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Abrechnung

Komplexe Symptome, komplexe Ziffern

Menopause – Behandlung und Beratung richtig abrechnen

Dr. med. Dr. rer. nat. Peter Schlüter

18.10.2024

Die Symptome von Frauen während des menopausalen Übergangs variieren stark und reichen von vasomotorischen Symptomen bis zu komplexen psychophysischen Störungen. Dieser Beitrag gibt Hinweise zur Abrechnung.

Mit der letzten Regelblutung, der Menopause, endet die Fruchtbarkeit der Frau und es beginnt eine Phase der hormonellen Umstellung, die Wechseljahre. Diese Lebensphase ist keine Krankheit, sondern vielmehr ein physiologischer, durch die hormonelle Umstellung hervorgerufener Prozess, der in verschiedenen Phasen abläuft.

Es ist wichtig immer wieder gegenüber den Patientinnen festzuhalten, dass die Menopause keine Krankheit ist, sondern ein physiologischer Prozess. Dabei gibt es unterschiedliche therapeutische Ansätze, die Beschwerden in der Menopause zu lindern. Aber auch ohne spezielle Therapie lassen Hitzewallungen und Schweißausbrüche bei fast allen Frauen mit der Zeit nach und verschwinden von selbst. Zur Linderung von Wechseljahresbeschwerden werden unter anderem auch zahlreiche komplementäre Präparate angeboten, häufig in Form von Nahrungs-ergänzungsmitteln. Am besten untersucht sind ­Produkte, die pflanzliche Estrogene enthalten, sogenannte Phytoestrogene. Sie sind beispielsweise in Präparaten auf Sojabasis enthalten.

Die bisher wirksamste Behandlung von Wechseljahresbeschwerden ist eine Hormonersatztherapie (HRT). Mit der Gabe von Estrogenen in Form von Tabletten, Pflastern oder Gel lassen sich die Symp­tome des Estrogenmangels sowie auch dessen Auswirkung auf den Knochenstoffwechsel recht zuverlässig behandeln. Lediglich die depressiven Verstimmungen sprechen weniger gut auf die Gabe von Estrogenen an. Hier ist durchaus der Einsatz von Antidepressiva sinnvoll und bedeutet für die betroffenen Frauen eine deutliche Besserung der Lebensqualität. Im Zusammenhang mit der Osteoporose ist zu beachten, dass allein die Hormonersatztherapie nicht ausreicht, die Auswirkungen der Hormonänderungen des Körpers auszugleichen. Vor allem ist auf eine ausreichende Calcium- und Vitamin-D-Zufuhr wie auch auf entsprechende körperliche Aktivität zu achten.

Bei den in Medikamenten zur Hormonsubstitution bzw. Hormontherapie verwendeten Estrogenen handelt es sich um „natürliche“ Estrogene – die auch im Körper vorkommen – oder um konjugierte Estrogene.

Der Fall
Depressive Phase in der Perimenopause

Die 57-jährige, normgewichtige Patientin beobachtet seit einigen Monaten unregelmäßige Zyklusblutungen, die aktuell auch ausgeblieben sind. Zeitgleich traten bei ihr Hitzewallungen und Schlafstörungen auf. Sie sei nervös, unkonzentriert, fühle sich depressiv und habe an vielen Dingen keinen Spaß mehr, was früher nicht so der Fall war. Die Patientin stellt sich mit der Frage der Therapiemöglichkeiten vor, da sie sich vor allem wegen der depressiven Phasen Sorgen mache. Es wurde eine gynäkologische Vorsorgeuntersuchung, die terminlich auch anstand, durchgeführt und eine Blutentnahme zur Hormonbestimmung. Abschließend wurde mit der Patientin ein weiterer Termin zur Ergebnisbesprechung vereinbart. Zu diesem Termin sollte auch ein exploratives Gespräch geführt werden, um der Patientin die Zusammenhänge auf psychosomatischer Ebene zu erörtern.

Beim nächsten Termin erfolgt eine eingehende Erörterung der Symptomatik in der Menopause und deren Therapiemöglichkeiten sowie ein exploratives Gespräch, um die psychosomatischen Zusammenhänge zu erörtern. Der Patientin werden weitere therapeutische Gespräche auf psychotherapeutischer Grundlage zum Umgang mit den Wechseljahresbeschwerden angeboten. Für diese therapeutischen Gespräche lassen sich die Gebühren nach den GO-Nrn. 804, 806 bzw. 849 berechnen. Hier ist zusätzlich zu beachten, dass sich die Berechnung der eingehenden Erörterung nach GO-Nr. 34 nicht neben den Gesprächsleistungen nach den GO-Nrn. 804, 806 bzw. 849 ausschließt.

Psychophysische Störung in der Menopause

Vielfach zeigen sich im Zusammenhang mit dem Auftreten der Wechseljahre auch psychische bzw. psychosomatische Beschwerdebilder, da die Symptome der Hormonumstellung des Körpers für die Frau sehr belastend sein können. Solche psychosomatischen Beschwerdebilder müssen häufig durch verbale Intervention mitbehandelt werden. Die psychophysische Diagnostik und die dazugehörigen therapeutischen Gespräche sind nach GOÄ auch von Ärzten und Ärztinnen des gynäkologischen Fachgebietes berechnungsfähig. Gerade die eingehende psychiatrische Untersuchung nach Nr. 801 impliziert bei vielen gynäkologisch Tätigen Berührungsängste. Hier sollte doch die Möglichkeit der Modifizierung der Leistungsinhalte der Gebühren der GOÄ (Änderung der Leistungslegenden) genutzt werden. Die Legende der Leistung nach GO-Nr. 801 lässt sich einfach formulieren als: „Psychophysischer Status“. Bei funktionellen Störungen, bei psychovegetativen Störungen, bei vegetativer Labilität, bei depressivem Stimmungsbild und bei psychisch belastenden Wechseljahresbeschwerden, wäre beispielsweise eine entsprechende Exploration denkbar und medizinisch sinnvoll. Sie erfolgt auch in den meisten Fällen durch die betreuende Person, wobei jedoch der Niederschlag in der Abrechnung bzw. der Rechnungsstellung oft fehlt. Gerade bei den psychisch so häufig und auch stark belastenden Symptomen der Menopause sollte die Möglichkeiten der Kommunikation und Rhetorik entsprechend genutzt werden. Dies kann und darf auf dem gynäkologischen Fachgebiet auch abgerechnet werden.

Abschließender Tipp

Da sich die Berechnung der GO-Nrn. 804, 806 und 849 neben der eingehenden Erörterung nach GO-Nr. 34 ausschließen, Letztere jedoch am höchsten bewertet ist, wäre für die Erörterung der Untersuchungsbefunde die GO-Nr. 34 zu berechnen. In den Folgesitzungen, die vorwiegend der psychosomatischen Gesprächstherapie dienen, könnte dann je nach Gesprächsinhalt die GO-Nr. 804, 806 oder 849, ggf. auch mit einem gesteigerten Faktor entsprechend § 5 GOÄ, berechnet werden.

Der Autor

Dr. med. Dr. rer. nat. Peter Schlüter
Arzt für Allgemeinmedizin
Arzt für Naturheilverfahren
76684 Tiefenbach
schlueter@vital-arzt-praxis.de
www.vital-arzt-praxis.de

Dr. Dr. Peter Schlüter ist promo­vierter Naturwissenschaftler und ­Mediziner. Seit 1982 ist er als Arzt für Allgemein­medizin mit betriebs­­wirtschaftlich ­opti­mierter Praxis nieder­gelassen. Als Berater zu allen ­Fragen der Praxisorganisation, Praxis­manage­­ment und ­Abrechnung ist er seit 1987 tätig.

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