Zur Behandlung der atopischen Dermatitis (AD) stehen auch im Kindes- und Jugendalter moderne Systemtherapeutika zur Verfügung. Aktuelle Checklisten bieten eine Orientierungshilfe, wann eine Systemtherapie bei Kindern und Jugendlichen mit Neurodermitis infrage kommt.
In Deutschland leiden etwa 13 % aller Kinder zumindest zeitweilig an einer atopischen Dermatitis, erklärte Dr. med. Helen Straube (Darmstadt). Für die antiinflammatorische Systemtherapie schwer betroffener Kinder seien aktuell die Biologika Dupilumab und Tralokinumab sowie der Januskinase(JAK)-Inhibitor Upadacitinib verfügbar, die konventionellen systemischen Immunsuppressiva – Glukokortikoide und Ciclosporin – hätten an Bedeutung verloren.
Dupilumab blockiert die Signalwege von IL-4 und IL-13 und ist für Kinder ab 6 Monaten mit schwerer AD und ab 12 Jahren bei moderater/schwerer AD zugelassen, der Anti-IL-13-Antikörper Tralokinumab bei mittelschwerer/schwerer AD ab 12 Jahren. Lebendimpfungen sollten unter Biologika nicht erfolgen, die Therapie zur Impfung ggf. pausiert werden.
Der selektive JAK1-Inhibitor Upadacitinib (zugelassen ab 12 Jahren) kann oral verabreicht werden. Vor und während der Therapie sind regelmäßige Laborkontrollen nötig, eine Schwangerschaft muss ausgeschlossen bzw. eine effektive Kontrazeption bei Mädchen und Frauen im gebärfähigen Alter gewährleistet werden. Eine konsequente Basispflege sollte auch unter Systemtherapie unbedingt fortgeführt werden, empfahl Straube.
Wann die Systemtherapie einsetzen?
Eine systemische Therapie der AD sollte bei einem relevanten Schweregrad und therapierefraktären Verlaufsformen erwogen werden, erklärte Dr. med. Christian Walter (Bad Homburg). Vor ihrer Einleitung sollten die Möglichkeiten der topischen Therapie und der Verbesserung der Umgebungsbedingungen (Allergenkarenz, Meiden von Triggerfaktoren) ausgeschöpft und Schulungsmaßnahmen durchgeführt worden sein [1]. Aktuelle Checklisten [2] bieten eine Entscheidungshilfe, wann eine Systemtherapie der AD bei Kindern/Jugendlichen indiziert ist, so Walter. Die Indikation sei gegeben, wenn bei klinisch gesicherter Diagnose jeweils mindestens ein Kriterium aus jeder der drei nachfolgend genannten Kategorien zutrifft.
Relevanter objektiver Schweregrad
∙ globaler Schweregrad (PGA) mind. 4 (von 5) oder
∙ EASI > 21 oder
∙ SCORAD > 50 / oSCORAD > 38 oder
∙ therapierefraktär befallene Körperoberfläche (BSA) von > 15 % oder
∙ viele Schübe (> 10/Jahr) unter Lokaltherapie
Relevante subjektive Belastung
∙ CDLQI > 10 oder
∙ Pruritus > 6 (auf VAS oder NRS von 0–10) oder
∙ relevante Störung des Nachtschlafs wegen Pruritus/Ekzem
Fehlendes Therapieansprechen
∙ kein hinreichendes Ansprechen auf leitliniengerechte Lokaltherapie oder
∙ keine Erfolgsaussichten mit Lokaltherapie allein
1 Neustädter I et al., Pädiatrische Allergologie 2021; 3: 38–40
2 Werfel T et al., S3-Leitlinie Atopische Dermatitis, AWMF-Reg.-Nr.: 013-027, 2023
Vortrag „Systemtherapie des Atopischen Ekzems bei Kindern und Jugendlichen: pearls & pitfalls“