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Gynäkologie

Global Women‘s Health Index

Frauengesundheit in Deutschland mit Luft nach oben

31.8.2022

Bei einem Treffen zur Frauengesundheit in Berlin wurde der „Global Women‘s Health Index“ (GWHI) vorgestellt – eine internationale Studie zum Thema. Die Ergebnisse zeigen, dass es auch in Deutschland durchaus noch Verbesserungspotenzial gibt.

Das Klischee von der männlichen Überlegenheit stammt aus der Antike: Schon Aristoteles betrachtete eine Frau als „verunglückten Mann“, wie die Medizinhistorikerin Prof. Dr. Christina Schües (Lübeck) beklagte. Männerseits werden Frauen somit seit alters offenbar nicht als autonome Wesen empfunden. Ihr Frausein wird gleichsam konstruiert. In gewisser ­Weise erfindet „der Mann“ die Frau für sich, so wie er sie gern haben möchte: Als Objekt, bitte nicht zu klug, eher etwas verrückt, verrucht. Und nach wie vor besteht der „gender data gap“, wie Schües noch erklärte, also der Mangel an Daten über die Gesundheit von Frauen.

Die Berliner Tagung stand unter dem Motto: „Frauengesundheit in Deutschland – erstklassig?“ Und, um es gleich vorweg zu sagen – die Antwort darauf konnte man bestenfalls zwischen den Zeilen lesen. Sogar die Seniorin der Geschlechterforschung, Prof. Dr. med. Vera ­Regitz-Zagrosek von der Berliner Charité, bilanzierte nur nüchtern, dass beim Herzinfarkt Diagnose und Therapie „im Wesentlichen“ auf Männer aus­gerichtet seien, die Sterberate von Frauen nach Infarkt in Kliniken höher ausfalle und Infarkt-Frühsterblichkeit vor allem bei jüngeren Frauen deutlich vermehrt auftrete als bei gleichaltrigen Männern (> Kardiologie).

Guter Eingriff, schlechter Eingriff?

Prof. Dr. med. Sven Becker (Frankfurt) beleuchtete Fakten zur Hysterektomie. Diese Operation wird in den USA an etwa 500 000, in Deutschland an rund 120 000 Frauen im Jahr ausgeführt. Hochgerechnet auf die Bevölkerungszahl entspricht dies annähernd dem US-Vergleich. Die Gebärmutterentfernung beschrieb Becker als „nicht ganz optimal, aber einen guten Eingriff, und in der richtigen Situation einen der besten“. Er bemängelte jedoch zugleich auch die Vernachlässigung der Endometriumablationen. Solche Ablationen würden in Deutschland deutlich seltener vorgenommen als etwa im UK oder den Niederlanden. Der Global Women´s Health Index gilt als die erste weltweite Befragung von Frauen zu ihrer Gesundheit. 60 000 Frauen in 116 Ländern wurden telefonisch interviewt zu den Themen Prävention, aktuelle Befindlichkeit, Ernährung und Behausung, mentale Gesundheit sowie dem Zugang zu medizinischer Behandlung. Etwa 15 % der deutschen Frauen im Alter von 15 bis 39 Jahren gaben zum Beispiel an, im vergangenen Jahr auf Krebs untersucht worden zu sein, 41 % im Alter von 40 bis 59 Jahren und 38 % im Alter von 60 Jahren plus. Der Report führt das darauf zurück, dass das deutsche Gesundheitssystem keine sinnvollen Anreize zu Vorbeugung und Früherkennung biete. Informationsbroschüren seien in der Regel nicht „auf Frauen zugeschrieben“. „Deutschland ist hinsichtlich der Prävention ein Stiefkind“, so das Fazit. Zwar kommt Deutschland auf Platz 6 von 116, erzielte aber nur 65 von 100 möglichen Bewertungspunkten. kd

Vorstellung des Global Women‘s Health Index (Deutschland-Teil) „Frauengesundheit in Deutschland –  erstklassig?“ (Veranstalter: Hologic Inc.), Präsenz und online, Juni 2022

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