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Allgemeinmedizin

Hypogonadismus

Systematischen Testosteronmangel besser mit transdermalem Gel substituieren

23.9.2022

Bei der Testosteronersatztherapie stehen transdermal anzuwendende Testosteron-Gele oder i. m.-Injektionen zur Verfügung. Laut einer Studie ist die Hämatokrit­erhöhung bei einer transdermalen Therapie seltener als bei der Spritzentherapie.

Eine Testosterontherapie mit regelmäßig intramuskulär injiziertem Testosteron-Undecanoat (TU, ein lang wirkendes Depot-Testosteron) führt zu einer höheren Rate an Hämatokritwerten (HKT) > 50 % als die tägliche topische Applikation von Testosteron-Gel. Das ist das Ergebnis der HEAT-Registerstudie, in der beide Anwendungsformen miteinander verglichen wurden (HEAT = HEmatopoietic Affection by Testosterone) [1]. Primäres Ziel der HEAT-Registerstudie war es, transdermales Testosteron (16,2 mg/g) versus TU 1 000 mg i. m. in ihrer Wirkung auf Hämoglobin- und Hämatokritwerte zu vergleichen. An der Studie nahmen 802 hypogonadale Männer mit einem Ausgangs-Gesamttestosteronwert von < 12,1 nmol/l bzw. einem freien Testosteron von < 243 pmol/l teil (Alter 25 bis 65 Jahre). Als sekundäres Ziel analysierte die Studie den Einfluss von Alter, Bauchumfang und anderen Faktoren auf die hämatopoetische Wirkung von Testosteron. Die Patienten erhielten entweder TU i. m. alle zwölf Wochen (n = 304) oder transdermales Testosteron zwei Hübe/Tag (n = 498) über mindestens 26 Wochen. Die Therapiewahl war zuvor gemeinsam von Arzt und Patient festgelegt worden und wurde während der Studienzeit nicht mehr modifiziert.

Durch die Testosterongabe stieg die Serum-Testosteronkonzentration in beiden Gruppen deutlich an. Männer, die TU i. m. erhielten, wiesen jedoch eine signifikant höhere Rate an HKT-Werten > 50 % auf als die T-Gel-Probanden (22,7 % vs. 5,0 %, p < 0,001). Vergleichbare Ergebnisse zeigten sich auch bei höheren Hämatokrit-Grenzwerten (> 52 % und > 54 %). Einige der sekun­dären Parameter trugen dabei zu dem Effekt bei: fortgeschrittenes Alter, höherer Bauchumfang, höhere Testosteron-Anstiege und im Vergleich zum klassischen das Vorliegen eines funktionellen Hypogonadismus.

Umstellung auf ein transdermales Gel

Für die Praxis bedeutet es, dass das Risiko einer HKT-Erhöhung bei einer Substitutionstherapie mit transdermalem Testosteron-Gel geringer ist als bei intramuskulären Testosteroninjektionen. Außerdem ist ein Absetzen der Therapie mit einem Gel schneller möglich, weshalb eine Geltherapie von der EAU-Leitlinie zum Therapiestart empfohlen wird [2]. Auch in den Leitlinien wird das regel­mäßige HKT-Monitoring unter Testosterontherapie (3, 6 und 12 Monate nach Therapiestart und dann jährlich) empfohlen. Werden dabei erhöhte HKT-Werte festgestellt, können eine Testosterondosisanpassung, das Absetzen oder ein Aderlass gegensteuern. Wenn sich unter einer i. m.-Testos­­terontherapie ein HKT von > 54 % entwickelt, kann nach Leitlinie auch die Umstellung auf ein transdermales Gel sinnvoll sein. Nach den HEAT-Ergebnissen spielt der HKT-Wert insbesondere bei adipösen älteren Patienten mit funktionellem Hypogonadismus eine wichtige Rolle, da die Komorbidität einen Einfluss auf den HKT und das kardiovaskuläre Risiko hat. Hinzu kommt, dass eine Testosterontherapie bei Hypogonadismus auch positive metabolische Auswirkungen haben kann: Bei der bidirektionalen Wechselwirkung zwischen Testosteron und Adipositas begünstigt ein Testosteronmangel eine abdominelle Adipositas und ein Zuviel an Fettgewebe kann wiederum die endogene Testosteronproduktion negativ beeinflussen.

Zitzmann M et al., The Aging Male 2022; 25: 134–144
Dohle GR et al., J Reproduktionsmed Endokrinol 2020; 17: 66–85

Bildnachweis: privat

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