Neoadjuvante Therapiekonzepte zielen auf die bessere Operabilität des Tumors mit geringerer Morbidität und Mortalität ab und haben nach neuesten Studiendaten sogar das Potenzial einer alleinigen Therapie. Prof. Dr. med. Axel Hauschild (Kiel) präsentierte die aktuellsten Daten zur Neoadjuvanz in der Dermatoonkologie.
Studien zu den Auswirkungen einer neoadjuvanten Immuncheckpoint-Inhibition (ICI) beim Melanom zeigen, dass die Immunantwort nicht nur stärker und mit mehr differierenden T-Lymphozyten ausfällt als bei der adjuvanten ICI und somit ein größeres Potenzial zur Eliminierung von Mikrometastasen besitzt, sondern der Tumor auch „heiß gemacht“ wird, also z. B. eine erhöhte IFN-γ-Signatur, Tumormutationslast oder PD-L1-Expression zeigt. Kann nach neoadjuvanter Therapie eine Major Pathological Response (MPR; komplettes [pCR] oder fast komplettes [near-pCR] pathologisches Ansprechen) nachgewiesen werden, habe das auch klinische Auswirkungen, so Hauschild, da in diesem Fall auf eine Lymphknotendissektion sowie adjuvante Therapie verzichtet werden könne. Dieses Konzept wurde in der PRADO-Studie mit Melanompatienten der Stadien IIIB/C und neoadjuvanter Therapie mit 2 Zyklen niedrig dosiertem Ipilimumab und Nivolumab untersucht, in der eine MPR bei 61 % der Patienten mit einem erkrankungsfreien Überleben (DFS) von 93 % und fernmetastasenfreien Überleben (DMFS) von 98 % nach 2 Jahren auftrat. In der SWOG-S1801-Studie mit Melanompatienten der Stadien IIIB–IV zeigte sich eine perioperative ICI-Strategie (neoadjuvant plus adjuvant), bestehend aus 3 Zyklen Pembrolizumab vor und 15 nach der operativen Tumorentfernung, im Vergleich zum klassischen Vorgehen (Chirurgie plus 18 Zyklen Pembrolizumab adjuvant) im rezidivfreien Überleben nach 2 Jahren deutlich überlegen (Hazard Ratio 0,58) – bei gleicher Toxizität und gleichen Therapiekosten. „Leider wird diese Studie trotz des guten Ergebnisses nicht zur Zulassung führen, da sie nicht dafür konzipiert wurde“, erläuterte Hauschild. Auch bei unresezierbaren desmoplastischen Melanomen führte die neoadjuvante Pembrolizumab-Therapie bei 32 % zur pCR und einem signifikant verbesserten progressionsfreien Überleben von 74 % und Gesamtüberleben von 89 % nach 2 Jahren (SWOG-S1512-Studie).
Beim nicht melanozytären Hautkrebs zeigt sich die neoadjuvante Therapie ebenso erfolgreich. Studienergebnisse zeigen beim Merkelzellkarzinom der Stadien IIA–IV (CheckMate 358) eine pCR von 47 % und ein 2-Jahres-Gesamtüberleben von 79,4 % nach neoadjuvantem Nivolumab. Beim kutanen Plattenepithelkarzinom der Stadien II–IV konnte unter neoadjuvantem Cemiplimab eine pCR von 55 % erreicht werden und bei orbitalen/periokulären Basalzellkarzinomen führte Vismodegib neoadjuvant in 95 % der Fälle zum Erhalt des Auges.
Vortrag „Neoadjuvante Therapiekonzepte in der Dermato-Onkologie – Quo vadis?“