Hausärzte sollten Typ-2-Diabetiker auf Insulin einstellen. Viele Regionen sind akut mit diabetologischen Facharztpraxen unterversorgt. Das wünschen sich Diabetologen in einem Fachgespräch über den Beginn der Insulintherapie.
In Deutschland werden schätzungsweise 80‒90% der Menschen mit Typ-2-Diabetes in einer hausärztlichen Praxis betreut. Eine engere Zusammenarbeit zwischen hausärztlicher und diabetologischer Praxis könnte hierbei helfen und zur Entlastung beitragen. Allerdings, so monierte der Internist und Diabetologe Dr. med. Erik Wizemann aus Herrenberg bei einer Fachpresseveranstaltung, gibt es insgesamt zu wenig Diabetologen. Und zwar nicht nur, um den wachsenden Ansprüchen an die Versorgung wie in seiner Region von Baden-Württemberg gerecht werden zu können. Sondern um, wie in anderen Regionen, überhaupt eine fachdiabetologische Versorgung zu ermöglichen, wie die Allgemeinmedizinerin Lucie Armbrecht (Schlettau) kritisierte: „In unserer Region im Erzgebirge sind wir akut unterversorgt ‒ es gibt im Umkreis von Dutzenden Kilometern überhaupt keine diabetologische Facharztpraxis.“
Da die Zahl der Diabetologen nicht steigt und nur etwa 20‒25% der Typ-2-Diabetiker von Hausärzten auf Insulin eingestellt werden, so der Internist Dr. med. Jörg Hintze (Hainburg), verzögert sich der leitliniengerechte Insulintherapie-Beginn bei vielen Patienten um Jahre. Zum Beginn der Insulintherapie empfiehlt sich ‒ auch entsprechend der Nationalen VersorgungsLeitlinie (NVL) Typ-2-Diabetes ‒ der Einsatz von lang wirksamen Insulinen. So einfach dies in der Theorie klingt, berichtete Armbrecht aus ihrer Erfahrung, so schwierig kann der Beginn der ‒ oft sehr individuellen ‒ Insulintherapie in der Praxis sein. „Zum einen stehen viele Patienten diesem Schritt zunächst skeptisch gegenüber. Zum anderen ist die Zeit, die den Praxen für eine zielgerichtete, individuelle Beratung sowie für umfassende Schulungen zur Verfügung steht, leider oft begrenzt.“
Primäre Behandlung in der Hausarztpraxis
Alle Diabetes-Experten waren sich einig, dass Basalinsuline wie Insulin degludec dazu beitragen können, den Insulineinstieg zu erleichtern und so mehr Zeit für andere Themen in der hausärztlichen Praxis zu schaffen. Eine relevante Eigenschaft ist der besondere Verzögerungsmechanismus, der zur Ausbildung eines flachen und stabilen Wirkprofils über den ganzen Tag beiträgt. Dieser ermöglicht es, den täglichen Injektionszeitpunkt bei Bedarf flexibel zu verschieben, ohne Beeinträchtigungen der Sicherheit und Wirksamkeit in Kauf nehmen zu müssen. „Diese alltagstauglichen Eigenschaften geben mir als Arzt zusätzliches Vertrauen, weil gerade am Anfang einer neuen Therapie einfach nicht immer alles nach Plan läuft“, so Wizemann. Das Basalinsulin leistet aufgrund seines Wirkprofils einen Beitrag, um eine stabile glykämische Einstellung zu erreichen.
„Die primäre Behandlung vieler Patienten mit Typ-2-Diabetes in hausärztlichen Praxen reicht in der Regel aus und wir können unsere Patienten gut einstellen“, so die Allgemeinärztin Armbrecht. „Doch in speziellen Fällen kann die Überweisung an eine diabetologische Praxis erforderlich werden, etwa wenn Patienten über längere Zeit ihre Therapieziele nicht erreichen oder eine stabile Einstellung schwerfällt“, ergänzte Hintze, und sagte weiter: „Auch wenn die Ressourcen für individuelle Schulungen knapp sind, weil geschultes Praxispersonal fehlt oder sich die Einstellung auf das Basalinsulin als schwierig erweist, bietet es sich an, die betroffenen Patientinnen und Patienten an eine diabetologische Schwerpunktpraxis zu überweisen.“
Online-Presseveranstaltung Novo Nordisk Pharma GmbH, März 2022