit Ihrem DocCheck-Daten ein.
Der weitere Inhalt ist Fachkreisen vorbehalten. Bitte authentifizieren Sie sich mittels DocCheck.
- Anzeige -

Das könnte Sie auch interessieren

123-nicht-eingeloggt