Neben den bewährten topischen Therapien und klassischen Systemtherapeutika erweitern die in den vergangenen Jahren zugelassenen Biologika und JAK-Inhibitoren zunehmend das Therapiespektrum und bieten so mehr Behandlungsspielraum.
Die kürzlich aktualisierte europäische Leitlinie für die atopische Dermatitis (AD) empfiehlt die Hinzunahme eines Biologikums bzw. eines JAK-Inhibitors bei schweren Ausprägungen, erläuterte Prof. Dr. med. Rolf-Markus Szeimies (Recklinghausen). Auch in der deutschen AWMF-Leitlinie wird sie bei mittelschweren und schweren Formen der AD empfohlen, wenn die topische Therapie alleine nicht ausreicht. Gemäß der Checkliste von Augustin et al. kann die Indikation für eine Systemtherapie gestellt werden, wenn aus jeder der drei Kategorien A (objektive Kriterien), B (subjektive Kriterien) und C (fehlendes Therapieansprechen) mindestens ein Kriterium erfüllt ist.
In der ADOPT-Studie wurde nun bei 207 erwachsenen AD-Patienten diese Checkliste angewendet. Das Ergebnis: 38,7 % der Patienten ohne derzeitige Systemtherapie (non-SYS) waren für eine Systemtherapie geeignet, 29,3 % mit derzeitiger Systemtherapie (SYS) erfüllten die Kriterien für einen Wechsel zu einer anderen Systemtherapie. Jedoch wurden 50,9 % der non-SYS und 81,3 % der SYS nicht auf eine Systemtherapie ein- bzw. umgestellt (eigener Wunsch, momentane Therapie als ausreichend eingeschätzt, Kontraindikationen). Häufigste Kriterien für die Indikation zur Systemtherapie in der Checkliste waren therapierefraktäre Ekzeme in sensitiven/sichtbaren Arealen und ein oSCORAD > 20.
Überlegenheit von Upadacitinib
Gerade JAK-Inhibitoren wiesen mit 1 bis 2 Wochen eine kurze Dauer bis zum Ansprechen auf und böten den Vorteil der oralen Applikation, erklärte Szeimies. Im direkten Vergleich des 2021 für AD-Patienten ≥ 12 Jahre zugelassenen JAK1-Inhibitors Upadacitinib (30 mg; n = 348) mit Dupilumab (300 mg; n = 344) hinsichtlich der Wirksamkeit nach 16-wöchiger Therapie zeigte sich Upadacitinib in jeglicher Hinsicht überlegen: Mehr als doppelt so viele Patienten (44 % vs. 17 %; p ≤ 0,001) erreichten bereits in Woche 2 den EASI-75. Auch beim EASI-90 (61 % vs. 39 %; p ≤ 0,001) und beim EASI-100 (28 % vs. 8 %; p ≤ 0,001) in Woche 16 lag Upadacitinib vorne. Zudem führte es zu einer etwa 3-fach größeren Juckreizreduktion (31 % vs. 9 %; p < 0,001) bereits in Woche 1, die bis Woche 16 anhielt. Diese positiven Ergebnisse wurden auch durch Daten einer Netzwerk-Metaanalyse zur Wirksamkeit einer zielgerichteten Monotherapie bei moderater bis schwere AD bestätigt. Upadacitinib 30 mg war mit einer EASI-75-Rate von 70,4 % und einer EASI-90-Rate von 54,8 % nach 16 Wochen Therapie den anderen Biologika überlegen. Allerdings gilt: Auch wenn sich das Sicherheitsprofil von Upadacitinib über 16 sowie 52 Wochen günstig gezeigt hat, sollten Patienten ≥ 65 Jahre, mit erhöhtem Risiko für schwere Herz-Kreislauf-Probleme oder Krebserkrankungen sowie Patienten, die rauchen oder langjährig geraucht haben, JAK-Inhibitoren nur bei Fehlen anderer Therapiealternativen erhalten.
Satellitensymposium „Kompliziert? Ganz einfach! – Aktuelle Therapien für die Psoriasis und atopische Dermatitis durchleuchtet“ (Veranstalter: AbbVie Deutschland GmbH & Co. KG)