Rund ein Fünftel aller Besuche beim Gynäkologen geht auf Zyklusstörungen zurück. Sie werden oft mit Hormonen therapiert – es gibt aber auch durchaus vielversprechende Ansätze in der Alternativ- und Naturmedizin.
Jede Frau erlebt Abweichungen von der „perfekten“ Menstruation. Schon Belastungen wie Prüfungsstress oder Klimaveränderungen können dafür sorgen, dass der Rhythmus aus dem Takt kommt. Es kommt zu zeitlichen Unregelmäßigkeiten und Störungen der Blutungsstärke, nicht selten tritt beides in Kombination auf. Und ist das häufiger der Fall, sollte die Blutungsstörung behandelt werden. Am Anfang steht eine möglichst exakte Diagnose. Patientinnen mit Blutungsstörungen sollten daher genau Buch führen: über Blutungsdaten, Zeitraum und Stärke der Blutung, Zahl der verbrauchten Tampons oder Vorlagen sowie körperliche Symptome wie Schmerzen, Abgeschlagenheit oder andere Begleiterscheinungen. Auch Zwischenblutungen, Ausfluss, Haarausfall oder vermehrte Körperbehaarung und Befindlichkeitsstörungen.
In extremen Fällen kann es sein, dass die Betroffene nur zwei- oder dreimal im Jahr eine Regelblutung hat. Die Ursachen für die sekundäre Amenorrhoe und die Oligomenorrhoe sind sehr ähnlich. Die Einteilung bezieht sich willkürlich nur auf die Dauer der blutungsfreien Zeit und gibt Hinweise auf die Schwere der Störung, wir nutzen daher lieber den Begriff der Oligo-Amenorrhoe.
Die Ursachen können vielfältig sein und häufig spielt der Lebensstil dabei eine Rolle, z. B. Essstörungen, Leistungssport oder psychischer Stress. Auch endokrinologische Grunderkrankungen (Schilddrüse, Nebenniere) oder ein erhöhter Prolaktinspiegel können für das Ausbleiben verantwortlich sein, sowie Schilddrüsenerkrankungen oder Nebennierenstörungen. In diesem Fall sind weitergehende Hormonbestimmungen erforderlich, um eine mögliche Grunderkrankung zu diagnostizieren und Malignome auszuschließen.
Ist die Blutung zu selten oder bleibt aus, sollten Sie mit der Patientin zunächst über ihren Lebensstil sprechen: Vor allem ein auffälliges Essverhalten und extreme sportliche Aktivitäten gehen häufig mit einer Oligo-Amenorrhoe einher. Kommt die Blutung durch leichte Essstörungen zu selten oder bleibt ganz aus, kann manchmal mit einer gezielten Ernährungsumstellung eine schnelle Regulierung erreicht werden. Generell gilt: Frauen, die zu wenig wiegen, müssen die Energiezufuhr in vernünftigem Maß erhöhen. Bei starkem Übergewicht ist dagegen eine Fastenkur angeraten.
Besprechen Sie die Optionen und Aussichten einer Lebensstiländerung mit der Patientin, bevor Sie weitere Schritte einleiten. Betroffene Frauen sollten ihre Ernährung zumindest überprüfen. Knapp bemessene und einseitige Kost begünstigt Zyklusstörungen. Problematisch ist beispielsweise ein Schwerpunkt auf tierischen Produkten, womit nicht nur Fleisch, sondern auch Joghurt gemeint ist, oder ein Übermaß an Vollkornprodukten bei gleichzeitig extrem reduzierter Fettaufnahme. Es kommt zu einem Mangel an B-Vitaminen und Mineralstoffen, die für die Hormonproduktion wichtig sind. Multivitamin-Multimineralpräparate (z. B. von biosyn) enthalten von vielen Nährstoffen bereits über die Hälfte der empfohlenen Tageszufuhr und bewahren vor einem Mangel.
Bei Oligo-Amenorrhoe sollten Vitamin B3 und Zink den Appetit fördern. Probiotika und Tryptophan-haltige Nahrungsergänzungsmittel können helfen, einen durch wiederholte Diäten gestörten Serotoninstoffwechsel zu normalisieren und wirken sich so günstig auf den Zyklus aus. Manche Produkte enthalten neben Tryptophan NADH Coenzym 1, das ebenfalls den Serotoninspiegel erhöht und das emotionale Befinden bessert.
Auch Schüßler-Salze können bei Oligo-Amenorrhoe zum Einsatz kommen. Ist dem Ausbleiben der Blutung eine Infektion vorausgegangen, sollten im Wechsel Ferrum phosphoricum D12 und Kalium phosphoricum D6 verwendet werden. Bei Übergewicht vor jeder Mahlzeit ein Glas heißes Wasser in kleinen Schlucken trinken, in dem je 5 Tbl. Natrium sulfuricum D6 am Morgen, Kalium phosphoricum D6 mittags und Natrium phosphoricum D6 am Abend gelöst sind. Steht ein Zusammenhang zwischen der Amenorrhoe und der Schilddrüsenfunktion im Raum, sollten Kalium jodatum D6 oder Arsenum jodatum D12 zum Einsatz kommen.
Phytomedizinisch bietet sich bei Oligo-Amenorrhoe mindestens drei Monate lang 1× tgl. 1 Tbl. Keuschlammfrucht als Fertigarznei an (z. B. Femicur N, Schaper) oder Agnucaston (Bionorica). Die Therapie eignet sich auch gegen Metrorrhagie. Auch mit tgl. je 3–5 Tr. Alchemilla Urtinktur und Rosmarinus Urtinktur können Verbesserungen erreicht werden. Besteht eine Schilddrüsenüberfunktion, sollten 3× tgl. 2–3 Tr. Lycopus Urtinktur während des ganzen Zyklus verwendet werden, auch zusätzlich zur Schilddrüsenhormonbehandlung. Bei Frauen über 30 Jahren, die eine Oligomenorrhoe mit Gelbkörperschwäche haben, kommen außerdem Präparate mit Traubensilberkerzenextrakt infrage. Bei hellroten Zwischenblutungen (Spottings), auch bei liegender Spirale, 3× tgl. 3–5 Tr. Millefolium Urtinktur.
Bei Polymenorrhoe ist ein Zyklusintervall kürzer als 25 Tage. Das Phänomen kann in der Pubertät oder bei Stress auftreten, zeigt sich aber meist in den Jahren um die Menopause herum. Über eine Basaltemperaturkurve sollte untersucht werden, ob wirklich eine Polymenorrhoe vorliegt oder ob es sich um einen normalen Zyklus mit Zwischenblutungen handelt.
Das Komplexmittel Mastodynon mit Keuschlammfrucht bringt häufig erstaunliche Erfolge. Bei Polymenorrhoe gilt: 2–3× tgl. 4 Globuli in D12 Calcium carbonicum, wenn die Blutung ausgesprochen stark ist, lang andauert und das PMS hinzukommt, Cyclamen bei sehr schmerzhafter Menstruation mit schwarz-klumpigem Blut, Sepia, wenn die Blutung eher gering ausfällt und Bewegung Besserung der Begleiterscheinungen bringt. Zeigen sich nach zwei Zyklen keine deutlichen Verbesserungen, stellen Sie auf ein für die Patientin ausgewähltes Konstitutionsmittel um. Liegt Metrorrhagie vor, 2–3× tgl. 4 Globuli in D12 Belladonna, wenn starke pochende Kopfschmerzen auftreten, Bovista, wenn die Blutungen, auch die regulären, vor allem nachts kommen, Erigeron bei recht starken Blutungen mit hellrotem Blut, die bei Bewegung noch zunehmen. Auch hier gilt: Keine Verbesserungen nach zwei Zyklen, probieren Sie ein Konstitutionsmittel.
Bei Spottings oder Metrorrhagie hat sich gezeigt, dass der Konsum von viel Kaffee und Nikotin, womöglich noch zusammen, mit dem Auftreten in Verbindung gebracht werden kann. Darum sollten Patientinnen den Konsum probehalber über einen längeren Zeitraum drastisch einschränken. Das gilt übrigens auch für Ginsengpräparate und Nahrungsergänzungsmittel / Tees mit vielen Phytohormonen.
Die Menorrhagie steht nicht selten im Zusammenhang mit Zyklen, bei denen kein Eisprung stattfindet, z. B. in der Pubertät oder in Stressphasen. In der Perimenopause sind Zyklen ohne Eisprung die Hauptursache für die lange und besonders starke Blutung. Bei der Hypermenorrhoe gehen über 80 statt der durchschnittlichen 30 ml Blut verloren. Hält die Störung mehrere Monate oder sogar über Jahre an, kann sich daraus eine chronische Blutarmut entwickeln.
Auch bei zu lang dauernder Blutung und Hypermenorrhoe gibt es alternative Therapieansätze. Homöopathisch kann die Patientin zwei Tage vor Einsetzen der Periode beginnend 2–3× tgl. 4 Globuli in D12 von Calcium carbonicum, Cyclamen, Erigeron, Ferrum metallicum, Lilium tigrinum oder Ustilago einnehmen. Die Schüßler-Salze Ferrum phosphoricum D12 (Nr. 3), evtl. mit Calcium carbonicum Hahnemanni D6 (Nr. 22) werden im Wechsel während des ganzen Zyklus eingenommen.
„Selbst hergestellter Tee kann helfen, typische Menstruationsbeschwerden zu lindern.“
Ein bewährtes Pflanzenmittel ist blutstillender Heiltee: 2 TL Hirtentäschelkraut auf 250 ml kochendes Wasser, 10 Min. ziehen lassen und abseihen, davon 2 Tassen tgl. gemischt mit Schafgarbe, Brennnessel und Frauenmantel schmeckt der Tee besser. Zum Vorbeugen und Lindern vor und während der Menstruation helfen 3× tgl. 3–5 Tr. Bursa pastoris-Extrakt, während des übrigen Zyklus 3× tgl. 3 Tr. Millefolium. Liegt bereits eine Blutarmut vor, ist Floradix mit Eisen (Salus) das Mittel der Wahl. Bei Hypomenorrhoe können Beifuß, Mönchspfeffer und Rosmarin in Form eines Tees den Blutfluss fördern. Oder 3× tgl. 3 Tr. Rosmarinus Urtinktur.
Dysmenorrhoe tritt bei mehr als der Hälfte aller heranwachsenden Frauen hin und wieder auf, aber nur etwa 20 % sind so stark betroffen, dass sie die Beschwerden therapeutisch lindern lassen. Die Regelschmerzen können dann bis in den Rücken und die Oberschenkel ausstrahlen. Sie erreichen am ersten und zweiten Tag der Blutung ihren Höhepunkt und gehen oft Hand in Hand mit weiteren Krankheitssymptomen wie Kopfschmerzen, Müdigkeit, Übelkeit und Erbrechen, Appetitlosigkeit oder auch Verstopfung bzw. Durchfall. Nicht selten ist die Dysmenorrhoe mit einer Zyklusstörung kombiniert. In erster Linie muss an eine Endometriose gedacht werden.
Falls organische Auslöser gefunden werden, stehen die in der Therapie natürlich ganz oben. Auch Schmerzmittel, die den Prostaglandinspiegel senken, können geeignet sein. B-Vitamine und Magnesium wirken hormonell ausgleichend und entkrampfend, z. B. in MICROSAN (biosyn). Anfangs 3× tgl. 1, bei Nachlassen der Beschwerden reduzieren. Auch sogenannte Nährstoffpakete können bereits nach einem Monat für eine Besserung sorgen.
Die Schüßler-Empfehlung lautet 5 Tbl. Magnesium phosphoricum D6 (Nr. 7) in Wasser auflösen und alle 5 Min. einen Schluck trinken. Und von den pflanzlichen Präparaten haben wir mit Natudolor (Salus, 3x 1 Tbl.) mit Gänsefingerkraut sowie mit Keuschlammfruchtextrakt gegen latenten Gelbkörperhormonmangel gute Erfahrungen gemacht. Beide sollten während des ganzen Zyklus eingenommen werden. Alternativ 1–3× tgl. 2–5 Tr. Alchemilla Urtinktur während des gesamten Zyklus oder direkt bei Einsetzen der Periode.
Ein selbst hergestellter Tee kann helfen, Krämpfe zu lösen und damit Schmerzen lindern: Dazu 30 g Kamillen- und 20 g Schafgarbenblüten, 20 g Melissenblätter, 20 g Gänsefingerkraut und 10 g Fenchelfrüchte mischen. Einen gehäuften TL der Mischung mit 150 ml kochendem Wasser aufgießen, bedeckt 10–15 Min. ziehen lassen und 5 Tassen pro Tag trinken.
Schon länger ist bekannt, dass die sportliche Leistungsfähigkeit sich mit der Zyklusphase ändert. So zeigt Muskelaufbautraining in der ersten Zyklushälfte besonders große Erfolge, was mit der anabolen Wirkung des Estradiols in Verbindung steht. Für Profi-Athletinnen hat das durchaus Auswirkungen auf die Karriere, für die anderen 99 % der Frauen ist es aber eher unerheblich. Wichtig für alle ist dagegen der positive Einfluss von Bewegung auf Menstruationsbeschwerden. Sport fördert die Durchblutung und gleicht etwaige Endorphinmängel sowie Gefäßverengungen aus, die zu Bauchkrämpfen oder Migräne führen können. In Studien konnte Sport erfolgreich PMS, Kopfschmerzen, Müdigkeit, Schwere- oder Spannungsgefühl sowie Wassereinlagerungen lindern.
Die Autorin
Prof. Dr. med. Ingrid Gerhard
Albert-Überle-Straße 11
69120 Heidelberg