Kurzzeitig kann eine Insomnie mit Eszopiclon behandelt werden. Dieses erhöht die Gesamtschlafzeit, verbessert die Schafeffizienz und ist für ältere Personen geeignet. Aus der Phytotherapie sind Baldrian, Passionsblume, Melisse und Hopfen erwähnenswert.
Bei Einschlaf- und Durchschlafstörungen sowie bei vorzeitigem Erwachen spielen prädisponierende, auslösende und aufrechterhaltende Faktoren eine Rolle. Dazu kommen Coping-Strategien oder die ungenügende Regulierung des Stresssystems (Hyperarousal), ebenso die Neigung zu Grübeleien. Klinisch relevante Schlafstörungen sind in Deutschland häufig, sie treten schätzungsweise bei 6% der Bevölkerung auf. Zur Kurzzeitbehandlung der Insomnie sind Z-Substanzen geeignet, die mit einer geringeren Halbwertszeit als Benzodiazepine weniger ausgeprägte Hangover-Effekte ausüben. Seit Anfang 2020 ist Eszopiclon zugelassen, das – ähnlich wie Zopiclon – an den γ-Aminobuttersäure-A-Rezeptor bindet. Dadurch wird die Chlorid-Leitfähigkeit erhöht, welche die neuronale Transmission hemmt und den Schlaf herbeiführt. Eszopiclon besitzt eine hohe Affinität zu den α2- und α3-Untereinheiten und eine geringe Affinität zu α1. Man vermutet, dass dadurch das Abhängigkeitspotenzial reduziert werden könnte und zusätzliche anxiolytische und antidepressive Komponenten wirksam sind.
In einer Nichtunterlegenheitsstudie erwies sich Eszopiclon als ähnlich wirksam wie Zopiclon, das zeigte der Insomnie-Schwere-Index. Die 199 Patienten hatten randomisiert über vier Wochen entweder 7,5mg Zopiclon oder 3mg Eszopiclon erhalten, mit zwei Visiten und einem Follow-up über mindestens sechs Wochen. Wie die Polysomnografie zeigte, erhöhte Eszopiclon die Gesamtschlafzeit und verbesserte die Schlafeffizienz. Das Sicherheitsprofil der beiden Substanzen war ähnlich, am häufigsten wurde über Dysgeusie, Kopfschmerz, Schwindel, Erregbarkeit und Nausea berichtet. Unerwünschte Wirkungen traten bei 109 Patienten (85,2%) unter Eszopiclon auf und bei 114 Patienten (87,7%) unter Zopiclon [1]. Im Alter können Hypnotika anders wirken oder vermehrt Nebenwirkungen zeigen, das gilt vor allem für Benzodiazepine. In einer aktuellen Metaanalyse mit 24 Studien und 5.917 Teilnehmern wurde die Evidenz verschiedener Wirkstoffe bei älteren Patienten mit Insomnie untersucht. Es zeigte sich, dass die objektive und subjektive Gesamtschlafzeit mit Eszopiclon und niedrig dosiertem Doxepin im Vergleich zu Placebo optimal verlängert werden konnte [2].
In den Leitlinien finden bei Schlafstörungen und Unruhezuständen Baldrianwurzel (Valerianae radix), Passionsblume (meist Passiflora incarnata), Melissenblätter (Melissae folium) und Hopfenzapfen (Lupuli strobulus) Erwähnung. Vier Metaanalysen zur Phytotherapie der Schlafstörungen waren jedoch von schlechter methodischer Qualität. Aufgrund eines „well established use“ erhalten Baldrianwurzel, Passionsblume und Melissenblätter von der European Medicines Agency (EMA) dennoch eine Empfehlung. Weitere naturheilkundliche Therapieansätze lassen sich schwer bewerten, so die Leitlinienkommission, denn sie sind methodisch nicht adäquat untersucht. Das gilt unter anderem für Achtsamkeit, Akupunktur, körperliches Training, Homöopathie, ätherische Öle, Licht- und Musiktherapie [3].
1 Pinto LR et al., Clinics (Sao Paulo) 2016 Jan; 71(1): 5‒9
2 Chiu HY et al., Sleep 2021 May 14; 44(5): zsaa260, doi 10.1093/sleep/zsaa260
3 063-003l_S3_Insomnie-Erwachsene_2018-02-verlaengert.pdf (awmf.org)