Seit Oktober 2020 können digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) zu Lasten der gesetzlichen Krankenkassen verordnet werden. Auch für die Indikation Endometriose existiert eine DiGA, die im Verzeichnis des BfArM gelistet ist und die so auf Rezept verordnet werden kann. Dieser Beitrag fasst die wichtigsten Punkte zusammen.
Im Gespräch mit Endometriose-Patientinnen fehlt oft die Zeit, ausführlich über die Krankheit und die individuellen Ausprägungen zu sprechen. Zum einen fehlt es an einer vernünftigen Abrechnungsziffer, zum anderen sind die Symptombeschreibungen der Patientinnen oft diffus. Die Endometriose-App tritt an, Patientinnen eine langfristige, anhaltende Verbesserung der Lebensqualität zu bieten, indem sie alle Informationen an einem Ort bündelt. Dazu gehören u. a.:
Angaben zur Evidenz
Die Endo-App wurde zunächst vorläufig bis März 2024 in das DiGA-Verzeichnis des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) aufgenommen. Ziel dieser vom Gesetzgeber vorgesehenen Aufnahmemöglichkeit „zur Erprobung“ ist es, die DiGA bereits für die Versorgung zur Verfügung zu stellen, während gleichzeitig in Studien weitere Daten zum Nachweis des positiven Versorgungseffekts erhoben werden.
Der medizinische Nutzen der Endo-App bezieht sich auf die Verbesserung der Lebensqualität von Endometriose-Patientinnen. In einer 12-wöchigen Pilotstudie erhielt die Interventionsgruppe (IG) die DiGA zusätzlich zur Regelversorgung. Die Kontrollgruppe (KG) erhielt während der Beobachtungsdauer ausschließlich die Regelversorgung. Zur Operationalisierung der Endpunkte wurden der Endometriosis Health Profile 5 (EHP-5), Fragebogen zur Erfassung der schmerzspezifischen Selbstwirksamkeit (FESS), Fatigue Severity Scale (FSS), Pain Disability Index (PDI) sowie der Patient Health Questionnaire 9 (PHQ-9) und die Generalized Anxiety Disorder Scale (GAD) erhoben. Die Verwendung der Endo-App führte nach 12 Wochen im Vergleich zur Kontrollgruppe zu signifikanten Veränderungen bei EHP-5, PDI, FESS, FSS, und PHQ-9 und 4 Domänen des HEIQ. Die Ergebnisse waren signifikant. Die Endo-App ist verordnungsfähig in Deutschland für Frauen über 18 Jahre mit diagnostizierter Endometriose (N80–N80.9).
Dr. med. Nadine Rohloff
Gründerin und Geschäftsführerin der Endo Health GmbH
Was kann die Endo-App erreichen?
Ziel der Endo-App ist es, die Betroffenen im Selbstmanagement zu unterstützen – wie es in den Leitlinien und von der Arbeitsgemeinschaft Endometriose gefordert wird. Das heißt, die Patientin dazu befähigen, ihre eigene Lebensqualität zu verbessern.
Beschreiben Sie uns kurz, wie das geht?
Zum einen hat die Endo-App ein Symptomtagebuch zum Nachlesen. Wie ging es mir und was hat mir geholfen? Entsprechend der Symptome werden Übungen vorgeschlagen. Übungen und Lernmodule richten sich nach dem Konzept der multimodalen Schmerztherapie.
Welche Patientinnen sind Ihrer Meinung nach für das Selbstmanagement via App geeignet?
Die meisten Endometriose-Patientinnen sind jung und Smartphone-affin. Am besten sind natürlich die Patientinnen geeignet, die ein Interesse daran haben, selbst was zu tun. Die Motivation der Patientin ist ein guter Trigger.
Seit ihrem Start im Herbst 2020 wird über die digitalen Gesundheitsanwendungen – abgekürzt DiGA – kontrovers diskutiert. Aufbruch in die Zukunft oder Millionengrab? Die AOK hat 2 600 ihrer Versicherten befragt, die eine solche ,,App auf Rezept“ erhalten hatten. Dabei bewerteten 58 % der Befragten die Nutzung der DiGA als sinnvolle Ergänzung zu ihrer Therapie. Als größten Vorteil sahen die Nutzerinnen und Nutzer, dass sie sich die Behandlung mit einer DiGA zeitlich flexibel einteilen können (70 %). Und immerhin 40 % gaben an, dass ihnen die Anwendung geholfen habe, ihre Erkrankung besser in den Griff zu bekommen. Das schafft nicht jede Intervention. Man darf davon ausgehen, dass DiGA langfristig ihren Platz in unserem Versorgungssystem finden werden.
Quelle: www.medicallearning.de
Die Entwicklerin
Dr. med. Nadine Rohloff
Gründerin und Geschäftsführerin der Endo Health GmbH
Bildnachweis: privat