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Allgemeinmedizin

Orthopädische Erkrankungen bei Frauen und Männern

Die Progression bei Gonarthrose verlangsamen

3.10.2023

Von einer symptomatischen Kniegelenkarthrose sind mehr Frauen als Männer betroffen. Das Geschlechtsverhältnis bei der Implantation von Knieendoprothesen spiegelt diese Krankheitsprävalenz wider. Von der Operation profitieren die Geschlechter unterschiedlich.

Arthrose kommt im höheren Lebensalter häufiger vor als in jungen Jahren – und mehr bei Frauen als bei Männern. In der Altersgruppe 30–44 Jahre liegt die Prävalenz noch bei 4,3 % (Frauen) bzw. 4,1 % ­(Männer). Bei den ab 65-Jährigen sind knapp die Hälfte der Frauen (48,1 %) und knapp ein Drittel der Männer (31,2 %) betroffen [1]. Die Ursachen für die geschlechtsspezifischen Besonderheiten lauten: anatomische Unterschiede bei Knochen, Sehnen und Bändern, Unterschiede bei der Knochenqualität sowie hormonelle Faktoren. Nicht ­zuletzt existieren teilweise verschiedene Lebensweisen und Anforderungen im Alltag von Frauen und Männern.

So konnten z. B. chinesische Wissenschaftler aufzeigen, dass häufiges Laufen auf Stöckelschuhen den Knien schaden kann [2]. Die Forscher maßen bei jungen Frauen die Bewegung von Hüfte und Knöchel, während sie in Schuhen mit verschieden hohen Absätzen (15 mm, 45 mm und 70 mm) liefen. Sie beobachteten u. a. eine Verringerung der Knöchelbewegung und eine Inversion, die im Zusammenhang mit der Absatzhöhe standen. Obwohl die ­Wissenschaftler nur eine kleine Gruppe von zehn Frauen im Alter von 21 bis 25 Jahren unter Laborbedingungen beobachtet haben, ist es durchaus wahrscheinlich, dass die Studienerkenntnisse übertragbar sind: Das regelmäßige Tragen von Stilettos bzw. High Heels erhöht das Verletzungsrisiko und kann die Entstehung einer Arthrose begünstigen. Darüber hinaus können Stöckelschuhe zu einer ­Verformung des Vorfußes führen, insbesondere zu einem Hallux valgus, und zu einer Verkürzung der Wadenmuskulatur.

Frauen haben mehr Beschwerden

Auch beim künstlichen Gelenkersatz liegen die ­Frauen vorne: Gut 65 % der Ersteingriffe an der ­Hüfte oder am Knie bei Patienten über 60 Jahre ­betreffen die weibliche Bevölkerung [3]. Allerdings gilt das nicht für den Operationserfolg, denn ­Frauen haben tendenziell mit einer Knie-Totalendoprothese mehr Beschwerden als Männer, etwa beim Treppensteigen oder wenn sie in die Hocke gehen.

In einer US-amerikanischen Studie untersuchten ­Mediziner, welche Risikofaktoren dazu führen können, dass Patienten auch einige Zeit nach der Knieprothesenoperation unter Knieschmerzen leiden [4]. Laut den Forschern sind vor allem jüngere ­Frauen betroffen, insbesondere wenn die Arthrose durch Gelenkschäden begünstigt wurde, die durch Verletzungen der Knochen oder des Bandapparats entstanden waren. Gleiches gilt für Frauen mit ­rheumatoider Arthritis.

Für die Studie wurden 273 Patienten untersucht, die zwischen Oktober 2007 und März 2010 operiert wurden. Berücksichtigt wurden Alter, Geschlecht, ­Größe, Gewicht, Art der Arthrose sowie Begleiterkrankungen, Beweglichkeit und Gehstrecke sowie die ­Stärke der Schmerzen vor der Operation. Die Ergebnisse ­zeigten, dass Frauen bereits bei der Aufnahme ins Krankenhaus stärkere Schmerzen hatten.

Intraartikuläre Hyaluronsäureinjektionen

Was können weibliche wie männliche Patienten tun, um Schmerzen zu lindern und den Einsatz einer Knie-Endoprothese möglichst lange herauszuzögern? Auf jeden Fall müssen Betroffene aktiv mitarbeiten, um die Progression der Arthrose zu verlangsamen. Dazu tragen physikalische Therapien wie Physiotherapie, Massagen oder Wärmeanwendungen bei, aber auch eine regelmäßige sportliche Betätigung sowie eine ausgewogene Ernährung – und nicht zuletzt ein Blick auf das Gewicht. Die S2k-Leitlinie „Gonarthrose“ empfiehlt darüber hinaus den Einsatz intraartikulärer Hya­luron­säure­injektionen bei Personen, bei denen nicht ­steroidale Antirheumatika (NSAR) kontraindiziert oder nicht ausreichend wirksam sind [5].

1 Fuchs J, Kuhnert R, Scheidt-Nave C, Journal of Health Monitoring 2017; 2: 55–60, DOI 10.17886/RKI-GBE-2017-054
2 Gu Y et al., Int J Biomedizinische Technik und Technologie 2013; DOI 10.1504/IJBET.2013.057261
3 Rothbauer F, Zerwes U, Bleß HH, Kip M, Häufigkeit endoprothetischer Hüft- und Knieoperationen 2017; 10.1007/978-3-662-53260-7_2
4 Vasilios I et al., ScienceDaily 2014; www.sciencedaily.com/releases/2014/03/140311100318.htm
5 Stöve J, S2k-Leitlinie Gonarthrose, AWMF-Register-Nr. 033-004

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