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Allgemeinmedizin

Antihypertensiva

Moderne Therapiekonzepte bei Bluthochdruck

Dr. Gerd-Marko Ostendorf

26.5.2022

Eine fixe Kombination niedrig dosierter Antihypertensiva als initiale Therapie sowie der nicht steroidale Mineralokortikoid-Rezeptor-Antagonist Finerenon stellen bei Hypertonikern mit Diabetes mellitus und Nephropathie moderne Konzepte in der Bluthochdruckbehandlung dar.

Weil eine Kombination mehrerer Wirkstoffe effektiver ist als eine antihypertensive Monotherapie, empfehlen die aktuellen europäischen Hypertonie-Leitlinien bereits zu Therapiebeginn eine duale Wirkstoffkombination. In der QUARTET-Studie wurde der Effekt einer Fixkombination von vier sehr niedrig dosierten Antihypertensiva in einer Kapsel verglichen mit Irbesartan in Standarddosierung [1]. In der „Quadpill“ betrug die Dosierung jeweils nur ein Viertel der üblichen in der Monotherapie verwendeten Menge (37,5 mg Irbesartan, 1,25 mg Amlodipin, 0,625 mg Indapamid und 2,5 mg Bisoprolol).

Kombination versus Monotherapie

Dabei zeigte sich, dass eine frühe, in der Einzeldosis subtherapeutische Kombination mehrerer antihypertensiver Substanzen als Erstlinientherapie effektiver ist als eine Monotherapie in therapeutischer Dosierung, berichtete Prof. Dr. med. Felix Mahfoud (Homburg/Saar). So war etwa der Anteil an Patienten mit erreichter Blutdruckkontrolle in der „Quadpill“-Gruppe um 30 % höher als in der Kontrollgruppe. Die Kombinationstherapie erwies sich als gut verträglich und Therapieabbrüche waren nicht häufiger erforderlich. Allerdings ist diese Medikamentenkombination bisher in Deutschland nicht zugelassen.

Neues in der Monotherapie

Aber auch in der medikamentösen Einzeltherapie der Hypertonie gibt es Neuigkeiten: Hier steht mit Finerenon ein neuer nicht steroidaler Mineralokortikoid-Rezeptor-Antagonist mit spezifischer Bindung an den Rezeptor und hoher Rezeptoraffinität zur Verfügung. So konnten in der Phase-III-Studie FIDELIO-DKD (Finerenon in Reducing Kidney Failure and Dis­ease Progression in Diabetic Kidney Disease) an über 1 000 Studienzentren mit insgesamt 5 734 Patienten mit Typ-2-Diabetes und chronischer Nierenerkrankung [2] sowie in der Studie FIGARO-DKD mit 7 437 Typ-2-Diabetikern und einer weniger stark ausgeprägten Niereninsuffizienz [3] die bessere Wirksamkeit von Finerenon hinsichtlich schwerer Komplikationen wie Nierenversagen, Herzinfarkt oder Herzinsuffizienz im Vergleich zu einer leitliniengerechten Therapie nachgewiesen werden. Auch die FIDELITY-Studie, eine präspezifizierte Analyse der FIGARO-DKD- und FIDELIO-DKD-Studien bei 13 171 Typ-2-Diabetikern mit einer Niereninsuffizienz in den Stadien 1 bis 4, zeigte eine gute Wirksamkeit von Finerenon, wobei gleichzeitig das relative Risiko für renale Komplikationen um 23 % reduziert werden konnte [4]. Diese Daten bestätigen den klinisch bedeutsamen positiven Effekt und die Sicherheit von Finerenon auf kardiovaskuläre und renale Endpunkte bei Patienten mit mittelschwerer bis schwerer chronischer Nierenerkrankung und Typ-2-Diabetes, fasste Mahfoud die aktuellen Studiendaten zusammen. Allerdings bleibe abzuwarten, ob die Substanz auch für Patienten mit Herzinsuffizienz einen Vorteil biete.

Chow CK et al., Lancet 2021; 398: 1043–1052
Bakris GL et al., N. Engl J Med 2020; 383: 2219–2229
Pitt B et al., N Engl J Med 2021; 385: 2252–2263
Agarwal R et al., Eur Heart J 2021; https://doi.org/10.1093/eurheartj/ehab777
Vortrag „Herz – Niere – Hypertonie“ von Prof. Dr. med. Felix Mahfoud, 17. DGK-Kardiologie-Update-Seminar (Veranstalter: med update GmbH), Mainz, März 2022

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