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Dermatologie

Hidradenitis suppurativa

Hoffnung durch neue Therapieoptionen

Angelika Ramm-Fischer

26.2.2024

Durch immunologische Forschung konnten die Entzündungstreiber der Hidradenitis suppurativa identifiziert werden. Mit den entsprechenden hemmenden Antikörpern kann nun den schmerzhaften, eitrigen und vernarbenden Entzündungen Einhalt geboten werden.

Die Angaben zur Prävalenz der Hidradenitis suppurativa (HS), vormals Acne inversa genannt, schwanken zwischen 0,03 % und 0,07 %. Doch angesichts der hohen Dunkelziffer ist eher davon auszugehen, dass etwa 1 % der Bevölkerung mit HS zu kämpfen hat. Und diese Krankheit hat es in sich: Betroffene leiden unter schmerzhaften, tief sitzenden, entzündlichen Knoten und Abszessen in Achselhöhle, Leistengegend und Anogenitalbereich.

Entzündungsmediatoren identifiziert

Durch die Identifizierung der bei HS wichtigsten proinflammatorischen Zytokine konnten die entsprechenden Hemmstoffe entwickelt beziehungsweise bereits bekannte Biologika eingesetzt werden. Welche neuen Substanzen bei mittelschwerer und schwerer HS derzeit zur Verfügung stehen und was in den Forschungspipelines steckt, erläuterte PD Dr. med. Florian Anzengruber (Chur, Schweiz) auf dem Nürnberger Wundkongress 2023.

Den Anfang der Biologika-Therapie bei HS machten die TNF-α-Blocker. So hat beispielsweise Adalimumab bereits seit 2019 die Indikationserweiterung für die Behandlung der HS bekommen. Der Effekt lässt sich durch die Kombination mit chirurgischen Maßnahmen noch erweitern, wie Anzengruber berichtete. In einer niederländischen Studie führte die Kombination von Adalimumab mit chirurgischem Eingriff zu einer größeren klinischen Wirksamkeit (gemessen als Rückgang im IHS4-Score) und einer verbesserten Lebensqualität nach 12 Monaten als die Adalimumab-Monotherapie [1].

Entzündungstreiber IL-17A und IL-17F

Bei der Suche nach den Entzündungstreibern der HS haben Forschende die Interleukine 17A und 17F identifiziert. Diese Zytokine können mit dem monoklonalen Antikörper Secukinumab erfolgreich gehemmt werden. Seit 2023 ist Secukinumab auch für die Behandlung der HS zugelassen.

Wie Anzengruber berichtete, beruht diese Zulassung auf den klinischen Phase-III-Studien SUNSHINE und SUNRISE mit mehr als 1 000 Betroffenen, die entweder Placebo oder Secukinumab 300 mg subkutan in den Wochen 0, 1, 2, 3 und 4 erhielten, gefolgt von 2-wöchentlichen oder 4-wöchentlichen Erhaltungsdosen. In Woche 16 hatten über 40 % in den Verumgruppen auf Secukinumab angesprochen [2]. Diese Ansprechrate (HiSCR50, Hidradenitis Suppurativa Clinical Re­sponse, definiert als Rückgang der Zahl der Abszesse und Entzündungsherde um 50 % oder mehr) stieg bis zum Studienende in Woche 52 (s. auch S. 38).

Secukinumab-Ansprechen nach 1 Jahr unabhängig vom Dosierungsintervall

Ein weiterer IL-17A/IL-17F-Hemmer steht kurz vor der Zulassung: Das ebenfalls aus der Psoriasis-Therapie bekannte Bimekizumab wurde in den Zwillingsstudien BE HEARD I und BE HEARD II mit insgesamt mehr als 1 000 Personen erprobt. In beiden Studien wurden 2 Dosierungsschemata von Bimekizumab (320 mg alle 2 Wochen [Q2W] bzw. alle 4 Wochen [Q4W]) im Vergleich zu Placebo über die 16-wöchige Anfangs- und 48-wöchige Erhaltungsbehandlung untersucht. Anzengruber berichtete von den auf dem EADV 2023 vorgestellten Ergebnissen der noch nicht veröffentlichten Studie: In Woche 16 hatten fast 60 % der mit dem Verum Behandelten einen HiSCR50 gezeigt (Q2W 58,9 %, Q4W 59,1 %), in Woche 48 waren es rund 80 % (Q2W 80,6 %, Q4W 79,5 %). Etwa 30 % konnten sogar einen HiSCR100 erreichen [3].

Weitere Biologika in Sicht?

Für seinen Überblick über künftige Therapieoptionen beließ es Anzengruber nicht bei den IL-17-Hemmern und fahndete nach weiteren Therapiestudien mit Biologika bei HS. Eine Option könnte der IL-23-­Blocker Guselkumab sein – ebenfalls aus der Behandlung bei Schuppenflechte bekannt. Anzengruber stellte hier eine offene, multizentrische Phase-IIa-Studie mit Patientinnen und Patienten mit mittelschwerer bis schwerer HS vor, die allerdings nicht placebokontrolliert war [4]. Ergebnis nach 16 Wochen Behandlung: 65 % der Betroffenen erreichten einen HiSCR50 mit einem statistisch signifikanten Rückgang des medianen IHS4-Scores (von 8,5 auf 5,0; p = 0,002) und der medianen Anzahl an entzündlichen Knoten (von 6,5 auf 4,0; p = 0,002). Die Autorinnen und Autoren schränken diesen Erfolg jedoch ein, da andere Guselkumab-Studien ein geringeres Ansprechen ergeben hatten.

Auch bei der Substanzgruppe der „small molecules“ suchte Anzengruber nach künftigen Behandlungsoptionen. Zu Apremilast sind zwar einige kleinere Phase-IIb-Studien mit durchaus positiven Ergebnissen gemacht worden, die Indikation HS für Apremilast wird offenbar derzeit aber nicht weiter erforscht.

Vielversprechend scheint auch die Gruppe der ­Januskinase(JAK)-Inhibitoren zu sein, da mit den JAK-Hemmern gleich ein ganzes Bündel an proinflammatorischen Zytokinen vermindert werden kann. Doch auch hier ist die Studienlage eher ­dürftig. Anzengruber fand nur diverse Fallstudien. Eine ­kleine Real-World-Studie mit dem JAK1-Inhibitor Upadacitinib lässt jedoch hoffen: Wie Anzengruber berichtete, bekamen alle 20 HS-Betroffenen 15 mg Upadacitinib täglich für 4 Wochen. Sprachen die Patientinnen und Patienten darauf an, wurde bis Woche 24 weiterbehandelt. Von diesen Respondern hatten in Woche 12 alle einen HiSCR50 erreicht, 30 % sogar HiSCR90. Auch die Schmerzen und die Lebensqualität besserten sich signifikant [5].

Hit hard and early

Derzeit stehen die medikamentösen Therapieoptionen nur Personen mit mittelschwerer oder schwerer HS zur Verfügung beziehungsweise werden bei ­diesen getestet. Ähnlich wie bei der Psoriasis hält Anzengruber einen früheren Einsatz für sinnvoll, nach dem Motto „hit hard and early“. Denn wenn der Entzündung frühzeitig Einhalt geboten wird, kommt es nicht zu eitrigen Abszessen, Fistelgängen und Vernarbungen. Deutlich weniger Schmerzen ­wären die Folge und auch dem sozialen Rückzug würde so vorgebeugt werden.

1 Aarts P et al., J Am Acad Dermatol 2023; 89: 677–84
2 Kimball AB et al., Lancet 2023; 401: 747–61
3 Zouboulis CC et al., EADV 2023, Berlin, UCB-Symposium
4 Dudink K et al., Br J Dermatol 2023; 188: 601–9
5 Kozera E et al., J Am Acad Dermatol 2022; 87: 1440–2

Vortrag „Akne inversa: Wie behandeln wir 2024?“, 06. Nürnberger Wundkongress, November 2023

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