Seit der Zulassung von Tirzepatid 2022 hat sich der duale Agonist der Inkretin-Rezeptoren GIP und GLP-1 bei der Behandlung von Typ-2-Diabetikern bewährt. Ebenso wie der bereits länger verwendete GLP-1-Rezeptoragonist Liraglutid senkt Tirzepatid den Blutzucker und sorgt für eine Gewichtsreduktion. Durch die Stimulation der GIP-Rezeptoren kommt aber noch etwas dazu: GIP-Rezeptoren werden auf Adipozyten exprimiert, sodass Tirzepatid im Gegensatz zu GLP-1-Rezeptoragonisten starke Effekte auf das Fettgewebe und den Lipidstoffwechsel besitzt. Daher empfehlen Fachgesellschaften wie die American Diabetes Association (ADA) und die European Association for the Study of Diabetes (EASD) für Erwachsene mit Typ-2-Diabetes Medikamente wie Tirzepatid mit hoher bis sehr hoher Wirksamkeit auf den HbA1c-Wert und die Gewichtsreduktion.

Dieses duale Wirkprinzip bewährt sich auch in der Praxis, wie PD Dr. med. Katharina Laubner (Freiburg) an einem Fallbeispiel erläuterte: Ein multimorbider Landwirt leidet an einem multiplen Myelom, Diabetes, Übergewicht, Hypertonie und Reflux. Unter Insulin- und Metformin-Therapie war der Blutzucker entgleist. Eine Neueinstellung auf Metformin, einen GLP-1-Agonisten und einen SGLT2-Hemmer war nur zeitweise wirksam, da der Patient Metformin und den GLP-1-Agonisten wegen Übelkeit abgesetzt hatte. Laubner stellte den Patienten auf Tirzepatid ein, auch wenn bei dieser Substanz ebenfalls Übelkeit zum Nebenwirkungsspektrum zählt. Laubners Erfahrung nach ist diese jedoch milder als bei den klassischen GLP-1-Agonisten. Und tatsächlich hielt sich der Patient an die neue Diabetes-Therapie. Mit der Wirkung, dass sich der Blutzucker fast normalisierte und auch das Gewicht – zunächst nur moderat – herunterging.

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Beispiel eines Lastkraftwagenfahrers mit diversen Erkrankungen

Auch der niedergelassene Diabetologe Dr. med. Björn Paschen (Hamburg-Harburg) erzählte von positiven Erfahrungen mit Tirzepatid. Er berichtete von einem älteren, adipösen (131kg) Berufskraftfahrer, der außer Diabetes noch Hypertonie, Herzrhythmusstörungen und Fettstoffwechselstörungen aufwies. Zur Blutzuckersenkung hatte der Patient bisher nur das Kombinationspräparat Sitagliptin plus Metformin erhalten, was nicht ausreichend war (HbA1c 9,6%). Nach der Umstellung auf Tirzepatid plus Metformin sank der HbA1c auf 6,6% und das Gewicht auf 118kg.

Da für einen Lastkraftwagenfahrer eine Insulin-Therapie nur schwer zu handhaben ist und auch eine Unterzuckerung unbedingt vermieden werden sollte, sind die GLP-1-Agonisten eine sichere Wahl. Auch die Kombination mit dem deutlichen Effekt auf das Gewicht ist für diesen Patienten sehr günstig. arf