Schuppende Kopfhaut, auch als Pityriasis capitis bezeichnet, ist eine Begleiterscheinung vieler Erkrankungen. Ungeachtet umfangreicher Forschungskenntnisse und bekannter Behandlungsmodalitäten bleibt sie aufgrund ihrer immer wiederkehrenden Natur für viele Patienten ein Grund zur Sorge.
Schuppende Kopfhaut betrifft über die Hälfte der Weltbevölkerung; Männer sind häufiger betroffen als Frauen , wobei eine saisonale Häufung im Winter beschrieben ist. Die reguläre Zellproliferation mit der nachfolgenden Ablösung abgestorbener Hautzellen findet bei an Pityriasis capitis leidenden Personen beschleunigt statt. Abfallende Hautzellen verklumpen im Zuge der Seborrhoe und werden als weiße bis gelbliche Schuppen auf der Kopfhaut und in den Haaren sichtbar.
Schuppende Kopfhaut ist auf verschiedene intrinsische Faktoren zurückzuführen: vermehrte Talgsekretion durch hormonelle Dysbalance, abnorme Immunreaktionen (insbesondere in der Epidermis) sowie vermehrte Kolonisierung mit Staphylococcus spp., Propionibacterium spp. und Malassezia spp. Auf schuppender Kopfhaut ist die Malassezia-Dichte im Durchschnitt fast doppelt so hoch wie auf normaler Haut. Auch extrinsische Faktoren wie mangelnde Körperhygiene oder der übermäßiger Gebrauch von Haarprodukten wie Shampoo oder Haarspray sind beschrieben.
Pityriasis capitis bei junger Patientin
Eine 25-jährige Pharma-Assistentin wendete sich an die Teledermatologie-Plattform derma2go (> eHealth). Sie leidet seit einigen Jahren an einem juckenden Ekzem der Kopfhaut. Auch die Gehörgänge sind leicht betroffen. Die Symptome undulieren, heilen allerdings nie ab. Nach dem Haarewaschen nehmen die Beschwerden täglich zu. Weitere Hautprobleme werden verneint, ein zuvor erfolgter Besuch beim Dermatologen habe keine Hinweise auf eine Psoriasis oder Dermatophyten-Infektion ergeben. Es erfolgten bereits frustrane Therapieversuche mit antimykotischen und antientzündlichen Topika.
Hautbefund
Auf den von der Patientin übermittelten Bildern zeigte sich eine teils feinlamelläre, teils fettige Schuppung der gesamten Kopfhaut mit Betonung der frontalen Areale. An den Haaren hafteten vermehrt Schuppen. Darüber hinaus war eine leichte Rötung der Kopfhaut zu erkennen (Abb.).
Therapie und Prophylaxe
Die derzeitigen Anti-Schuppen-Produkte enthalten antimykotische, antibakterielle, keratolytische, entzündungshemmende sowie sebostatische Wirkstoffe und sind als Shampoos, Lotionen, Lösungen und Cremes erhältlich. Viele der medikamentösen Formulierungen bergen insbesondere bei Langzeitanwendung das Risiko von Nebenwirkungen wie Haar-/Hauttrockenheit und damit verbundenen Ekzemen. In der akuten Phase können kurzzeitig oder intermittierend topische Steroide oder Calcineurin-Inhibitoren rezeptiert werden. Bei stark schuppenden bis hyperkeratotischen Prozessen kann auf Salicylsäure-haltige Produkte zurückgegriffen werden. Ärztlich häufig eingesetzte antimykotische Shampoos sind effektiv, allerdings in der Regel rezeptpflichtig, relativ teuer und wirken meist nur über die Dauer ihrer Anwendung. Aktuelle Studien empfehlen daher insbesondere in der Erhaltungstherapie eine Kombination von verschiedenen Wirkstoffgruppen (u. a. Imidazol-Derivate, Salicylsäure, Selendisulfide oder andere Schwefelverbindungen). Das in zahlreichen Anti-Schuppen-Shampoos verwendete Zink-Pyrithion ist ab dem 1. März 2022 EU-weit verboten.
FAZIT: Auch wenn die Pityriasis capitis in der Regel harmlos ist, sind Betroffene in ihrer Lebensqualität oft eingeschränkt. Neben der akuten Behandlung ist eine Aufklärung der Patienten über das Krankheitsbild und die damit einhergehende Etablierung einer Erhaltungstherapie essenziell. Empfehlenswert ist eine Kombination aus verschiedenen Wirkstoffgruppen, um eine lang anhaltende Wirkung ohne einhergehende Nebenwirkungen zu erreichen.
Der Experte
Dr. med. Christian Greis
derma2go Deutschland GmbH
80801 München
Dr. med. Christian Greis ist Gründer des Unternehmens derma2go AG und leitet als Oberarzt am Universitätsspital Zürich die Sprechstunde für Teledermatologie. Die derma2go AG bietet die digitale Versorgung dermatologischer Patienten von der Prävention über die Diagnosestellung und Behandlung bis zur Nachsorge von Hauterkrankungen an – in Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Sheth U et al., J Cosmet Dermatol 2021 Jan; 20(1): 35–47, DOI 10.1111/jocd.13488, Epub 2020 May 28, PMID 32416039
Massiot P et al., J Cosmet Dermatol 2021 Aug 20; DOI 10.1111/jocd.1436, Epub ahead of print, PMID 34416081