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Onkologie

Tumorwachstum

Haben Statine krebspräventive Effekte?

Dr. med. Yuri Sankawa

9.6.2022

Metastasen zeugen von der Aggressivität einer malignen Krebserkrankung und schränken die Therapieoptionen oftmals deutlich ein. Berliner Forscher gehen Hinweisen nach, wonach Statine über ihren Einfluss auf das MACC1-Gen eine inhibierende Wirkung auf Tumorwachstum und -metastasierung ausüben könnten.

Nachdem die Arbeitsgruppe um Stein und Preißner am ECRC (Experimental and Clinical Research Center) der Charité Berlin erstmals das MACC1(metastasis-associated in Colon Cancer 1)-Gen als prognoserelevanten Biomarker für Tumorprogress und metastasenfreies Überleben von mehr als 20 soliden Tumorentitäten beschrieben hatte, stellte sie sich auch die Frage, wie sich die Transkription dieses Gens unterbinden ließe. Im Zuge eines Hochdurchsatz-Screenings für die Wirkstoffforschung wurden als eine der ersten Substanzen Statine wie Fluvastatin, Atorvastatin und Simvastatin identifiziert, die MACC1-inhibierend wirken. Dieselbe Arbeitsgruppe hat daraufhin im experimentellen Mausmodell beobachten können, dass sich die MACC1-Expression sowie die Tumorlast und Metastasierung in verschiedenen Tumorzelllinien durch den Einsatz von Statinen zumindest teilweise reduzieren lässt. Die Frage, inwieweit herkömmliche Statine aufgrund dieses Nebeneffekts auch in der klinischen Realität über krebspräventive Effekte verfügen, wurde daher zum Gegenstand einer größeren retrospektiven Datenanalyse.

Real-World-Evidenz-basierter Ansatz

Zwei Zentren, die Charité und die Universität von Virginia (USA), führten dazu eine transatlantische, kohortenbasierte und genestete Fall-Kontroll-Studie durch, die 308 990 Statin-behandelte Patienten umfasste. Dabei zeigte sich die Langzeit-Statintherapie mit einem signifikanten Rückgang der Krebsinzidenz korreliert (Odds Ratio 0,72; 95%-Konfidenzintervall 0,70–0,74). Unterschiede bezüglich niedriger oder hoher Statindosen ergaben sich dabei nicht. Die tumor­präventiven Effekte schienen je nach Tumortyp und Statin unterschiedlich hoch auszufallen – mit einer Risikoreduktion um bis zu 50 %. Der schützende Effekt schien unter Atorvastatin und Fluvastatin am stärksten und unter Simvastatin eher schwach ausgeprägt zu sein. Der chemopräventive Effekt der Statine zeigte sich auch nach Berücksichtigung möglicher Einflussfaktoren wie der Komedikation (Acetylsalicylsäure, Furosemid) oder den statinspezifischen Zweitdiagnosen für Tumoren erhalten zu bleiben. Da sich der Effekt von Simvastatin oder Atorvastatin auch mit der Fähigkeit korreliert zeigte, die MACC1-Expression zu reduzieren, sind den ­Autoren zufolge prospektive Interventionsstudien angezeigt, die den Stellenwert von Statinen bei ­Tumoren evaluieren, für die MACC1 auch als prädiktiver Biomarker geeignet ist. Mögliche tumorpräventive Effekte von Statinen wurden auch schon früher diskutiert, wenn auch insgesamt kontrovers und ­bislang noch ohne den Link zur erhöhten MACC1-Expression in bestimmten Tumorentitäten (> Onkologie).

Gohlke BO et al., Clin Transl Med 2022; 12: e726

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