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Gynäkologie

Einfach und nebenwirkungsarm

Intrazervikale Lokalanästhesie mit Lidocain

Dr. med. Bodo Kanne

13.2.2024

Die intrazervikale Lokalanästhesie mit Lidocain wird seit Jahren mit Erfolg praktiziert, etwa für alle transvaginal applizierbaren intrauterinen Verhütungssysteme. Sie ist aber in breiten Kreisen nach wie vor unbekannt. Dieser Beitrag gibt eine kurze Einführung.

Beim Legen eines intrauterinen Systems (IUS) zur Verhütung ist in der Regel keine generelle Schmerzmedikation erforderlich. Bei schmerzempfindlichen oder ängstlichen Patientinnen kann jedoch eine präventive Begleitmedikation erwogen werden [1]. Zur Analgesie bzw. Prämedikation in der Gynäkologie zugelassene Optionen sind orales Ibuprofen, Naproxen, Metamizol oder Midazolam. Zudem können Lokalanästhetika wie Lidocain-Gel oder -Lösung eingesetzt werden [1]. Jahrelange Anwendungserfahrung hat den Nachweis erbracht, dass die intrazervikale Lokalanästhesie mit Lidocain 2 % Gel unter entsprechender Indikation sinnvoll und wirksam ist.

Nur der Zervikalkanal (CK) ist mit sensorisch afferenten Fasern der beidseitigen parazervikalen ­Nervenplexus ausgestattet und reagiert deshalb insbesondere auf Dehnungsreiz extrem schmerzempfindlich. Die Portio externa ist nicht sensibel versorgt und schmerzunempfindlich. Betupfen des äußeren Muttermundes mit Anästhesie-Gel, wie immer wieder empfohlen, ist daher unwirksam.

Die individuelle Indikation zur Durchführung einer intrazervikalen Lokalanästhesie wird durch die jeweils vorliegende Weite des Zervikalkanals definiert! Sie ist immer dann gegeben, wenn der Durchmesser des einzuführenden Instruments, z. B. Einführungshülse für IUS, größer ist als der des Zervikalkanals an seiner engsten Stelle. Das trifft z. B. in folgenden Situationen zu:

· IUS-Einlage bei Nullipara
· IUS-Einlage bei Zervikalkanal-Stenose
· IUS-Wechsel (Hormonspirale)
· hysteroskopische Diagnostik

Bei empfindlich-ängstlichen Patientinnen kann die Indikation großzügiger gestellt werden. Man sollte diesbezüglich auch auf den gleichzeitigen Gleiteffekt des Anästhesie-Gels und die zusätzliche Messfunktion des Applikators hinweisen. Der Hauptvorteil der Lokalanästhesie besteht darin, dass eine systemische Belastung durch das Schmerzmittel vermieden wird.

Praktische Durchführung der Lokalanästhesie

Für die praktische Durchführung der lokalen Anästhesie mit 2 % Lidocain-Gel hat sich folgendes ­Vorgehen bewährt:

1. Die Verpackung des Applikators an der dem Adapter zugewandten Seite öffnen und die Instillagel-Spritze fest auf den Adapter aufsetzen. Gel in den Applikator einspritzen, bis ein Tropfen am proximalen Ende austritt.
2. Nach adäquater Vorbereitung der Patientin den Applikator mit der aufgesetzten Gelspritze der Verpackung entnehmen und am äußeren Muttermund platzieren.
3. Langsames Vorschieben des Applikators in den CK unter kontinuierlicher Gelabgabe – ca. 2–4 ml! Dabei wandert der Messring vom proximalen Ende nach distal. Das Gel verteilt sich mantelförmig am Applikator und gleichmäßig im Gebärmutterhalskanal.
4. Die Messung des Fundusabstandes (Sondenlänge) fakultativ im selben Arbeitsgang ist abgeschlossen, wenn der Applikator an der inneren Gebärmutter-Oberkante anstößt. Beim Zurückziehen des Applikators während der Passage des Gebärmutterhalskanals noch etwas Gel applizieren.
5. Nach vollständiger Entfernung des Applikators ist die Sondenlänge durch den Stand des Messrings an der Messskala ablesbar.
6. Vor Einlegen einer Spirale oder eines Instrumentes sollte die Anästhesiewirkung mindestens 5–7 Minuten abgewartet werden.

Die dargestellte Methode wird seit Jahren mit Erfolg praktiziert – mehr als 5 000 Behandlungen –, ist aber in Fachkreisen noch relativ unbekannt. Unerwünschte Nebenwirkungen oder Komplikationen wurden nicht beschrieben. Vor der Durchführung sollte immer eine Allergie auf Lidocain ausgeschlossen sein.

Erfahrungen mit intrauterinen Eingriffen (z. B. Abrasiones, Myomenukleationen oder Embryotransfers) liegen nicht vor. Solche Eingriffe sind daher von der Methode auszuschließen. Das Gel kann über Apotheken bezogen werden.

1 Guideline der Faculty of Sexual and Reproductive Healthcare of the Royal College of Obstetricians and Gynecologists. https://www.fsrh.org/standards-and-guidance/documents/ceuguidanceintrauterinecontraception/. Stand: 15.12.2023

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