Für die symptomatische Behandlung der allergischen Rhinitis steht eine breite Palette an topischen und systemischen Medikamenten zur Verfügung. Die Auswahl fällt oft schwer. Wirksamkeit und mögliche Nebenwirkungen verschiedener Antiallergika wurden nun in aktuellen Metaanalysen miteinander verglichen.
In einem systematischen Review mit Metaanalyse wurde die Effektivität lokaler vs. systemischer Medikamente zur symptomatischen Therapie der allergischen Rhinitis einem Vergleich unterzogen. Dabei wurden intranasale Kortikosteroide oder Antihistaminika mit oralen Antihistaminika oder Leukotrien-Rezeptor-Antagonisten verglichen. Einbezogen wurden 35 Studien. Ausgewertete Parameter waren der TNSS (Total Nasal Score), der TOSS (Total Ocular Symptom Score), der RQLQ (Rhinoconjunctivitis Quality-of-Life Questionnnaire) sowie das Auftreten unerwünschter Ereignisse. Die intranasale Behandlung war der oralen Therapie in allen untersuchten Endpunkten signifikant überlegen, berichtete Prof. Dr. med. Martin Wagenmann (Düsseldorf).
Intranasale Medikamente auf dem Prüfstand
Die Wirksamkeit intranasaler Antihistaminika und Kortikosteroide sowie Kombinationspräparate bei allergischer Rhinitis im Vergleich zu Placebo wurde in einem weiteren systematischen Review mit Metaanalyse geprüft. Ausgewertet wurden 151 Studien. Die höchste Wahrscheinlichkeit für moderate bis starke Verbesserungen der nasalen Symptome (TNSS) sowie der krankheitsbezogenen Lebensqualität (RQLQ) wurden für ein Azelastin-Fluticason-Kombinationspräparat sowie für Fluticasonfuroat und Fluticasonpropionat beobachtet. In Bezug auf die Augensymptomatik (TOSS) wies die Azelastin-Fluticason-Kombination die höchste Effektivität auf.
In einer aktuellen Netzwerk-Metaanalyse (laut Wagenmann das methodisch bestes Werkzeug für direkte und indirekte Medikamentenvergleiche) wurden 167 Studien zu intranasalen Antiallergika bei allergischer Rhinitis ausgewertet. Wirksamkeitsparameter waren auch hier TNSS, TOSS sowie RQLQ. Die höchste Wirksamkeit wurde für Azelastin-Fluticason-Kombination sowie Fluticasonfuroat gefunden.
Fördern Antihistaminika Demenz?
Antihistaminika, insbesondere der 1. Generation, können zu Müdigkeit und auch zu kognitiven Beeinträchtigungen führen, berichtete Wagenmann. Anticholinerge Eigenschaften von H1-Antihistaminika werden sogar mit einem erhöhten Risiko für Demenz in Zusammenhang gebracht. Eine aktuelle Studie untersuchte die Auswirkungen einer Therapie mit H1-Antihistaminika im Langzeitverlauf anhand von Daten aus dem Gesundheitsregister in Taiwan. Eingeschlossen waren knapp 678 000 Personen mit neu aufgetretener allergischer Rhinitis, die mit Antihistaminika behandelt wurden. Kontrollgruppe waren rund 36 000 Betroffene, die keine Antihistaminika anwendeten. In Relation zur kumulativen Antihistaminika-Gesamtdosis konnte eine signifikant erhöhte Inzidenz von Demenz aufgezeigt werden, wobei das Demenzrisiko bei Antihistaminika der 1. Generation deutlich ausgeprägter war als bei Medikamenten der 2. Generation. Die klinische Relevanz sei anhand dieser Studie allein allerdings nicht zu beurteilen, so Wagenmann.
Vortrag von Prof. Dr. med. M. Wagenmann „Rhinitis, Nasenpolypen und Sinusitis“ anlässlich des 15. Allergo Updates, Mainz (hybrid), März 2025