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Allgemeinmedizin

Häufige Sehnenleiden

Bei Sehnenscheidenentzündung konservative Therapie meist ausreichend

Dr. med. Martin Rinio

13.6.2022

Werden Sehnen überlastet, können sie sich entzünden und kleine Verletzungen an den Sehnenscheiden verursachen. Eine Tendovaginitis, die meistens bei mittelgroßen bis großen Gelenken auftritt, geht mit starken Schmerzen einher. Bei welchen Beschwerden reicht eine konservative Therapie und wann ist eine OP indiziert?

Sehnen verbinden bekanntlich Knochen und Muskeln miteinander. Werden sie überlastet, kann dies zu einer Tendovaginitis führen. Meist sind Menschen davon betroffen, die viel am Computer arbeiten, aber auch Musiker, Turner oder Läufer. Monotone Wiederholungen und Überlastungen führen in diesen Fällen zu schmerzhaften Beschwerden. Besonders häufig treten diese am Handgelenk auf. Grundsätzlich kann aber jede Überanspruchung der Sehnen dazu führen, dass sich das darum gehüllte Bindegewebe entzündet. Neben dem Handgelenk sind auch Füße, Achillessehne, Unterarme und Ellenbogen davon nicht ausgeschlossen.

Zunächst macht sich eine Sehnenscheidenentzündung durch Schwellungen sowie Schmerzen bei Bewegungen bemerkbar. Später können diese ­Beschwerden auch zunehmend im Ruhezustand auftreten.

Entlastung hilft am besten

Die Behandlung ist oft langwierig. Dabei gilt als oberste Devise: Entlastung! Hilfreich ist daher eine  Orthese, eine halbstarre Bandage, die das Handgelenk unterstützt. Handelt es sich um eine stark ausgeprägte Entzündung oder wiederkehrende Beschwerden, verordnet der Orthopäde in der Regel eine Kombination aus entzündungshemmenden Tabletten und Schonung. Nur selten ist eine Injektionsbehandlung notwendig, bei der ein entzündungshemmender Wirkstoff (Cortison) in die Sehnenscheide gespritzt wird. Bei sehr schweren Schädigungen der Sehne kann auch eine Operation erforderlich sein.

Wenn ein „schnellender Finger“ droht

Bei Druckschmerzen oder Schwellungen ist ärztliche Klärung ratsam. Grundsätzlich gilt: Treten die Beschwerden gehäuft auf, sollte der Orthopäde eine Bewegungsanalyse vornehmen. Dabei können falsche Bewegungsabläufe ausgemacht und geändert werden. Vor allem bei zu später Behandlung ist es möglich, dass die Erkrankung chronisch wird.

Sind die Sehnenscheiden der Fingerbeugen betroffen, so entsteht oft ein „schnellender Finger“ (Tendo­vaginitis stenosans). Dabei kommt es zur Einengung der Sehnenscheiden sowie zu einer lokalen, knotigen Verdickung der betreffenden Sehne. Die Folge: Die verdickte Fingersehne bleibt an den Ringbändern hängen. Erst nach kraftvollem Ziehen löst sie sich und schlüpft ruckartig oder eben schnappartig ­hindurch.

Im Anfangsstadium helfen relativ gut konservative Therapiemethoden wie nicht steroidale Antirheumatika (etwa Ibuprofen als Tablette oder als Salbe). Bei fortgeschrittener Entzündung können Cortisonspritzen helfen. Tritt keine Besserung ein, so bleibt nur eine Operation. Bei diesem Eingriff, der meist nicht einmal zehn Minuten dauert, wird das Ringband mit einem kleinen Schnitt durchtrennt. Das verschafft der Sehne wieder ausreichend Platz und diese kann sofort wieder frei bewegt werden.

Kann ich einer Sehnenscheidenentzündung vorbeugen, fragen Patienten häufig? Ja, durchaus. Ratsam ist es, monotone Bewegungen bei der Arbeit zu ­dosieren. Wir empfehlen, des Öfteren eine Pause einzulegen und die Sehnen zu dehnen. Nicht nur Sportler oder Musiker sollten regelmäßig Aufwärm- und Dehnungsübungen durchführen.

Sehnenriss

Sehnen sind kaum dehnbar, dafür aber sehr reißfest. Dennoch kommt es bei wiederkehrenden Mikroverletzungen, z. B. durch chronische Überlastung, relativ häufig zu einem Sehnenriss. Nicht selten genügen sogar ganz banale Bewegungen oder Belastungen.

Am häufigsten betroffen ist die empfindliche Achillessehne. Sie macht vor allem Joggern und anderen Sportlern vielfach zu schaffen. Generell steigt das Risiko eines Sehnenrisses ab etwa 30 mit zunehmendem Alter. Die Sehnen verlieren an Elastizität und sind somit gefährdeter für Rupturen.

Sehnenrisse sind immer verbunden mit plötzlich auftretenden, starken und stechenden Schmerzen, begleitet von Funktionsbeeinträchtigungen bzw. Mobilitätseinschränkungen der betroffenen Strukturen. Zudem macht sich ein Riss häufig mit einem lauten Knall bemerkbar, ähnlich einem Peitschenhieb. Ist die Sehne nicht gerissen, sondern „nur“ teilweise geschädigt, so sind die Beschwerden ­etwas moderater.

Diagnose sichern und Therapie einleiten

Klarheit bringen manuelle Untersuchungen und eine gründliche Anamnese. Beim körperlichen Check-up wird die Mobilität des Patienten getestet. Ist es ihm beispielsweise bei Verdacht auf einen Achillessehnenriss noch möglich, auf einem Bein zu stehen? Eine Ultraschallaufnahme stützt die Diagnose und eine Magnetresonanztomografie liefert den wichtigsten Bildnachweis für den Arzt.

Das Behandlungskonzept hängt stark davon ab, welche Sehne betroffen ist. Während etwa bei einem Riss der langen Bizepssehne in der Schulter vielfach eine konservative Therapie genügt, ist bei anderen Sehnen (z. B. Achilles- oder distale Bizepssehne) meist eine OP erforderlich. Dabei werden die gerissenen Sehnen wieder zusammengenäht und somit eine hohe Stabilität erreicht.

Eine intensive Nachbehandlung (inklusive Physiotherapie über mehrere Monate) sichert die spätere Mobilität. Nach einigen Wochen kann der Patient die Belastung seines operierten Fußes Schritt für Schritt steigern – bis hin zur Vollbelastung. In der Regel ist etwa ein Vierteljahr später Sport in Maßen wieder problemlos möglich.

Der Autor

Dr. med. Martin Rinio
Facharzt für Orthopädie,
Chirurgie und Unfallchirurgie
Ärztlicher Direktor
Gelenk-Klinik Gundelfingen

martin-rinio@gelenk-klinik.de

Literatur beim Autor

Bildnachweis: privat

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