In der Vortragsveranstaltung der NATUM im Zuge der Medizinischen Woche in Baden-Baden wurden häufige Erkrankungen der Gynäkologie thematisiert. Ein Schwerpunkt war die Endometriose. Zudem wurde ein neues E-Learning-Konzept zu Komplementärmedizin und Naturheilverfahren vorgestellt.
Dr. med. Reinhild Georgieff (Leipzig) berichtete über neue Entwicklungen in der Diagnostik und Therapie der Endometriose. Angesichts der Häufigkeit der Erkrankung von 7–10 % aller Frauen und angesichts der langen Latenz zwischen Manifestation der Symptome und Diagnosestellung, im Durchschnitt sind dies 8 Jahre, sollte häufiger an Endometriose gedacht und frühzeitiger in diese Richtung bei entsprechenden Symptomen abgeklärt werden.
Hierzu wurde unter anderem ein strukturiertes Konzept der Ultraschalldiagnostik entwickelt. Dieses 4-Stufen-Konzept mit dem Namen Endoscan basiert auf dem Prinzip Sonografie vor Laparoskopie [1]. Differenzialdiagnostisch kann die Abgrenzung von anderen Ursachen bei Schmerzen im kleinen Becken schwierig sein, konkret Adenomyose, myofaszialer Beckenschmerz, Salpingitis, Adnexitis, Pelveoperitonitis („Pelvic inflammatory disease“), Adhäsionen, Beckenvenensyndrom („Pelvic congestion syndrom“). Therapeutisch werden ergänzend zu operativen Therapien und hormonellen Behandlungen zunehmend komplementärmedizinische Methoden erfolgreich eingesetzt (Tab.).
DiGA Endometriose
Auch mit digitalen Konzepten gibt es inzwischen Erfahrungen: Bei 122 Endometriose-Patientinnen wurde in einer randomisierten Pilotstudie der Einfluss der Nutzung der Endo-App auf die Lebensqualität ermittelt. Unter anderem wurde hierzu in einem Zeitraum von 12 Wochen der validierte Fragebogen Endometriosis Health Profile (EHP) der Oxford-Universität zur Messung der Lebensqualität eingesetzt. Es kam zu einer signifikanten Verbesserung der Lebensqualität, der körperlichen und der psychischen Symptome sowie der Patientensouveränität [2]. Die Endo-App kann mit der PZN 18355726 verordnet werden.
Akupunktur
Akupunktur lindert bei Endometriose-Patientinnen nachweislich die Dysmenorrhö, wie in Studien belegt werden konnte, unter anderem in einer kürzlich veröffentlichten multizentrischen, randomisierten, kontrollierten Studie mit 106 Frauen [3]. Zudem kann Akupunktur die Schmerzdauer verkürzen und die Lebensqualität sowie das Wohlbefinden verbessern, wie ebenfalls in dieser Studie belegt wurde.
Phytotherapie
Von den hormonell wirksamen Pflanzen können Extrakte aus Frauenmantel, Schafgarbe sowie aus der Brennnessel und aus Himbeerblättern eingesetzt werden, um Endometriose-Beschwerden zu lindern. Ein systematisches Review zu Mönchspfeffer bei Erkrankungen des weiblichen Reproduktionstrakts ergab für 8 randomisierte, kontrollierte Studien (RCT) bei PMS eine Überlegenheit im Vergleich zu Placebo, in 2 RCT zu prämenstrueller Verstimmung eine vergleichbare Wirkung wie Fluoxetin und in 2 RCT zu latenter Hyperprolaktinämie eine vergleichbare Wirkung wie Bromocriptin. Daraus ergibt sich eine Empfehlung für Mönchspfeffer mit Evidenzgrad 1b.
Ernährung
Mit der Optimierung der Ernährung können Symptome der Endometriose gelindert werden. Praktische Aspekte hierzu sind: Ernährungstagebuch führen, auf Qualität der Nahrung achten, Essen selbst zubereiten, viel Gemüse, Obst und Ballaststoffe essen. Insbesondere der bei vielen Endometriose-Patientinnen vorhandene Blähbauch kann damit reduziert werden. Die Supplementierung mit Vitamin D und Fischöl führte in einer aktuell erschienenen placebokontrollierten Studie zu einer signifikanten Schmerzreduktion. Ein Review von 2022 gibt eine aktuelle Übersicht zur Ernährungstherapie bei Endometriose [4].
Estrogendominanz
Zeichen der Estrogendominanz sind unregelmäßige oder starke Menstruationsblutungen, Wassereinlagerungen, Schwellung und Empfindlichkeit der Brüste, Kopfschmerzen, Migräne, fibrozystische Brustveränderungen, Gewichtszunahme, Stimmungsschwankungen, Haarausfall, Dysmenorrhö und PMS. Ein Schutz vor Estrogendominanz kann erreicht werden durch Bewegung, Sonnenexposition, Ballaststoffe in der Ernährung und die Verwendung von Glasgefäßen anstelle von Plastikprodukten. Zudem können Progesteron-wirksame Präparate hilfreich sein.
Neues Fortbildungskonzept zu Komplementärmedizin und Naturheilverfahren
Das bisherige Konzept der Natum mit Präsenzfortbildungen und termingebundenen Webinaren wird fortgesetzt (www.natum-veranstaltungen.de). Neu kommt die E-Learning-Plattform der NATUM hinzu, die ab dem 01.01.2025 zur allgemeinen Nutzung freigeschaltet wird. Interessierte können bereits jetzt einen kostenfreien Zugang zur Beta-Version erhalten und so das Konzept und die Struktur kennenlernen sowie erste Fortbildungsvideos anschauen. Der kostenfreie Demo-Zugang kann angefordert werden unter:
www.natum-veranstaltungen.de/e-learning
Für Fragen steht die Geschäftsstelle der NATUM zur Verfügung: Karlheinz Uthof, Tel. 0561 / 51048144 karlheinz.uthof@natum.de
Der Autor
Prof. Dr. med. Harald Meden
Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe
Swiss Institute for New Concepts and Treatments (SINCT)
Bildnachweis: privat