Neue Therapien sowohl für nicht melanozytären Hautkrebs als auch für das maligne Melanom werden intensiv erforscht. Dazu zählt die PD-1-Inhibition beim fortgeschrittenen Plattenepithelkarzinom. Spannend sind auch verschiedene Konzepte einer dualen Checkpoint-Hemmung beim fortgeschrittenen Melanom.
Über die klinische Forschung zu neuen Therapien beim malignen Melanom berichtete Prof. Dr. med. Axel Hauschild, Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel.
In einem umfangreichen Studienprogramm (Tab.) wird eine duale Checkpoint-Hemmung mit dem LAG-3-Inhibitor Fianlimab und dem PD-1-Inhibitor Cemiplimab beim fortgeschrittenen Melanom untersucht. In einer Phase-III-Studie konnte mit dieser Kombinationstherapie bei Personen ohne vorherige PD-1-Inhibition sowie bei Personen ohne jegliche Systemtherapie eine Gesamtansprechrate von 63 %erreicht werden [1]. Bei Personen mit einer neoadjuvanten oder adjuvanten Vortherapie lag die Rate bei 56 %. Das mediane progressionsfreie Überleben betrug 13,3 Monate. Spannend seien auch weitere Studien zum Beispiel zum adjuvanten und perioperativen Einsatz, so Hauschild. Beim nicht melanozytären Hautkrebs (Non-Melanoma Skin Cancer, NMSC) wird Cemiplimab ebenfalls in verschiedenen Studien untersucht, berichtete der Experte.
Systemtherapie beim Plattenepithelkarzinom
Ein Update zu adjuvanten und neoadjuvanten Therapien beim Plattenepithelkarzinom gab Prof. Dr. med. Jessica Hassel, Hauttumorzentrum, Universitätsklinikum Heidelberg. Die aktuelle S3-Leitlinie (AWMF-Register-Nr. 032-022OL) empfiehlt beim lokal fortgeschrittenen oder metastasierten Plattenepithelkarzinom die Indikation zur Systemtherapie zu prüfen, wenn die Erkrankung nicht oder nur mit größeren Einschränkungen der Funktionalität durch operative oder strahlentherapeutische Interventionen kontrolliert werden kann. Die Indikation zu einer Systemtherapie soll in einem interdisziplinären Tumorboard gestellt werden.
In die therapeutische Entscheidung sollten die Betroffenen miteinbezogen werden, empfahl Hassel. Nicht nur Effektivität und Symptomkontrolle, sondern auch Nebenwirkungen, Aufwand, die Einstellung der Betroffenen und die Lebensumstände sollten berücksichtigt werden. Hilfreich sei eine Entscheidungshilfe für Betroffene (https://infoportal-hautkrebs.de/hellerhautkrebs-entscheidung).
Erstlinientherapie mit PD-1-Inhibitor
In der Erstlinie soll eine Immuntherapie mit einem für diese Indikation zugelassenen PD-1-Inhibitor angeboten werden. Beim lokal fortgeschrittenen Plattenepithelkarzinom liege für den PD-1-Inhibitor Cemiplimab die Gesamtansprechrate bei 45 % und die Rate der Komplettremissionen bei 13 % bei einer Remissionsdauer von 42 Monaten, so Hassel.
Besonders gute Effekte lassen sich bei einem frühzeitigen Einsatz von Cemiplimab im adjuvanten oder neoadjuvanten Setting erzielen. In einer Phase-II-Studie konnten durch die neoadjuvante Gabe von Cemiplimab komplette pathologische Ansprechraten von 51 % und radiologische Ansprechraten von 68 % erreicht werden [2]. Teilweise wurden dadurch funktionserhaltende Operation erst ermöglicht. Die Verträglichkeit war insgesamt gut, neue Sicherheitssignale wurden nicht gefunden.
Aus der Versorgungsforschung
Daten aus der Versorgungsforschung zum Plattenepithelkarzinom präsentierte Prof. Dr. med. Ralf Gutzmer, Universitätsklinik für Dermatologie, Venerologie, Allergologie und Phlebologie (Minden). Eine nicht interventionelle, retrospektive Untersuchung aus Zeiten vor der Zulassung des PD-1-Inhibitors Cemiplimab konstatierte bei Personen mit lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem Plattenepithelkarzinom einen hohen Bedarf an effizienten und verträglichen Antitumor-Therapien [3]. Mit den damals eingesetzten Systemtherapeutika konnte lediglich eine Gesamtansprechrate von 26 % bei einer Ansprechdauer von 5 Monaten erzielt werden.
Aktuell werden in einer multizentrischen, nicht interventionellen Langzeitstudie (CemiSkin) die Wirksamkeit, Sicherheit und Lebensqualität bei Patientinnen und Patienten mit fortgeschrittenem Plattenepithelkarzinom evaluiert, die mit Cemiplimab oder anderen Ansätzen behandelt werden. Das Studiendesign enthält eine retrospektive Kohorte, die vor der Zulassung von Cemiplimab verschiedene Therapien erhielt, sowie eine prospektive Kohorte, die nach der Zulassung mit dem PD-1-Inhibitor behandelt wurde. Ziel sei die Sammlung von Daten zu den Therapieeffekten und zur Langzeiteffektivität sowie zur Sicherheit unter Real-World-Bedingungen. Auch mögliche Einflussfaktoren auf den Krankheitsprozess und die Lebensqualität sowie gesundheitsbezogene Auswirkungen sollen identifiziert werden. Die Rekrutierung sei abgeschlossen und die Studienergebnisse werden mit Spannung erwartet, berichtete Gutzmer.
Industriesymposium „Therapien zur Behandlung kutaner Plattenepithelkarzinome und Melanome: heute und morgen“ (Veranstalter: Regeneron GmbH)