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Fokus Naurmedizin

Allergietherapie

Mit Naturheilkunde wirksam unterstützen

Dr. Miriam Neuenfeldt

19.7.2024

Über 20 % der Kinder und über 30 % der Erwachsenen haben mindestens eine allergische Erkrankung. Allergien sind nicht nur häufig, sie gehen auch mit massiven gesundheitlichen Einschränkungen einher. Daher sind Menschen mit Allergien offen für die begleitende Behandlung mit Naturheilverfahren.

Allergische Symptome können mit Antihistaminika, Nasensprays oder Augentropfen gelindert werden. Ursachenorientierte Ansätze modulieren das Immunsystem und hemmen überschießende Immunreaktionen. Dazu gehören die Hyposensibilisierung und Naturheilverfahren. Natürliche Behandlungen können vorbeugend oder begleitend zu konventionellen Allergietherapeutika eingesetzt werden. In der Adjuvanz kann es mittels natürlicher Immunmodulation gelingen, den Medikamentenverbrauch zu verringern. Durch Kombination der naturheilkundlichen Verfahren lässt sich deren Wirksamkeit steigern (Abb.) [1].

Phytotherapie

In der natürlichen Allergiebehandlung hat sich das aus der orientalischen Pflanzenheilkunde stammende Schwarzkümmelöl bewährt. Es zeigt vor allem aufgrund des enthaltenen Pflanzeninhaltsstoffs Thymoquinon immunmodulatorische Effekte [2]. Schwarzkümmelöl weist zudem antiallergische, mastzellstabilisierende, antibakterielle und antiasthmatische Wirkungen auf. Hierzu gibt es Daten aus der Grundlagenforschung und erste kontrollierte Studien an Patienten und Patientinnen [3]. Vor allem in der Behandlung der allergischen Rhinitis zeigt Schwarzkümmelöl signifikante Symptomlinderung bis hin zur Symptomfreiheit und signifikante Verbesserung der Toleranz gegenüber dem Allergen [4].

Ebenfalls immunmodulierend wirkt das Flavonoid Quercetin, das u. a. in Zwiebeln, Kapern und Apfelschalen enthalten ist. Quercetin zeigt mastzellstabilisierende Effekte, blockiert die IgE-Freisetzung und verringert die allergiefördernde TH2-Antwort [5]. Bei allergischem Asthma hat sich neben Schwarzkümmelöl und Quercetin Indisches Lungenkraut (Adhatoda vasica) bewährt. Die traditionell in der Ayurveda bei Asthma eingesetzte Heilpflanze hat entzündungshemmende Effekte und wirkt vorteilhaft auf die durch Hypoxie induzierte mitochondriale Dysfunktion [6].

Weitere Heilpflanzen mit immunmodulatorischen Effekten und Potenzial in der Therapie allergischer Erkrankungen zeigen Kurkuma [7], Mongolischer Tragant (Astragalus membranaceus) [8], Ingwer und Roter Ginseng [2].

Orthomolekulare Medizin

Menschen mit Allergien weisen häufig niedrige Spiegel an den immunmodulierenden Mikronährstoffen Vitamin C, D, Folsäure, Magnesium, Zink und Selen auf. Folglich empfiehlt sich eine Spiegelbestimmung und ggf. eine adäquate Supplementierung [2].

Vitamin C hydroxyliert Histamin und kann somit zur Eliminierung von Histamin beitragen. Daher empfiehlt sich im akuten Schub die Erhöhung der Dosis bzw. die intravenöse Gabe (7,5 g). Zusätzlich wirken Magnesium (300–600 mg/Tag) und Zink (10–20 mg/Tag) leicht antihistaminartig. Methionin methyliert Histamin und senkt so den Spiegel des Allergietriggers. Personen mit Allergien können 3 × 500 mg Methionin am Tag empfohlen werden. Calcium (1 g/Tag) und Mangan (4–50 mg/Tag) reduzieren die Histaminfreisetzung. Das B-Vitamin Pantothensäure (B6) ist an der Synthese körpereigener Kortikoide beteiligt und zeigt entzündungshemmende Effekte. Für Personen mit Allergien sind 100–1 000 mg Pantothensäure pro Tag zu empfehlen. Zudem zeigt die Gabe von Omega-3-Fettsäuren (1–2 g/Tag) aufgrund der antientzündlichen Effekte bei allergischen Erkrankungen vorteilhafte Effekte [9]. Bei allergischem Asthma hat sich Glutathion als starkes Antioxidans und Bremser der TH2-Immunantwort bewährt [1].

Homöopathie

Homöopathische Präparate können bei Menschen mit Allergien die Selbstheilungskräfte anregen. Sie werden abhängig von den individuellen Beschwerden gewählt. Bei Heuschnupfen werden in der Homöopathie häufig der Kleine Goldregen (Galphimia glauca), Schwammkürbis (Luffa operculata), die Ballonrebe (Cardiospermum halicacabum), Zwiebel (Allium cepa), Läusesamen (Sabadilla) und Blutwurzel (Sanguinaria canadensis) eingesetzt [10]. Galphimia glauca ist eine aus Mexiko stammende Pflanze, zu der es kleinere Studien gibt, die die symptomlindernden Effekte bei allergischer Rhinitis zeigen [11].

Homöopathische Komplexpräparate enthalten Komponenten zu den häufigsten Beschwerden. Ein homöopathisches Komplexpräparat mit Galphimia glauca, Luffa operculata, Histamin und Schwefel in Form eines Nasensprays erwies sich in einer randomisierten doppelblinden multizentrischen Vergleichsstudie als wirksam bei Heuschnupfen. Die Wirkung war mit dem konventionellen Präparat Cromoglicinsäure vergleichbar [10].

Bei allergischem Asthma können Homöopathika mit Ameisensäure (Acidum formicicum) zur Umstimmung in den Potenzen D12 bzw. D30 intravenös 7- oder 14-tägig eingesetzt werden. Globuli oder Tropfen mit Aufgeblasener Lobelie (Lobelia inflata) in den Potenzen D3, D4 oder D6 können Asthmasymptome lindern [9].

Akupunktur

Akupunktur kann vor der Saison oder begleitend bei stärkeren Beschwerden eingesetzt werden [1]. Auch dieses natürliche Verfahren kann allergische Beschwerden lindern, indem es immunmodulierend wirkt. Akupunktur regt die Selbstheilungskräfte an und bringt das Immunsystem wieder in Homöostase. Innerhalb des Akupunkturpunkts wird ein mechanischer und thermischer Stimulus ausgelöst. Das daraus resultierende elektrische Signal wird über somatische sensorische Bahnen zum zentralen Nervensystem weitergeleitet, das verschiedene Signalkaskaden aktiviert [12].

Eigenbluttherapie

Eine weitere naturheilkundliche Maßnahme zur Immunmodulation stellt die Eigenbluttherapie dar. Bei dieser unspezifischen Reiztherapie handelt es sich um reine Erfahrungsmedizin. Dabei wird aus der Armvene entnommenes Blut unverdünnt und unbehandelt oder strukturell aufbereitet (z. B. mit einem Homöopatikum oder Phytotherapeutikum) in den Gesäßmuskel der Patientin oder des Patienten zurückgespritzt. Es hat sich bewährt, eine Eigenbluttherapie kurz vor Beginn der Allergiesaison zu starten [9].

Mikrobiologische Therapie

Der Darm spielt eine bedeutende Rolle für die Regulation des Immunsystems. Denn ca. 80 % der Immunzellen befinden sich im Darm. Daher ist bei Allergien die Gesundheit des Darmmikrobioms zu überprüfen. Bei diagnostischen Auffälligkeiten im Stuhl, z. B. Schleimhautparametern (sekretorisches IgA etc.), sollte eine Darmsanierung angeraten werden. Dabei können probiotische Präparate und Phytotherapeutika unterstützen.

Probiotika sind nicht nur hilfreich zur Darmsanierung. Sie zeigen auch immunmodulatorische Effekte und somit Potenzial in der Therapie allergischer Erkrankungen [2,13]. Zudem sollte für eine Darmsanierung die Ernährung umgestellt werden. Bekannte Allergene in der Nahrung sollten so gut es möglich ist gemieden werden. Es empfiehlt sich eine ausgewogene Vollwertkost bei besonderer Reduktion tierischer Eiweiße. Zudem sollte auf Produkte mit Hilfs- und Konservierungsstoffen verzichtet und biologische, schadstoffarme Lebensmittel gekauft werden [9,14].

Weitere naturheilkundliche Verfahren

Zur Immunmodulation bei allergischen Erkrankungen eignet sich auch die Hydrotherapie. Diese beinhaltet Wärme-, aber vor allem typische Kneipp Kälteanwendungen wie Kneippsche Güsse mit kaltem Wasser, Tautreten, Kneipp-Becken oder kalte Brustwickel. Gleichzeitig kann mit diesen natürlichen Verfahren die Hautbarriere gestärkt werden. Zur Stärkung der Schleimhautbarriere haben sich Ölziehen, Zungenbürsten und Nasenduschen bewährt [1,9].

Dr. med. Gerrit Sütfels
Praxis für Ganzheitliche Medizin
Düsseldorf

www.praganzmed.de

Kombination verschiedener Mittel

Wir behandeln unsere Patienten und Patientinnen mit Allergien stets individuell. Es gibt gerade in der natürlichen Allergiebehandlung ein paar bewährte Mittel. Bei klassischem Heuschnupfen sind das vor allem das homöopathische Arzneimittel Galphimia glauca D6 (mehrmals täglich 5 Globuli), Schwarzkümmelöl (Tagesdosis: 0,5-1 Teelöffel oder 2 × 1 bis 3 × 2 500 mg als Kapsel) und Quercetin (500 mg 2 × tgl. als Kapsel). Die Eigenbluttherapie hat sich ebenfalls bewährt. Wir setzen 10 Sitzungen innerhalb von 5 Wochen vor der Allergiesaison mit der auf- und absteigenden Injektion von 0,5–2,5 ml eigenem frisch entnommenem Blut (ggf. unter Zusatz eines Homöopathikums) in den Gesäßmuskel ein. Allergiereduzierend wirkt auch Akupunktur. Sie kann vor der Saison oder begleitend bei stärkeren Beschwerden eingesetzt werden, u. a. an wichtigen allergiereduzierenden Punkten wie Dickdarm 4 und 11 sowie dem Histaminpunkt an der Ohrspitze, ggf. mit Dauernadeln. Vitamin C 1 000 mg unterstützt den Histaminabbau, vor allem bei intravenöser Anwendung. Bei starkem Heuschnupfen- oder einem Histaminschub, z. B. wenn konventionelle Antihistaminika nicht mehr wirken, kann der Allergieschub häufig mit einer Hochdosis-Vitamin-C-Infusion mit 7 500 mg Ascorbinsäure durchbrochen werden. Ich empfehle immer eine Darmsanierung bei stärkeren allergischen Erkrankungen. Dazu eignen sich besonders Probiotika, L-Glutamin, Huminsäure oder Trinkmoor, Myrrhe mit Kaffeekohle oder Heilerde. Gleichzeitig sollte natürlich auf eine allergenarme pflanzliche Kost umgestellt werden. Manche Patienten und Patientinnen profitieren von einer Gluten-, Milcheiweiß- und Zucker-reduzierten Kost in der Allergiezeit.

Die größten Therapieerfolge erziele ich mit einer Kombination verschiedener Mittel und Lebensstilmaßnahmen, die ich individuell anpasse. Als Einzelmittel sind Galphimia glauca, Schwarzkümmelöl und Akupunktur am erfolgreichsten. Die Naturheilkunde kann die konventionelle Medikation bei Allergien unterstützen. So kann es z. B. gelingen, die Dosis von Antihistaminika oder Asthmasprays deutlich zu reduzieren.

Naturheilkundliche Mittel haben – mit ein paar Ausnahmen – sehr wenige Nebenwirkungen und Kon­traindikationen. Eine mögliche Nebenwirkung von Schwarzkümmelöl ist z. B. eine Gastritis durch die darin enthaltenen ätherischen Öle. Daher sollte das Öl bei aktiver Gastritis oder bekanntem Reflux- oder Ulkusleiden nicht eingesetzt werden. Bei der Anwendung von Phytotherapeutika sind Allergien gegen die eingesetzten Heilpflanzen auszuschließen.

Generell erweitern naturheilkundliche Verfahren das Spektrum der Therapieoptionen für Menschen mit Allergien. Denn die natürliche Therapie kann bei allergischen Erkrankungen effektiv zur Immunmodulation und zur Symptomlinderung beitragen.

  1. Sütfels G, Riva-Verlag 2023; ISBN: 978-3742323378
  2. Gasmi A et al., Pharmaceuticals (Basel) 2023; 16: 528
  3. Kalus U et al., Phytother Res 2003; 17: 1209–14
  4. Alsamarai AM et al., Antiinflamm Antiallergy Agents Med Chem 2014; 13: 75–82
  5. Jafarinia M et al., Allergy Asthma Clin Immunol 2020; 16: 36
  6. Gheware A et al., Am J Physiol Lung Cell Mol Physiol 2021; 320: L757–L69
  7. Kurup VP et al., Mol Nutr Food Res 2008; 52: 1031–9
  8. Qi Y et al., Am J Chin Med 2017; 45: 1157–67
  9. Schmiedel V, Elsevier Verlag München 2017; ISBN: 978-3-437-55143-7
  10. Bachmann C, Schweiz Z Ganzheitsmed 2016; 28: 66–71
  11. Banerjee K et al., J Altern Complement Med 2017; 23: 426–44
  12. Wang M et al., Front Immunol 2023; 14: 1147718
  13. Hajavi J et al., J Cell Physiol 2019; 234: 2386–98
  14. Vlieg-Boerstra B et al., Allergy 2023; 78: 1441–58

Bildnachweis: Turac Novruzova (gettyimages), privat

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