Der immer größer werdende Bedarf an histologischen Untersuchungen bei zunehmendem Personalmangel macht die Digitalisierung auch für die Dermatopathologie interessant. Angefangen bei der Digitalisierung des Labor-Workflows bis hin zum Einsatz von Künstlicher Intelligenz bei der Befundung bieten sich einige Möglichkeiten.
Während Abläufe wie Zuschneiden, Einfärben oder Eindecken wohl weiterhin von Menschenhand durchgeführt werden müssen, gibt es einige Bereiche, in denen Digitalisierung durchaus möglich ist, erläuterte Prof. Dr. med. Jörg Schaller (Duisburg-Essen). Neben der automatisierten Erfassung von Probeneingang und Patientendaten ist das Erstellen eines Barcodes unerlässlich, um den Labor-Workflow digital steuern zu können.
Der digitale Labor-Workflow ist Grundvoraussetzung für die KI-Anwendung.
Auch wenn die Investitionskosten dafür zunächst hoch sind: auf lange Sicht lohnt es sich, so Schaller. Denn das papierfreie Arbeiten mit zentral gespeicherten und patientenbezogen abrufbaren Daten spart Zeit und erhöht die Qualitätssicherung. Mit der Digitalisierung der Präparate sind dann auch das ortsunabhängige Arbeiten am virtuellen Mikroskop, die Vernetzung mit anderen Instituten und digitale Weiterbildungen möglich, so der Experte. Und nicht zuletzt ist es Voraussetzung für die Anwendung der Künstlichen Intelligenz (KI) in der Dermatopathologie, die einerseits eine Entlastung im Arbeitsalltag bieten soll – z. B. durch Algorithmen für Diagnosestellungen, Messungen und Zählungen –, und zum anderen bei komplexen Fragestellungen, die der Dermatopathologe nicht leisten kann, zum Einsatz kommen soll. „Wir haben ein Projekt zur Digitalisierung und KI in der Diagnostik des BCC gestartet, bei dem durch die Menge und Qualität der Daten ein Training der KI gut möglich war“, so Schaller. Erkannt wurden dabei tatsächlich 99,04 % der BCC-Fälle, was für eine hohe Sensitivität spricht. Es wurden aber auch die Hälfte aller Histiozytome und etwa 15 % aller Fälle von Morbus Bowen und seborrhoischen Keratosen als BCC erkannt. Auch in Essen wurden zwei Digitalisierungs/KI-Projekte gestartet, berichtete Prof. Dr. med. Klaus Griewank (Essen).
Die Befundung von Onychomykosen mittels KI führte allerdings nur zu 86 % richtigen Diagnosen (Sensitivität 94 %; Spezifität 77 %), was allerdings an den laborbedingt unterschiedlichen Färbungen der Präparate sowie unscharfen Bereichen der digitalen Bilder aufgrund der unebenen Schnitte des harten Nagelmaterials beruhen könnte, so Griewank. Das zweite Projekt befasste sich mit der Sentinel-Lymphknoten-Befundung von Melanom-Patienten, deren Ergebnis eine hohe prognostische Aussagekraft besitzt. In der Testkohorte mit 60 Proben ergab die KI-Befundung eine Sensitivität von 91,94 % und eine Spezifität von 91,45 %. „Die bisherigen Ergebnisse sind vielversprechend: die KI hilft hier bei der Detektion und auch beim Vermessen von Melanom-Metastasen. Trotzdem bleibt die menschliche Kontrolle und Einordnung der KI-Vorschläge nach wie vor unerlässlich“, schloss Griewank. ca
Session 1: KI und mehr „Digitalisierung in der Dermatopathologie – Vom digitalen Workflow zur KI-gestützten Diagnostik“ und „Erfahrungen mit KI-unterstützter Diagnostik: von Nägeln bis Lymphknoten“