Die atopische Dermatitis von Säuglingen und Kindern wirkt sich durch ihre Symptome und Komorbiditäten nicht nur auf die Betroffenen selbst aus – die gesamte Familie leidet mit. Dem hohen ungedeckten Bedarf an systemischen Therapiemöglichkeiten in dieser Altersgruppe wurde durch die im März 2023 erfolgte Zulassungserweiterung von Dupilumab ab einem Alter von 6 Monaten nun Rechnung getragen.
Der monoklonale, gegen den IL-4- und IL-13-Rezeptor gerichtete Antikörper Dupilumab steht bereits seit 2017 zur Behandlung der mittelschweren bis schweren atopischen Dermatitis (AD) bei Erwachsenen zur Verfügung. Nach den Zulassungserweiterungen für Jugendliche ab 12 Jahren (2019) und Kindern ab 6 Jahren (2020) folgte nun die Erweiterung für Säuglinge und Kleinkinder ab 6 Monaten, die aufgrund einer schweren AD für eine systemische Therapie infrage kommen. Ein wichtiger Schritt, treten doch bei 85–90% der von AD Betroffenen die Symptome bereits im Alter von <5 Jahren auf.
Besonders der zum Teil sehr starke Pruritus der Kinder führt durch wiederholtes und teils unkontrollierbares Kratzen, nachfolgende Entzündungen und Schlafmangel zu eingeschränkter Lebensqualität mit starkem Leidensdruck. Hinzu kommen häufig weitere Einschränkungen, z.B. bei Ernährung und Freizeitgestaltung, aber auch soziale Stigmatisierung bis hin zu Mobbing sind ein Thema, erläuterte Prof. Dr. med. Petra Staubach-Renz (Mainz) – eine Zerreißprobe für die gesamte Familie.
Hohe Akzeptanz durch schnelle Juckreizlinderung
Die erweiterte Zulassung von Dupilumab basiert auf der Subgruppenanalyse der randomisierten, doppelt verblindeten Phase-III-Studie LIBERTY AD PRESCHOOL, in die Daten von 125 Kindern im Alter von 6 Monaten bis 5 Jahren mit schwerer AD eingingen [1]. Kinder der Verumgruppe hatten vierwöchentlich Dupilumab in gewichtsadaptierter Dosierung (≥5kg bis <15kg: 200mg; ≥15kg bis <30kg: 300mg) in Kombination mit einem schwach wirksamen topischen Kortikosteroid (TCS) erhalten und wurden mit Kindern unter TCS-Monotherapie (Placebo) verglichen.
Den co-primären Endpunkt, das EASI-75-Ansprechen in Woche 16, erreichten dabei mit 46% derer unter Dupilumab/TCS signifikant mehr Kinder als unter Placebo mit 7%. Einen Investigator’s Global Assessment (IGA) von ≤2, also eine erscheinungsfreie oder nahezu erscheinungsfreie Haut, erreichten 43% der Kinder unter Dupilumab/TCS, verglichen mit 8,1% unter Placebo.
Weiter reduzierte sich der Pruritus in der Dupilumab/TCS-Gruppe signifikant schneller und deutlicher: Bereits ab Woche 4 fiel er mit −33% auf der Numerical Rating Scale (NRS) deutlich geringer aus als in der Placebogruppe mit −3% (p<0,0001). Nach 16 Wochen war der Effekt noch ausgeprägter: −49% (Dupilumab/TCS) vs. −15% (TCS Mono; p<0,0001). Der schnelle Effekt auf den oft quälenden Juckreiz wurde im klinischen Alltag nicht selten bereits nach zwei Injektionen deutlich,
was von den betreffenden Familien als ausgesprochen positiv bewertet wurde und die Akzeptanz für die notwendige subkutane Applikation des Therapeutikums – bei den Eltern wie auch den betroffenen Kindern – erhöhen würde, erläuterte Prof. Dr. med. Susanne Lau (Berlin). Das spiegelte sich auch in der Lebensqualität wider, die sich unter Dupilumab/TCS um durchschnittlich je 9,1 Punkte im Children’s Dermatology Life Quality Index (CDLQI) bzw. Infant’s Dermatitis Quality of Life (IDQOL) besserte (Placebo: 2,6 bzw. 0,6 Punkte).
Sicherheit auch für die Kleinsten bestätigt
Über 16 Wochen traten in der Dupilumab/TCS-Gruppe keine anwendungsbezogenen schweren unerwünschten Ereignisse auf, Konjunktivitiden wurden mit 6,4% häufiger beobachtet als unter Placebo (0%). Das von Dupilumab bekannte gute Sicherheitsprofil bestätigte sich demnach auch für Säuglinge und Kleinkinder ab 6 Monaten – ein positiver Effekt des schmalen Wirkspektrums von Biologika, so Lau.
1 Paller AS et al., Lancet 2022; 400: 908–19
Pressekonferenz „Dupilumab: Die erste zugelassene Systemtherapie zur Behandlung der atopischen Dermatitis bei Säuglingen und Kleinkindern“ (Veranstalter: Sanofi Aventis Deutschland GmbH), DDG-Kongress, Berlin, April 2023