- Anzeige -
Allgemeinmedizin

Hypogonadismus des Mannes

Testosterongabe möglich bei therapiertem Pca

12.2.2025

Hypogonadale, symptomatische Männer mit einem therapierten Prostatakarzinom (PCa) können und sollen eine Testosterontherapie erhalten. Der Zusatznutzen: Sie korrigiert auch eine bereits bestehende Anämie.

Neben dem klassisch irreversiblen primären und sekundären Hypogonadismus kommt es bei Männern am häufigsten zum reversiblen funktionellen Hypogonadismus. Die Testosteronwerte sind erniedrigt, während das luteinisierende Hormon (LH) sich im Normbereich befindet, so Prof. Dr. med. Michael Zitzmann (Münster) zur Differenzialdiagnose. Die Prävalenz des funktionellen Hypogonadismus steige mit dem Alter, berichtete Dr. med. Christian Leiber-Caspers (Krefeld). In der Europäischen Union seien etwa 65 Millionen Männer davon betroffen. Dabei gäbe es eine große Schnittmenge mit denen, die gleich­zeitig an einem PCa litten.

Sichere Ersatztherapie

Zwar sei die Testosterontherapie bei unbehandeltem PCa eine absolute Kontra­indikation. Jedoch habe eine Subanalyse der TRAVERSE-Studie nun eindeutig gezeigt, dass eine Testosterontherapie keine Kontraindikation bei einem therapierten PCa darstelle [1]. Die über viele Jahre andauernde Zurückhaltung ­bezüglich der Testosterongabe bei Männern mit behandeltem PCa geht auf eine Untersuchung von Charles Brenton Huggins aus dem Jahr 1941 zurück. Er nahm fälschlicherweise an, dass eine Testosterongabe das Tumorwachstum fördern müsse, wenn ein Entzug des Hormons zu einer Tumorremission führt. In einer Studie aus dem Jahr 2006 konnte aber nachgewiesen werden, dass eine Testosterongabe nicht zur Zunahme des Hormonspiegels und auch nicht zur Zunahme von Dihydrotestosteron (DHT) in der Prostata führt [2].

Die Behandlung mit Testosteron könne allerdings zu einer Erhöhung des ­Hämatokrits führen, betonte Zitzmann. Dieser sei daher 3, 6 und 12 Monate nach Therapiebeginn zu kontrollieren. Ein Hämatokrit von ≥ 52 % gehe mit einem erhöhten Risiko für schwere kardiale Ereignisse (MACE) einher – insbesondere im ersten Therapiejahr. Es gäbe allerdings Unterschiede bzgl. des ­Hämatokrit-Anstiegs zwischen dem intramuskulär verabreichten Testosteron undecanoat und dem Testosteron-Gel, das Männer selbst auf die Haut applizieren. Das Gel lasse das Gesamttestosteron weniger stark ansteigen und erhöhe den Hämatokrit weniger stark, belegte Zitzmann mit eigenen Unter­suchungsergebnissen.

Inzwischen wurde das MACE-Risiko nochmals gezielt bei Männern mit hohem Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen untersucht [3]. Demnach können ­hypogonadale Männer zwischen 45 und 80 Jahren mit bestehendem oder ­hohem Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen eine Testosterontherapie ­erhalten, ohne dass sich ihr MACE-Risiko erhöht. Im Zuge dieser Studie ­konnte auch gezeigt werden, dass die Testosteronbehandlung im Vergleich zu ­Placebo hinsichtlich der Korrektur einer vorbestehenden Anämie signifikant wirksamer war.

Eine Testosterontherapie ist indiziert, wenn Männer einen konstant niedrigen Gesamt-Testosteronspiegel von < 12 nmol/l haben oder das freie Testosteron Werte von < 220 pmol/l aufweist. Gleichzeitig müssen persistierende klinische, sexuelle oder kognitive Symptome eines Testosteronmangels vorliegen.

  1. Bhasins S et al., JAMA Netw Open 2023; 6: e2348692
  2. Marks LS et al., JAMA 2006; 296: 2351–61
  3. Lincoff AM et al., NEJM 2023; 389: 107–17

Lunch-Symposium „Zusatznutzen und Sicherheit der Testosterontherapie“ anlässlich der 36. Jahrestagung der DGA (Veranstalter: Besins Healthcare Germany GmbH), November 2024

Lesen Sie mehr und loggen Sie sich jetzt mit Ihrem DocCheck-Daten ein.
Der weitere Inhalt ist Fachkreisen vorbehalten. Bitte authentifizieren Sie sich mittels DocCheck.
- Anzeige -

Das könnte Sie auch interessieren

123-nicht-eingeloggt