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Dermatologie

Onkologische Zusatzqualifikation

Neuer Masterstudiengang Präzisionsonkologie (PRECISE)

Dr. med. Christine Adderson-Kisser

2.3.2023

Mit dem neuen interdisziplinären Masterstudiengang PRECISE (Precision Oncology Interdisciplinary Education Curriculum) startet voraussichtlich zum Wintersemester 2023/2024 ein von der Deutschen Krebshilfe gefördertes Vorhaben, um Tumorpatienten zukünftig noch fundierter individualisierte Therapien anbieten zu können.

Wie kam es zu der Idee des Masterstudiengangs?

In der Präzisionsonkologie, die sich in den letzten 5–7 Jahren entwickelt hat, laufen die Erkenntnisse der modernen molekularen Diagnostik und der biomarkergesteuerten Therapien zusammen. Im Idealfall ergibt sich für die Patienten so eine personalisierte Therapieempfehlung. Gerade bei den heutigen Therapiemöglichkeiten mit neuen, wirksamen Medikamenten und Histologie-agnostischen Medikamenten, die über eine einzelne Entität hinweg wirken, wie Checkpoint-Inhibitoren oder NTAK-Inhibitoren, ist es nötig geworden, in Tumorzentren neben den normalen Tumorboards, wie wir sie schon länger kennen, auch molekulare Tumorboards zu bilden. Also Expertengremien, die neben Medizinern auch Bioinformatiker, Humangenetiker, Molekularpathologen und Molekularbiologen umfassen, und die sich die molekularen Profile im Kontext der individuellen Patientenkarriere anschauen und individualisierte Therapieempfehlung innerhalb oder außerhalb klinischer Studien aussprechen.

Da das Feld der Onkologie also sowohl technisch, molekularbiologisch als auch klinisch sehr komplex geworden ist, sind inzwischen spezialisierte Kollegen notwendig geworden, die die gesamte Wertschöpfungskette auch verstehen müssen. Und da wurde die Idee geboren, all denjenigen, die sich in molekularen Tumorboards oder Präzisionsonkologieprogrammen bewegen, ein generelles Verständnis des Gesamtkonzeptes zu vermitteln. Das heißt: die technischen Details der Testung, die sozialmedizinischen Fragestellungen der Gesundheitsökonomie, ethische Fragestellung, aber auch den medizinischen Teil.

Für wen ist der Studiengang geeignet?

Bei dem Masterstudiengang handelt es sich um einen Postgraduiertenstudiengang, Voraussetzung ist also ein Bachelor oder – wo wir das nicht haben, wie in der Medizin – ein abgeschlossenes Studium. An sich richtet sich der Studiengang an all diejenigen, die jetzt schon in MTBs arbeiten, aber auch an jüngere Kollegen mit wenig Berufserfahrung, die auf diesem Gebiet ihre ersten Schritte gehen. Aber – und das ist uns ganz wichtig – er ist nicht nur auf Mediziner fixiert, sondern auf alle, die in diesem Bereich tätig sind, also auch beispielsweise Bioinformatiker, Molekularbiologen oder andere Naturwissenschaftler – solange eben ein Bezug zum MTB hergestellt ist.

Wer richtet den Studiengang aus?

Der Studiengang wird von der LMU München in Kooperation mit weiteren deutschen Universitäten ausgerichtet. Dahinter steht auch ein Team-Building-Gedanke: Es geht uns darum, dass wir in Deutschland als Community in diesem Bereich zusammenwachsen.

Und wie wird der Studiengang aufgebaut sein?

Wir haben uns sehr am Studiengang des Master auf Medical Education (MME) orientiert, sodass wir auf bereits bestehende Strukturen und Konzepte mit langjährigen Erfahrungswerten zurückgreifen konnten. Unser Studiengang Präzisionsonkologie wird ebenfalls berufsbegleitend und eine Mischung aus Präsenz und virtuell werden, also ein klassischer ­Hybrid. Das Curriculum wollen wir in Module einteilen, die an verschiedenen Orten durchgeführt werden. Der Hauptausrichtungsort wird zwar München sein, aber man wird auch Präsenzveranstaltungen an anderen Universitäten belegen können. So soll zum Beispiel ein Student aus Tübingen auch mit jemandem aus Hamburg oder Mannheim gemeinsame Projekte und Fragestellungen bearbeiten können.

Die praktische Arbeit soll direkt in den molekularen Tumorboards stattfinden, sodass man für die Teilnahme am MTB dann auch Credits bekommt und Fallvignetten aus diesen molekularen Tumorboards vorbereitet. Wir stellen uns zum Beispiel auch vor, dass im Rahmen der Masterarbeit im letzten Semester eine überregionale Vernetzung stattfindet, also dass man sich gemeinsame Fragestellungen überlegt und sich diese dann wissenschaftlich teilt.

Wie sind die Zulassungsmodalitäten geregelt?

Wahrscheinlich werden wir erst einmal eine jahrgangsweise Zulassung anbieten, das heißt, dass wir zunächst den ersten Jahrgang komplett durchlaufen lassen. Das Programm geht ja über zweieinhalb Jahre und solange haben wir auch die Förderung der Deutschen Krebshilfe. Wir haben auch Stipendien eingepreist, sodass wir die erste Kohorte unterstützen können und einen Anreiz bieten, sich einzuschreiben. Danach müssen wir sehen, wie Angebot und Nachfrage zueinander stehen und die Ressourcen, die uns jetzt freundlicherweise durch die Krebshilfe zur Verfügung gestellt worden sind, auf Dauer aufrechterhalten werden können.

Gibt es ähnliche Studienprogramme in anderen europäischen Ländern?

Ansatzweise gibt es solche Curricula auch in Großbritannien, aber nicht so dezidiert, wie wir es jetzt machen wollen. Das ist schon ein Novum.

Beschränkt sich das Studienangebot auf den deutschen Raum?

Der Masterstudiengang soll perspektivisch in Englisch stattfinden und wir würden ihn dann gerne in Zukunft über Deutschlands Grenzen hinweg anbieten. Erstmal haben wir die Universitäten der DACH-Region nicht mit reingenommen, was aber nicht bedeutet, dass sich nicht auch Kollegen aus Österreich oder der Schweiz bewerben würden. Der nächste Schritt soll aber auf jeden Fall sein, das Ganze zu internationalisieren, wenn es funktioniert.

Weitere ausführliche Informationen zum Studiengang erhalten sie HIER.

Der Autor

Dr. Benedikt Westphalen
Medizinische Klinik und Poliklinik III
Klinikum der Universität München LMU München

christoph_benedikt.westphalen@med.uni-muenchen.de

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