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Dermatologie

Parasitäre Infektionen

Skabies - eine Kasuistik

Dr. med. Viktor A. Czaika

28.2.2023

Seit den 2020er-Jahren steigen die Skabies-Fallzahlen in Deutschland enorm an. Immer wieder werden Kleinepidemien in Familien, Schulklassen oder medizinischen Einrichtungen in den Arztpraxen angezeigt. Im nachfolgenden Fallbericht werden das dermatologische Bild und die Therapiemöglichkeiten vorgestellt.

Seit dem Altertum leidet die Menschheit unter der „Krätze“ und es ist überliefert, dass die Vorliebe der Römer für die Bäder mit der Abwehr und Milderung dieser parasitären Infestation zusammenhing. Grundsätzlich gilt die Skabies als eine Erkrankung unter eher prekären sozioökonomischen Bedingungen. Die Intensität des parasitären Befalls variiert deutlich, Polformen sind die minimal auffällige Scabies incognita und die Scabies crustosa („Scabies norwegica“) mit millionenfachem Krätzmilbenbefall.  

Fallbeispiel: Skabies bei einem 6-Jährigen

Der Erstklässler litt unter ADHS und war grundsätzlich eher unruhig. Ein bislang als Neurodermitis gedeutetes Ekzem mit Beginn an den Händen und Ausdehnung auf Rumpf, Füße und Genitale war seit vier Monaten langsam progredient. Bislang waren intermittierend Lokalbehandlungen mit Prednicarbat und Mometason erfolgt sowie eine systemische Antibiose mit Flucloxacillin. Unter der externen Steroidbehandlung war der entzündliche Befund immer rückläufig gewesen, jedoch nach Absetzen erneut und sogar intensiver aufgetreten. Wegen der allgemeinen „Zappeligkeit“ des Jungen war der subjektive Juckreiz schwer einzuschätzen, doch würden zunehmend auch nächtliche Kratzattacken auftreten.

Hautbefund

Palmoplantar beidseits und diskreter an den Fußsohlen und -rändern fand sich ein mittellamellär schuppendes, erythematöses Infiltrat mit teils papulomatöser Infiltration (Abb. A). Am Körperstamm zeigten sich schütter exanthematisch ausgestreute Papeln und teils längliche Plaques, besonders massiv umbilikal-periumbilikal (Abb. B). Gesicht und Kapillitium waren erscheinungsfrei, genital fanden sich solitäre entzündliche Knoten (Abb. C). Auflichtmikroskopisch zeigte sich eine massive, unruhige, epidermale

Desquamation, dazwischen eine große Zahl an hyalin-ovalären Strukturen mit polständiger dunkler Dreieck-Struktur („hang glider sign“) – Krätzmilben (Sarcoptes scabiei var. hominis) entsprechend.

Therapie und Verlauf

Grundsätzlich erfolgt zunächst eine Lokaltherapie mit Permethrin an Tag 1 und 14, bei Säuglingen mit dem schonenderen Crotamiton. Bis zum Kleinkindalter ist eine zweizeitige Halbkörper-Cremeprozedur ­ratsam, um einen toxischen Resorptionseffekt zu verhindern. Bei ausgeprägtem Befund oder Versagen der Lokaltherapie (Permethrin-Resistenzen) ist eine antiskabi­öse Einzeit-Systemtherapie mit Ivermectin indiziert (gewichtsadaptiert; zugelassen ab 15 kg KG). Im vorliegenden Fall wurden wegen der Massivität des Milbenbefalls und der eingeschränkten Toleranz einer vollständigen Lokaltherapie beide Behandlungen zeitlich versetzt kombiniert. Dazu kam eine anti­ekzema­­töse Behandlung mit dem potenten Klasse-III-Steroid Mometason (sehr geringes Atrophie- und Allergiepotenzial; kaum systematische Resorption). Das Verhältnis von Wirkung zu Nebenwirkungen ist im sogenannten therapeutischen Index (TIX) quantifiziert, der für Mometason bei einem besonders guten Wert von 2,0 liegt. Vergleichsweise ungünstig ist Hydrocortison mit einem TIX von 1,0.

Sehr wichtig ist die Feststellung von Kontaktpersonen und im vorliegenden Fall die Information der Schule. Oft wird die Frage nach dem Erfordernis der Schulbefreiung gestellt. Grundsätzlich ist die Skabies nach einmaliger regelrecht angewendeter Lokaltherapie bzw. 24 Stunden nach systemischer antiskabiöser Therapie nicht mehr kontagiös und ein Besuch der Schule bzw. Kita sofort wieder möglich.

Fazit

Krätzmilben bevorzugen zunächst die besonders zarten und gut durchbluteten Hautareale, vor allem die Interdigitalräume, den seitlichen Rumpf und die Genitalregion. Bei dermatoskopischem Nachweis von Sarcoptes scabiei ist eine Lokaltherapie mit Permethrin (Tag 1 und 14) erforderlich, in schweren oder therapieresistenten Fällen eine systemische Therapie mit Ivermectin. Antiekzematös kann die Therapie um Mometason ergänzt werden.

Der Experte

Dr. med. Viktor Alexander Czaika
Facharzt für Dermatologie,
Venerologie und Innere Medizin
Bruno-Bügel-Weg 16
12439 Berlin

viktor.czaika@gmx.de

Literatur beim Experten

Bildnachweis: privat

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