Die Impfung ist die bisher wirksamste Waffe im Kampf gegen das SARS-CoV-2. Wie es mit den Impfungen nun weiter gehen soll, wurde auf dem mRNA-Kongress thematisiert.
Der pharmakologische Durchbruch der mRNA-Technologie stellte sich erst jüngst ein, nachdem es gelungen war, das störanfällige Molekül durch liposomale Verpackung technologisch zu stabilisieren. Bis dahin waren nur wenige Wissenschaftler von dieser Methode überzeugt, an der seit Jahrzehnten mit dem Ziel geforscht wurde, die Energie des eigenen Immunsystems für die Therapie zu nutzen. Man konzentrierte sich daher weitgehend auf die DNS, von der – nach vorzeitigem Dogma – alles herzuleiten sei.
Mit den Worten von Professor Dr. med. Özlem Türeci, Mitbegründerin des Mainzer Pharma-Unternehmens Biontech und dort Vorstand Medizin, ist die Ribonukleinsäure „ein natürliches Molekül, ja sogar das älteste Molekül der Welt, versatil, von hoher Reinheit, frei von tierischem Material, ohne genomische Integration, mit gut charakterisierten Sicherheitseigenschaften, an unterschiedliche Anforderungen adaptiert und in der Produktion hochgradig skalierbar“ (1). Für die Herstellung von Medikamenten aber habe die RNS wegen der Möglichkeit des schnellen Abbaus als unsicher gegolten.
Da das Immunsystem nach einer Infektion aktiviert wird und eine „Armee von B- und T-Zellen aufbaut“, wird nach Darstellung des Immunologen Professor Dr. med. Carsten Watzl vom Leibniz-Institut für Arbeitsforschung in Dortmund zwar der Virustiter kontrolliert, jedoch nicht gänzlich beseitigt. Zudem verringert sich auch die Anzahl der immunkompetenten Zellen, wobei aber die Gedächtniszellen erhalten bleiben und somit grundsätzlich auch der Antigenschutz. Dieser Schutz ist allerdings nicht genau bestimmbar, denn auch das Virus entwickelt sich mit seiner „strukturierten Ordnung“ – etwa von alpha zu omikron – und exprimiert gewisse „escape mechanisms“.
Auch 60 Tage nach der Infektion sind in den Lymphozyten noch Spuren von Immunzellen nachweisbar. Dabei zeigt sich, dass von der Infektion Genesene weniger Antikörper besitzen als Geimpfte. Nach der zweiten Impfung empfiehlt Watzl eine Pause und nach drei Monaten eine weitere Impfung. Diese Auffrischung bietet 80%igen Schutz.
Bis zu fünf Impfungen
Als einen der größten Fehler der bisherigen Impfstrategie bezeichnete PD Dr. med Christoph Spinner, Infektiologe vom Münchener Klinikum rechts der Isar, die von der Wissenschaft bisher öffentlich kommunizierten Informationen: „Impfungen schützen vor Infektionen, ja das auch, aber sie bieten vor allem und in erster Linie Schutz vor schweren Erkrankungen“. Deswegen seien auch nach der Genesung, wie Studien aus Israel ergeben hätten, weitere Impfungen notwendig. Booster reduzieren die Mortalität um 90 %. Alle Vakzine bewahren vor schweren Krankheitsverläufen. Die Vierte Impfung sollte mindestens vulnerablen Personen vorgeschlagen werden, die STIKO empfiehlt bis zu fünf Impfungen. Eine Toleranzentwicklung („T-Zell-Erschöpfung“) sei grundsätzlich möglich, spiele aber bei den Boosterimpfungen keine Rolle.
Fazit
2.Biontech-mRNA-Kongress, April 2022