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Dermatologie

Diabetische Ulcera und Kaltplasma

Therapie ist wirksam und sicher

Dr. medic. Tania-Cristina Costea

30.8.2021

Kaltplasma zählt zu den modernen Wundtherapien. Eine Studie [1] zeigt nun, dass die Kaltplasmatherapie bei diabetischen Ulcera nicht nur gute Effekte erzielt, sondern auch wirksam sowie frei von Nebenwirkungen ist, und damit gut von Patienten toleriert wird.

Bei Kaltplasma handelt sich um ionisiertes Gas mit verschiedenen Komponenten wie Ionen/Elek­tronen, elektrischen Feldern, sichtbarem Licht, UV- und Wärmestrahlung sowie reaktiven Spezies. Zahlreiche In-vitro- und In-vivo-Studien bestätigen die antibakterielle Wirkung von kaltem atmosphärischem Plasma gegen ein breites Spektrum von Mikroorganismen, ohne dass es Hinweise auf eine Resistenzbildung der Bakterien gibt. Kurze Behandlungszeiten mit niedrigen Plasmadosen lösen zellstimulierende Effekte (verstärkte Zellmigration, Zellproliferation und Angiogenese) aus, wohingegen lange Behandlungszeiten mit hohen Plasmadosen zum Zelltod (Apoptose, Nekrose, Inhibierung der Proliferation, Zellzyklus-Arrest) führen. Bislang wurden kleinere Beobachtungsstudien und Case-Reports über positive Wundverläufe unter Kaltplasma­therapie bei Ulcera cruris, diabetischen Ulcera, Verbrennungen, aber auch bei atopischer Dermatitis, Psoriasis, Mykosen, Ekzemen und ­Pyoderma gangrenosum publiziert.

Neue Erkenntnisse der Kaltplasmatherapie

Die neuesten Erkenntnisse liefert die Kaltplasma Wund(KPW)-Studie. Diese ist bislang die einzige prospektive, randomisierte, placebokontrollierte Studie, die im JAMA Network Open im Juli 2020 veröffentlicht worden ist. Die Studie wurde in zwei Zentren durchgeführt: im Herz- und Diabeteszentrum NRW (Bad Oeynhausen) sowie im Herz- und Diabeteszentrum MVP (Karlsburg). Insgesamt wurden 65 diabetische Ulcera von 45 Patienten gescreent, davon wurden 62 Ulcera von 43 Patienten im Stadium Wagner-Armstrong 1B und 2B randomisiert: 31 Ulcera wurden mit einer standardisierten Therapie und Kaltplasma therapiert, 31 Wunden erhielten neben der standardisierten Therapie als Placebo ein simuliertes Plasma (Abb. 1).

Als primäre Endpunkte sind die Reduktion der Wundfläche, die klinische Infektion und die mikrobielle Besiedlung im Vergleich zum Startzeitpunkt definiert. Die sekundären Endpunkte umfassen die Zeit bis zur relevanten Wundflächenreduktion (> 10 %), die Zeit bis zum Infektrückgang, das Patientenwohlbefinden und behandlungsassoziierte Nebenwirkungen. Der primäre Endpunkt „Reduktion der Wundfläche“ (p = 0,03) wurde mit statistischer Signifikanz erreicht.  In beiden Gruppen führte die Behandlung zu einer Reduktion der Wundfläche. In der Kaltplasma-Gruppe reduzierte sich die Fläche der Wunden um 25 % nach acht Therapiesitzungen im Vergleich zu den Wunden in der Placebo-Gruppe (Abb. 2).

Der sekundäre Endpunkt „Zeit bis zur relevanten Wundflächenreduktion” (> 10 %) (p = 0,01) wurde ebenfalls mit einer statistischen Signifikanz erreicht. Eine Ad-hoc-Analyse zeigte, dass innerhalb der Kaltplasma-Gruppe ein signifikant früherer Wundverschluss erreicht worden ist, wenn das 20 % Wundflächenverringerungsniveau angewendet wurde (p = 0,001). Bezüglich der anderen Endpunkte zeigte sich kein signifikanter Unterschied zwischen den beiden Gruppen. Der fehlende Nachweis der bekannten Keimreduktion unter Kaltplasma in der Studie [1] lässt sich am ehesten prozedural erklären. Beide Gruppen erhielten gleichermaßen eine standardisierte und eine antiinfektive Therapie sowie fußentlastende Maßnahmen.

Ergebnis und Bewertung

Die Kaltplasmabehandlung ist als sichere Therapie einzustufen, denn es sind keine Nebenwirkungen in Verbindung mit dem Kaltplasma in der Studie beschrieben worden. Die Kaltplasmabehandlung wurde von den Patienten gut toleriert. Es zeigte sich, dass die Kaltplasmatherapie nicht nur für den antimikrobiellen Effekt, sondern auch für die gewebestimulierenden Effekte und Beschleunigung der Wundheilung einzusetzen ist.

FAZIT:
Die Grundlagen der Wundtherapie werden durch Kaltplasma nicht ersetzt, sondern ergänzt, und da wo möglich, sind die zugrunde liegenden Ursachen und Krankheiten immer zu behandeln. Neben zahlreichen klassischen Wundversorgungsmöglichkeiten stellt die Kaltplasmatherapie durch die Stimulation der Granulation und der antiseptischen Wirkung daher eine sinn­volle Ergänzung zur Standardbehandlung der Wundheilung dar.

Die Autorin

Dr. medic. Tania-Cristina Costea
Fachärztin für Innere Medizin, Endokrinologie und Diabetologie
Oberärztin
Herz- und Diabeteszentrum NRW
Universitätsklinik der
Ruhr-Universität Bochum
32545 Bad Oeynhausen

tcostea@hdz-nrw.de

1 Stratmann B et al., JAMA Network Open 2020; 3(7): e2010411

Bildnachweis: privat

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