Pathogenetisch stehen altersbedingte Defizite, obere Atemwegsinfekte, chronische Sinusitiden, COVID-19, die Einwirkung von Medikamenten oder Toxinen, neurodegenerative Erkrankungen sowie Traumata im Vordergrund der Therapie. Prof. Dr. med. Werner Hosemann (Stralsund) fasste die aktuelle Studienlage zusammen.
In einer Übersicht zur Therapie von Riechstörungen stehen nach wie vor topische und systemische Kortikoide sowie ein Riechtraining im Vordergrund [1]. Dupilumab hat sich bei chronischen Entzündungen als wirksam erwiesen. In kleineren Studien beschriebene Effekte weiterer Wirkstoffe (z. B. Theophyllin, Pentoxifyllin, Alpha-Liponsäure, Omega-3-Fettsäuren, Vitamin A oder Insulin) müssen mit Blick auf unterschiedliche ätiologische Subgruppen der Riechstörung und auf bis zu 35 % spontane Besserungen des Riechvermögens interpretiert werden.
In einer nicht verblindeten prospektiven Pilotstudie erhielten 29 von 58 Patienten mit postviraler olfaktorischer Dysfunktion nicht nur das für alle 58 Patienten vorgesehene Riechtraining, sondern nahmen noch Omega-3-Fettsäuren über drei Monate ein [2]. Im Vergleich zur Kontrollgruppe zeigte die Omega-3-Gruppe eine signifikante Verbesserung der Riechschwelle im Test.
Riechstörungen mit bekannter Ursache
Bei posttraumatischen Riechstörungen wird ein frühes Riechtraining empfohlen. Orale Steroide und Zink sind weitere Optionen, ebenso wie topisch appliziertes Vitamin A (auch bei postinfektiösen Riechstörungen). Die topische Therapie mit Natriumcitrat kommt bei postinfektiösen Riechstörungen infrage.
Die Patienten sollten Anweisungen zu Therapie und Applikationssystemen erhalten. Bei einer Riechstörung aufgrund einer chronischen Rhinosinusitis mit Nasenpolypen (CRSwNP) werden orale Steroide über kurze Zeiträume empfohlen. Topische Steroide sollten in erhöhter Dosis gegeben werden.
Wenn operative Eingriffe und andere Therapien wirkungslos bleiben, wird zu Dupilumab geraten. Mepolizumab ist bei Riechstörungen weniger sicher wirksam. Liegt gleichzeitig allergisches Asthma vor, ist Omalizumab vorzuziehen. Entwickelte sich die Riechstörung unter einer chronischen Rhinosinusitis ohne Nasenpolypen (CRSsNP), sind orale und topische Steroide optional. Zu einer Makrolid-Therapie liegt keine Empfehlung vor, von topischen Antimykotika wird abgeraten. Bei einer allergischen Riechstörung zeigt eine Immuntherapie oft Erfolge.
Grundsätzlich wird die endoskopische Chirurgie der chronischen Sinusitis empfohlen. Bei Riechstörungen ohne bekannte Ursache wird von der generellen Therapie mit topischen Kortikoiden abgeraten. Systemische Kortikoide sind eine Option, zu Spülungen mit Budesonid wird ausdrücklich geraten. Ergänzend wird meist ein über 12–16 Wochen andauerndes Riechtraining mit vier verschiedenen Geruchsstoffen durchgeführt (mäßiger Therapieeffekt). Eine frühzeitige Behandlung ist generell ratsam. st
1 Jafari A et al., Curr Allergy Asthma Rep 2022; 22: 21–28
2 Hernandez AK et al., Rhinology 2022; 60: 139–144
Hosemann W, Nasennebenhöhlen/Rhinobasis, in: Handbuch UPDATE HNO 2022/2023