Eine gesunde Lebensweise, die eine ausgewogene Ernährung und regelmäßige Bewegung umfasst, ist essenziell für die Prävention. Studien belegen den Zusammenhang zwischen einer gesunden Lebensweise und einem reduzierten Risiko für verschiedene gynäkologische Erkrankungen.
37 % aller Krebserkrankungen in Deutschland sind auf einen ungesunden Lebensstil mit Bewegungsmangel und ungesunder Ernährung zurückzuführen [1]. Eine Lebensstilintervention hin zu einem gesunden Verhalten hat daher ein sehr großes wenn nicht das bislang größte präventive Potenzial. Bei Frauen sind vor allem Mamma-, Endometrium- und Ovarialkarzinom zu nennen, aber auch benigne Erkrankungen wie Endometriose [2].
Ernährung
Weltweit ist jeder fünfte Todesfall auf eine falsche Ernährung zurückzuführen. In Deutschland sind 53 % der Frauen übergewichtig und 25 % adipös, was das Risiko für verschiedene Krankheiten erhöht [2]. Die mediterrane Ernährungsweise hat sich als eine der gesündesten Ernährungsformen etabliert. Sie zeichnet sich durch einen hohen Konsum von Olivenöl, Nüssen, Früchten, Gemüse und Vollkornprodukten aus. Fisch und Geflügel werden als bevorzugte Eiweißquellen empfohlen, während rotes und verarbeitetes Fleisch sowie Süßigkeiten nur in Maßen verzehrt werden sollten [3].
Die Lebensmittel in der mediterranen Ernährung sind in der Regel unverarbeitet und regional bezogen, was sie nicht nur zu einer gesunden, sondern auch zu einer nachhaltigen und umweltfreundlichen Ernährungsweise macht. Zahlreiche Studien belegen die positiven Auswirkungen der mediterranen Ernährung auf die Gesundheit, darunter eine reduzierte Inzidenz von und Mortalität durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebserkrankungen und neurodegenerativen Erkrankungen [2,4].
Eine gesunde Ernährung sollte ausreichend Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente liefern, die für verschiedene Körperfunktionen und Stoffwechselprozesse unerlässlich sind. Insbesondere Frauen haben aufgrund von Menstruation, Schwangerschaft und Stillzeit einen erhöhten Bedarf an Nährstoffen wie Eisen, Calcium, Folsäure und Vitamin D. Eine ausreichende Zufuhr dieser Nährstoffe ist wichtig für die Knochengesundheit, die Blutbildung, die Hormonproduktion und die Immunabwehr.
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) gibt regelmäßig aktualisierte Ernährungsempfehlungen heraus, die als Orientierungshilfe für eine gesunde Ernährung dienen können [5]. Die DGE empfiehlt in ihrer Leitlinie dabei unter anderem einen täglichen Verzehr von 5 Portionen Obst und Gemüse, Vollkornprodukten als Hauptkohlenhydratquelle, fettarmen Milchprodukten, Fisch ein- bis zweimal pro Woche sowie die Begrenzung von rotem und verarbeitetem Fleisch, gesättigten Fettsäuren, Zucker und Salz.
Übergewicht als häufigste Form der Fehlernährung entsteht durch übermäßige Kalorienzufuhr und Mangel an Bewegung. Daneben spielen auch epigenetische Veränderungen eine Rolle, die durch eine hyperkalorische Ernährung in den Keimzellen ausgelöst werden und die Entstehung von Übergewicht in den Folgegenerationen begünstigen.
Zu den häufigsten Folgen von Übergewicht und Adipositas gehören Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Typ-2-Diabetes, Fettstoffwechselstörungen, Bluthochdruck, Schlaganfall und bestimmte Krebsarten. Darüber hinaus kann Übergewicht auch die psychische Gesundheit beeinträchtigen und zu Depressionen, Angststörungen und einem verminderten Selbstwertgefühl führen. Studien zeigen einen Zusammenhang zwischen Übergewicht und einem erhöhten Risiko für Brustkrebs, Endometriumkarzinom und Ovarialkarzinom. Übergewicht kann auch die Fruchtbarkeit beeinträchtigen und das Risiko für Endometriose erhöhen. Untergewicht ist dagegen in den Industrieländern seltener anzutreffen – häufig im Zusammenhang mit Anorexie. Untergewicht ist gesundheitlich bedenklicher als leichtes Übergewicht, da es die Lebenserwartung aufgrund der Mangelernährung signifikant einschränkt und u. a. zu Störungen des Elektrolythaushalts, Beeinträchtigung der Muskelfunktion, erhöhter Infektanfälligkeit, Wundheilungsstörungen und Osteoporose führen kann [2].
Die Ernährungsberatung in der Frauenarztpraxis bietet die Möglichkeit, individuell auf die Bedürfnisse der Patientinnen einzugehen und sie über die Bedeutung einer gesunden Ernährung für die gynäkologische Gesundheit aufzuklären. Die Ernährungsberatung kann verschiedene Aspekte umfassen, z. B. die Analyse der aktuellen Ernährungsgewohnheiten, die Erarbeitung eines individuellen Ernährungsplans, die Motivation zur gesunden Ernährungsumstellung und die Beantwortung von Fragen zu Lebensmitteln und Nährstoffen. Die Beratung kann durch verschiedene Hilfsmittel unterstützt werden, z. B. Broschüren, Ernährungstagebücher oder Online-Tools [2].
Bewegung
Auch regelmäßige körperliche Aktivität und Bewegung sind essenziell für die Frauengesundheit und spielen eine wichtige Rolle in der Prävention gynäkologischer Erkrankungen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt Erwachsenen, sich mindestens 150 Minuten pro Woche mit moderater Intensität oder 75 Minuten pro Woche mit intensiver Intensität zu bewegen. Zusätzlich sollten muskelstärkende Aktivitäten an 2 Tagen pro Woche durchgeführt werden [6].
Bewegung verbessert die kardiovaskuläre Gesundheit, stärkt das Immunsystem, reguliert den Stoffwechsel und fördert die psychische Gesundheit. Studien haben gezeigt, dass regelmäßige Bewegung das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Typ-2-Diabetes, bestimmte Krebsarten, Depressionen und Angststörungen senken kann [7].
Bewegung ist in allen Lebensphasen der Frau wichtig, von der Pubertät über die Schwangerschaft und Menopause bis ins hohe Alter. Frauen, die sich in jungen Jahren wenig bewegen, zeigen einen beschleunigten Abfall der körperlichen Leistungsfähigkeit im Alter (Abb.). In der Schwangerschaft kann bereits moderate Bewegung dazu beitragen, Schwangerschaftsdiabetes, Präeklampsie und übermäßige Gewichtszunahme zu verhindern. Während der Menopause kann Bewegung helfen, Hitzewallungen, Stimmungsschwankungen und Knochenschwund zu reduzieren. Im Alter trägt Bewegung dazu bei, die Mobilität, die Muskelkraft und die kognitive Funktion zu erhalten und das Sturzrisiko zu senken.
Bewegungsmangel ist ein weitverbreitetes Problem mit erheblichen Auswirkungen auf die Gesundheit von Frauen. Laut WHO sind 55 % der Frauen in Deutschland nicht ausreichend körperlich aktiv [8]. Zu den Risikofaktoren für Bewegungsmangel gehören u. a. ein sitzender Lebensstil, Stress, Zeitmangel, mangelnde Motivation und unzureichende Bewegungsmöglichkeiten. Bewegungsmangel ist eng mit Übergewicht und Adipositas verbunden, da ein Mangel an Bewegung den Energieverbrauch reduziert und die Gewichtszunahme fördert.
Die Bewegungsberatung in der Frauenarztpraxis kann verschiedene Aspekte umfassen, wie die Analyse des aktuellen Bewegungsverhaltens, die Erarbeitung eines individuellen Trainingsplans, die Motivation zur Bewegungssteigerung und die Beantwortung von Fragen zu Sportarten und Trainingsmethoden.
Ernährung und Bewegung sind zwei wichtige Säulen eines gesunden Lebensstils, die sich gegenseitig ergänzen und synergistisch auf die Gesundheit auswirken. Sie sind ein mächtiges Instrument zur Prävention und Gesundheitsförderung in der Frauenarztpraxis. Eine ganzheitliche Lebensstiländerung kann dazu beitragen, das Risiko für verschiedene gynäkologische Erkrankungen zu senken und die allgemeine Gesundheit und das Wohlbefinden von Frauen zu fördern.