- Anzeige -
Abrechnung

Urogynäkologische Abrechnungsziffern

Harninkontinenz – mehr als nur ein urologisches Problem

Dr. med. Dr. rer. nat. Peter Schlüter

6.12.2024

Mit zunehmendem Alter mehren sich die Probleme, Urin oder Stuhl willentlich zurückzuhalten. Es kommt zur Inkontinenz. Dieser Beitrag erläutert die verschiedenen Formen und gibt Tipps für die Abrechnung nach der GOÄ.

Die Inkontinenz kann viele bzw. ganz unterschiedliche Ursachen haben:

Dranginkontinenz: Schon geringe Urinmengen verursachen das Bedürfnis, Wasser lassen zu müssen. Dieses Bedürfnis tritt plötzlich auf und ist sehr stark, sodass es die Betroffenen oft nicht mehr schaffen, rechtzeitig die Toilette zu erreichen. Diese Drangform wird auch als imperativer Harndrang bezeichnet.

Die Belastungsinkontinenz (Stressinkontinenz) ist meist die Folge einer Schließmuskelschwäche. Dadurch kommt es beim Niesen, Husten oder Lachen zu einem unwillkürlichen Harnabgang.

Weitere Inkontinenzformen sind die Reflexinkontinenz (Schädigung des Rückenmarks) und die Überlaufinkontinenz bei gestörtem Harnabfluss. Mit steigendem Alter nehmen bei Männern und Frauen gleichermaßen die Mischformen zu.

Die Diagnostik

Anamneseerhebung und körperliche Untersuchung reichen oft schon aus, um den Verdacht auf eine Harninkontinenz zu erhärten und erste therapeutische Schritte einzuleiten. Im Einzelnen sind folgende diagnostische Schritte zu unterscheiden: Urinuntersuchung, Sonografie, Zystometrie und Zystoskopie.

Der Fall
Therapie einer Stressinkontinenz

Eine 61-jährige Patientin stellt sich in der Sprechstunde mit unfreiwilligem Harnabgang vor. Hier ist vor allem die eingehende Anamnese wichtig. Es sollen Angaben über die Häufigkeit des unfreiwilligen Harnabgangs, über die Mengen, die ­Auslöser, den tageszeitlichen Verlauf, eventuelle Begleitbeschwerden sowie Geburten und Operationen in der Vorgeschichte und über die Einnahme bestimmter Medikamente erhoben werden. Die Patientin ist verheiratet, hat 2 Kinder und ein normales Sexualleben. Aus der Anamnese ergeben sich keine Vorerkrankungen. Sie trinke etwa 2,5–3 Liter Flüssigkeit pro Tag, habe keinerlei ­Blasenschmerzen. Nykturie wird mit zwei- bis dreimal pro Nacht angegeben. Die Untersuchung des Abdomens und des Nierenlagers ergeben ­keinerlei pathologischen Befunde. Der Urin ist unauffällig. Die abdominelle Sonografie einschließlich der Nieren und ableitenden Harnwege ergänzt die Diagnostik. Es wird ein Termin zur Uroflowmetrie vereinbart.

Beim nächsten Kontakt wird die Zystoskopie durchgeführt und ein ausführliches Gespräch geführt. Dabei werden das Krankheitsbild einer Harninkontinenz und die therapeutischen Möglichkeiten erörtert.

Die Therapie bearbeiten

Jede Form der Harninkontinenz bedarf einer individuellen Behandlung. Es ist zwischen nicht operativer und operativer Behandlung zu unterscheiden.

Neben dem Training der Harnblase mit gezieltem Einüben einer regelmäßigen Harnblasenentleerung ist bei einer Vielzahl von Patienten und Patientinnen durch eine medikamentöse Therapie die Spannung der Blasenmuskulatur zu erreichen.

Bei gering ausgeprägter Stressinkontinenz kann die Beckenbodengymnastik unter entsprechender fachlicher Anleitung das Gewebe straffen und stärken. Angestrebt wird durch diese Übungen auch das Training für die willkürliche Kontrolle der Harnblase (Biofeedbacktraining).

Das Biofeedbacktraining lässt sich nach GO-Nr. 846 berechnen. Bei stark ausgeprägter Stressinkontinenz, d. h. Harnverlust bereits bei einfachen Verrichtungen des täglichen Lebens, muss eine Kombination von nicht operativer/medikamentöser Therapie mit einer operativen Behandlung, ggf. alleinige operative Verfahren, erwogen werden. Wichtig ist die Geduld für eine aufwendige und zeitintensive Therapie sowie eine entsprechende Begleitung und Betreuung der Patientinnen. Letzteres lässt sich über die Gebühren nach den GO-Nrn. 3, 15 bzw. 34 entsprechend abbilden.

Der Autor

Dr. med. Dr. rer. nat. Peter Schlüter
Arzt für Allgemeinmedizin
Arzt für Naturheilverfahren
76684 Tiefenbach
schlueter@vital-arzt-praxis.de
www.vital-arzt-praxis.de

Dr. Dr. Peter Schlüter ist promo­vierter Naturwissenschaftler und ­Mediziner. Seit 1982 ist er als Arzt für Allgemein­medizin mit betriebs­­wirtschaftlich ­opti­mierter Praxis nieder­gelassen. Als Berater zu allen ­Fragen der Praxisorganisation, Praxis­manage­­ment und ­Abrechnung ist er seit 1987 tätig.

Bildnachweis: privat

Lesen Sie mehr und loggen Sie sich jetzt mit Ihrem DocCheck-Daten ein.
Der weitere Inhalt ist Fachkreisen vorbehalten. Bitte authentifizieren Sie sich mittels DocCheck.
- Anzeige -

Das könnte Sie auch interessieren

123-nicht-eingeloggt