Die Lokalbehandlung der Psoriasis hat ihren festen Platz im klinischen Alltag, ungeachtet der immensen Fortschritte in der systemischen Therapie dieser häufigen, chronisch-entzündlichen Hautkrankheit. Für den Therapieerfolg ist jedoch die Patientenadhärenz entscheidend, die wiederum von einer praktikablen Anwendung abhängt.
Die S3-Leitlinie zur Therapie der Psoriasis bestätigt den lokaltherapeutischen Goldstandard in Form der Kombinationstherapie aus dem Klasse-III-Steroid Betamethason und dem Vitamin-D-Derivat Calcipotriol. Das Steroid bekämpft die Entzündung, das Infiltrat und den Juckreiz, während Calcipotriol über selektiven Angriff an den Vitamin-D-Rezeptoren der Schuppenbildung und den Entzündungsreizen entgegenwirkt sowie das Zellwachstum normalisiert. Entscheidende Vorteile dieser topischen Therapie sind die Vermeidung von unerwünschten systemischen Arzneimittelwirkungen und die jahrzehntelange Erfahrung mit diesen Wirkstoffen.
Doch obwohl wirksam, etabliert, empfohlen und sicherer im Vergleich zur Systemtherapie, findet diese Behandlung nicht immer die notwendige Akzeptanz seitens der betroffenen Patienten. Patientenadhärenz ist aber eine ganz wesentliche Voraussetzung für die erfolgreiche Therapie chronischer Dermatosen.
Cremeformulierung bietet Vorteile
Bei indikationsgerechter Hautbehandlung sind lokale Reizungen mit Rötung, Juckreiz und Brennen durch Calcipotriol selten. Die Synergie von Betamethason und Calcipotriol scheint einen abmildernden Effekt auf das kortikogene Hautatrophierisiko zu haben, sodass auch mehrwöchige Behandlungen bedenkenlos möglich sind. Die Akzeptanz einer Lokaltherapie ist zumeist vielmehr abhängig von der Art des Vehikels bzw. von der bestehenden Galenik. Als unangenehm wird es empfunden, wenn ein Externum sich nur zäh auftragen lässt oder als fettig-schmierige Schicht auf der Haut liegt, insbesondere bei Anwendung im Gesicht oder in Faltenbereichen.
Ebenfalls problematisch ist ein nur langsames Einziehen in die Haut und eine dadurch zeitraubend langwierige Prozedur. Ergebnis dessen sind Therapieuntreue oder sogar Therapieabbruch. Idealerweise sollte ein Externum dem Patienten ein eher pflegendes und kosmetisch akzeptables Therapieerleben vermitteln (Abb.).
Das bislang grundlegende Problem bestand darin, dass sich sowohl Betamethason als auch Calcipotriol extrem schlecht in wässrige Grundlage bringen lassen, hauptsächlich aufgrund einer extremen pH-Instabilität. Calcipotriol in Fixkombination mit Betamethason war bislang in Form von Salbe, Gel und Schaum verfügbar. Gemessen an den Definitionen von Gel als wässrige Dispersion und Schaum als von flüssigen Wänden eingeschlossenen gasförmigen Bläschen handelte es sich bei den verfügbaren Präparaten nur scheinbar um Innovationen, die in Wirklichkeit weiterhin eine weitgehend nicht wässrige, ölig-fettige Konsistenz hatten, die von den behandelten Patienten auch so wahrgenommen wurde.
Erst kürzlich ist es mittels einer neuartigen Technologie aus Dänemark gelungen, die Fixkombination aus Betamethason und Calcipotriol in gebrauchsfertige Cremeformulierung (Öl-in-Wasser-Emulsion) zu bringen. Basis ist dabei eine Technologie, die es erlaubt, die beiden Agonisten stabil in wässriger Lösung zu vereinigen. Dabei werden die Wirkstoffe in verschiedene multimolekulare Schichten von Emulgatorhüllen eingeschlossen, wobei hier für das Vermischen von Öl und Wasser nur ein Bruchteil (10- bis 30-fach geringer) des für herkömmliche Cremes und Lotionen benötigten Emulgators erforderlich ist. Zu den wesentlichen Eigenschaften dieser Formulierung zählen die effektivere Penetration von Wirkstoffen in das Zielgewebe, die verbesserte Löslichkeit und Stabilität der Wirkstoffe, die hohe Verträglichkeit und ein besonders hoher Behandlungskomfort. Das Einsparen von Emulgator schützt außerdem Ökosystem und Mikrobiom der Haut und vermeidet deren zu starke Austrocknung.
Zulassung in Europa
Das neue Fixkombinationspräparat aus Betamethasondipropionat 0,5 mg/g und Calcipotriol 50 µg/g als Cremeformulierung wurde zunächst im Juli 2020 in den USA und jetzt im Oktober 2021 auch in Europa für die Lokalbehandlung der milden und moderaten Plaque-Psoriasis einschließlich der Kopfhaut-Psoriasis im Erwachsenenalter zugelassen. Zwei randomisierte multizentrische Phase-III-Zulassungsstudien wurden im direkten Head-to-Head-Vergleich der Fixkombination aus Betamethason und Calcipotriol einerseits als Öl-in-Wasser-Emulsion und anderseits als herkömmliches öliges Vehikel als Gel bzw. topische Suspension durchgeführt. Ergebnisse: Der Therapieerfolg, gemessen am Physician Global Assessment (PGA), war in der neuartigen Cremeformulierung mit 42,2 % vs. 31,9 % in der herkömmlichen Formulierung signifikant höher. Diese Überlegenheit bestätigte sich auch in der Einschätzung im Subject Global Assessment (SGA). Im Dermatology Life Quality Index (DLQI) wurde ein Score von 0 bzw. 1 (keine Beeinträchtigung der Lebensqualität durch die Psoriasis) bei 43,8 % in der Creme-Gruppe vs. 34,2 % in der Vergleichsgruppe ermittelt. Ein signifikant höherer Anteil von Patienten erreichte eine klinisch bedeutsame Besserung von mindestens vier Punkten im DLQI nach Anwendung der Cremeformulierung (> 60 % der Patienten von Woche 4 an). Die Behandlung mit der wässrigen Creme erzielte im Komparatorvergleich ebenfalls überlegene Werte in der EuroQol Visual Analogue Scale (EQ-VAS), einem standardisierten Selbstberichtsinstrument zum Gesundheitszustand des Patienten.
Die überlegene und überragende Patientenakzeptanz der neuartigen Cremeformulierung zeigte sich in der Psoriasis Treatment Convenience Scale (PTCS). Kriterien waren hier das angenehme Hautgefühl, die kosmetische Akzeptanz und die ungestörte Tagesroutine trotz Lokalbehandlung. Auf einer 50-Punkte-Skala bezüglich des Behandlungskomforts bestätigten 84 % der Patienten für das innovative Präparat die einfache Anwendung, die nicht fettende Anwendung und die allenfalls minimale Störung der täglichen Routine.
Der Experte
Dr. med. Viktor Alexander Czaika
Facharzt für Dermatologie,
Venerologie und Innere Medizin
Bruno-Bügel-Weg 16
12439 Berlin
Literatur beim Autor